Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Hexer - NR40 - Das unheimliche Luftschiff

Der Hexer - NR40 - Das unheimliche Luftschiff

Titel: Der Hexer - NR40 - Das unheimliche Luftschiff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verschiedene
Vom Netzwerk:
und wenige Sekunden später hallte das Schrillen der Alarmglocke über den Kanal.
    »Alle Mann an Deck!« schrie eine Stimme. Howard war herumgefahren und starrte nun wieder auf die Wellen hinab. »Aufgelaufen«, zischte er. »Aber das kann nicht sein. Merkst du, wie das Schiff weiterhin schaukelt? Und sieh dir die Gischt an. Es fährt mit gleichbleibender Geschwindigkeit weiter!«
    Auch auf der Brücke schien man zu erkennen, daß der Schlag nichts mit der Fahrt des Schiffes zu tun gehabt hatte. Das mehrmalige Klingeln der Sprechverbindung zwischen Maschinenraum und Brücke und die Widerrufung des Kommandos ließen erkennen, daß es weder einen technischen Schaden im Schiff gab, noch daß es auf ein Hindernis aufgelaufen war.
    Dennoch war etwas faul. Es wurde nun rasch kälter, und Howard war gerade dabei, sich die Ärmel vorzukrempeln, als er sah, daß die übrigen Deckgäste nach und nach im Innern des Schiffes verschwanden.
    »Vielleicht haben sie recht, wenn sie hineingehen«, sagte Lovecraft zu sich selbst. »Und was tun wir?«
    Er warf einen Blick zum Himmel empor. Auch dort konnte er kein Anzeichen einer drohenden Gefahr erkennen.
    Dunkelheit lastete über dem Firmament; nur wenn er den Kopf drehte und in Fahrtrichtung über das Wasser schaute, sah er in Horizontnähe Sterne blinken. Sie bildeten einen flachen Bogen über dem Kanal und der ihn säumenden Wüste.
    Der übrige Himmel war schwarz, als hätte ein unsichtbarer Mantel alle Sterne verschluckt. Und erst in diesem Augenblick begriff Howard, daß sich die Welt um die QUEEN VICTORIA herum verändert hatte.
    »Kapitän!« schrie er über das Deck. »Mit Volldampf voraus! Sehen Sie sich den Himmel an! Die Sterne sind verschwunden.«
    Der Befehlshaber des Schiffes trat aus dem Führerhaus und überzeugte sich mit eigenen Augen von dieser physikalischen Unmöglichkeit, doch er reagierte völlig falsch darauf. Statt Howards Rat zu beherzigen, ließ er das Schiff anhalten. Es wurden zwei zusätzliche Positionsleuchten an Bug und Heck angebracht, um möglicherweise folgende und entgegenkommende Schiffe zu warnen. Die Geräusche im Leib des Dampfers erstarben.
    »Weiterfahren!« brüllte Howard. Er eilte zur Treppe und hastete hinauf. Er stürmte auf den Kapitän zu, den er an den Uniformabzeichen erkannte, und packte ihn mit der Linken an den Aufschlägen seiner Jacke, während seine rechte Hand zum Himmel empordeutete.
    »Die Sterne sind weg«, rief er laut. »Von einer Sekunde auf die andere. Und es sind keine Wolken, die sich dazwischengeschoben haben! Wir sind in Gefahr! Sie sollten zusehen, daß Sie von hier wegkommen!«
    Der Kapitän legte ihm beruhigend eine Hand auf die Schulter.
    »Mister, mir ist das Leben von zweihundert Passagieren und vierzig Besatzungsmitgliedern anvertraut«, meinte er. »Da ist Umsicht erforderlich. Ein Hysteriker wie Sie sollte zu Hause bleiben!«
    »Ich bin kein Hysteriker«, begehrte Howard auf. »Was ich sage...«
    Ein zweiter Schlag traf das Schiff. Seine Hülle begann zu dröhnen, und in die abklingenden Geräusche mischten sich neue Kommandos.
    »Beidrehen! Wir gehen ans Ufer!«
    »Glaubt er dir nich?« empfing Rowlf seinen Gefährten, als Howard die Treppe wieder herabgestürmt kam.
    »Nein. Und ich kann es ihm nicht einmal verdenken. Er weiß nicht, was dahintersteckt. Mein Gott, warum mußten wir diese Reise machen? Wir bringen ein ganzes Schiff in Gefahr.«
    »Du meinst, es ist hinter uns...«
    Er kam nicht dazu, seinen Satz zu vollenden. Das Unheil hatte sich vergleichsweise harmlos angekündigt, nun brach es mit aller Gewalt über das Schiff herein. Eine unsichtbare Faust packte es und trieb es vorwärts, den Kanal entlang. Es hüpfte auf dem Wasser wie ein runder Kieselstein, und als es endlich zurücksank und vom Reibungswiderstand abgebremst wurde, stand das Wasser bis an die Luken, hinter denen die Geschütze verborgen waren.
    Der Maschinenraum meldete ein Leck. Der verantwortliche Ingenieur rief seine Männer zusammen, um es abzudichten. Es war dort entstanden, wo die Antriebswelle in der Schiffswandung verankert war. Oder vielmehr: verankert gewesen war. Sie fehlte plötzlich, mochte irgendwo auf dem Grund des Kanals liegen, und mit ihr die Schraube.
    Howard war längst klar, daß ein Entkommen jetzt unmöglich war. Er sah auch als erster, was sich aus der Dunkelheit über dem Schiff schälte und langsam herabsenkte. Es war ein feuerspeiendes Ungeheuer, größer noch als das Schiff selbst, mit vielen kleinen

Weitere Kostenlose Bücher