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Der Hexer - NR41 - Die phantastische Reise

Der Hexer - NR41 - Die phantastische Reise

Titel: Der Hexer - NR41 - Die phantastische Reise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verschiedene
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unwirkliche Weise schien der Stockdegen in Augenblicken höchster Gefahr zu leben. Fast, als wäre er beseelt vom Geist Rodericks.
    Unsinn! schalt ich mich selbst einen Narren. Deine Phantasie geht mir dir durch, Robert! Als nächstes wirst du den Degen wohl auch noch rufen!
    Ich fuhr wie unter einem Schlag zusammen. Denn kaum hatte ich den Gedanken formuliert, als ich mit einem Male wußte, wo sich der Stockdegen befand! Wie in Trance rollte ich abermals herum, wischte einige Knochen beiseite und griff zielsicher in die Tiefe. Und fühlte den kühlen Knauf des Degens unter meiner Hand! Aber nicht nur ihn!
    Etwas Dünnes, Nasses traf meinen Arm dicht über dem Handgelenk, schlang sich blitzschnell zwei-, dreimal um ihn herum und zog sich mit einem brutalen Ruck zusammen.
    Ich schrie – mehr vor Überraschung denn vor Schmerz – und wollte die Hand zurückreißen.
    Es gelang mir nicht. Statt dessen fühlte ich einen zweiten, widerlich feuchten Strang um meinem Arm und wurde im gleichen Moment nach unten gezerrt.
    Die Knochen zerbrachen wie morsches Holz. Ich sank mit dem Oberkörper ein, tastete mit der freien Linken vergeblich nach einem Halt und schrie abermals auf, als sich etwas Spitzes in meine Brust bohrte. Für einen Moment wallte Finsternis vor meinen Augen auf. Ein dritter Strang tastete nach meinem Gesicht, peitschte mit einem feuchten Schmatzen über das Kinn – und zog sich um meinen Hals zusammen. Ich schlug wie von Sinnen um mich, traf auf einen weichen, elastischen Widerstand, ohne ihn jedoch zu durchbrechen, fühlte mich weiter in die Tiefe gezerrt.
    Über mir schrie Sill verzweifelt auf; ich hörte, wie ihr Schwert aus der Scheide glitt, sirrend durch die Luft pfiff und schließlich mit metallischem Klirren gegen Stein schlug. Noch im selben Augenblick erklang aus dem Knochenmeer unter mir ein zweiter Schrei, der mir das Blut in den Adern gefrieren ließ – ein krächzender, papageienhafter Laut, der nichts Menschliches in sich barg.
    Gleichzeitig lockerte sich der Griff um meinen Arm. Ich riß den Stockdegen aus dem Berg bleicher Gebeine und führte einen schnellen Streich vor meiner Brust. Der Strang um meinen Hals löste sich, warmes Naß sprudelte daraus hervor und besudelte mein Gesicht. Angewidert rollte ich mich zur Seite, zog die Beine nach und versuchte mich aufzurichten.
    Natürlich gelang es mir nicht. Einen Herzschlag lang stand ich mit wild rudernden Armen da, kippte dann unter dem nachgebenden Untergrund wieder zurück und fiel gegen die Wände des Kraters, den ich in das knöcherne Meer gerissen hatte.
    Und fühlte groben Stoff unter meinen Fingern. Sills Umhang!
    »Halte dich fest!« rief sie mir zu; eine Aufforderung, der ich nur allzugern nachkam. Kaum hatte ich mich mit der Linken festgekrallt, als ein neuer Ruck durch meinen Körper ging. Jetzt konnte ich zum ersten Mal meinen Gegner im Licht der Fackel sehen.
    Zwei fingerdicke Fäden, fetten weißen Würmern gleich, schossen nach oben und schlangen sich um meine Beine, krochen unter der Hose bis zu den Knien hoch und zerrten mich wieder hinab in die Tiefe. Sill schrie erschrocken auf, verlor den Halt und brach gleichfalls ein.
    Wenn sie die Jellaba losließ, war es aus! Dann konnte mich nichts mehr retten!
    Dieser Gedanke gab mir neue Kraft. In einer letzten, verzweifelten Anstrengung riß ich die Beine an meinen Körper, schwang die Klinge des Stockdegens und schlug zu.
    Blut spritzte auf und färbte die bleichen Knochen rot. Die beiden Fäden peitschten sekundenlang wie in Agonie umher, bis sie schließlich zwischen den Knochen verschwanden.
    Wie ich die Energie aufbrachte, mich an Sills Umhang emporzuziehen und mit ihr den Ausstieg in der Wand zu erreichen – ich weiß es selbst nicht. Ich war am Ende meiner Kräfte angelangt, als wir endlich das Loch in der Mauer erreichten und in die Kühle des Ganges eintauchten.
    Hinter uns schien das Knochenmeer zu explodieren. Ein wütendes Brüllen, urgewaltiger noch als der erste Schrei, trieb uns in blinder Hast vorwärts, und wir waren kaum in den Tunnel eingedrungen, als ein Wald weißer, feucht glänzender Tentakel im Einstieg erschien und nach unseren Beinen tastete. Wir entkamen ihm nur um Haaresbreite.
    Der Gang war niedriger, als es auf den ersten Blick ausgesehen hatte. Wir mußten uns auf Knie und Hände herablassen, um hineinkriechen zu können.
    Sill hatte geistesgegenwärtig die brennende Fackel mit sich genommen, so daß wir unseren Weg zumindest nicht in absoluter

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