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Der Hexer - NR41 - Die phantastische Reise

Der Hexer - NR41 - Die phantastische Reise

Titel: Der Hexer - NR41 - Die phantastische Reise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verschiedene
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während ich ihm um Haaresbreite auswich, sah ich Sill unter dem Tor stehen, einen zerbrochenen Speer in beiden Händen. Sie wirbelte herum, schmetterte das Holz an die Schläfe eines zweiten Kriegers und versetzte einem dritten mit ausgestrecktem Bein einen kräftigen Stoß, der auch ihn die Stufen hinabstürzen ließ.
    Dann waren wir am oberen Ende der Treppe angelangt. »Sie... hatten im... Tempel gewartet«, keuchte Sill außer Atem und schleuderte den Speer von sich. »Jetzt schnell... hinein.«
    Das Tor aus schwarzen, schon fast versteinerten Holzbohlen war gut acht Yards hoch und fast ebenso breit; wie schwer es sein mochte, wußte der Himmel allein. Erst als wir uns mit aller Kraft dagegen stemmten, gab es nach – unendlich langsam, während draußen die hastenden Schritte der Krieger immer näher und näher kamen – und fiel mit einem dumpfen Dröhnen zu. Hastig griff ich nach dem senkrecht stehenden Riegel und legte ihn um.
    Keine Sekunde zu früh; kaum war das Tor von innen verschlossen, da trafen wütende Schläge das Holz, und haßerfüllte Schreie drangen durch seine zolldicken Bohlen. Doch mochten die enttäuschten Wilden auch noch so toben – wir waren in Sicherheit.
    Vorläufig jedenfalls.
    Gute drei Minuten sprach keiner von uns ein Wort. Sill und ich lehnten nach Luft ringend an dem Tor, George Wells war zu Boden gesunken und stöhnte laut vor Schmerzen.
    Wir waren in einem Vorraum des eigentlichen Tempels; eine niedere Halle, von flackerndem Lichtschein, der durch ein zweites, offen stehendes Tor an ihrem jenseitigen Ende hereinfiel, nur notdürftig beleuchtet. Finstere Schatten nisteten in den Ecken und Nischen des Raumes, doch ich spürte, daß es nicht allein die Abwesenheit von Licht war, die uns von allen Seiten belauerte, daß sich außer uns noch jemand – oder vielmehr etwas – in diesem Tempel aufhielt! Es war ein Gefühl, das ich nicht zum ersten Male empfand und das mich bis auf den Grund meiner Seele erschaudern ließ.
    Es war der Odem des Bösen. Der Hauch von unsagbarer Pein und einem Schrecken, der viel, viel älter war als die menschliche Rasse.
    Der Tempel war ein schwarzes Heiligtum. Und ich glaubte mit einem Male zu wissen, daß nicht die Weiße Rasse ihn erbaut hatte. Daß sie im Gegenteil die Sklaven dessen waren, was hier auf seinem dämonischen Thron herrschte.
    Und jetzt begriff ich auch den scheinbar sinnlosen Haß der Eingeborenen, verstand mit einem Male, warum sie uns noch immer töten wollten, obwohl wir die schreckliche Gefahr, die sie bedrohte, vernichtet hatten.
    Der weiße Wurm war die Kreatur der chtonischen Macht, die in diesem Tempel hauste! Die Wilden hatten, in einer grausamen Ironie des Schicksals, ihren eigenen Tyrannen, ihren eigenen Tod angebetet und um Hilfe angefleht! Und nun hatte er ihnen befohlen, ihre Retter zu vernichten.
    Es war wie ein skurriler, boshafter Witz, doch das Lachen, das er in sich barg, klang bitter und schrill. Ich mußte den Gedanken gewaltsam verdrängen, um nicht selbst in hysterische Heiterkeit zu verfallen.
    Ich erwachte wie aus einer Trance, schüttelte die letzten Schleier der Benommenheit ab, mit der mich die düsteren Gedanken erfüllt hatten, und kniete vor George nieder. Bevor wir darangehen konnten, seinen Plan in die Tat umzusetzen, mußten wir uns um seine Verletzung kümmern. Ich schnitt ihm mit der scharfen Klinge des Stockdegens vorsichtig das Hosenbein der Länge nach auf, und Sill untersuchte die Wunde. Der Pfeil war ihm tief ins Fleisch gedrungen, hatte den Knochen aber offenbar nicht verletzt.
    Sill wandte sich zu mir um. »Der Pfeil muß heraus. Kannst du ihm helfen, wenn ich –« Sie deutete auf den hölzernen Schaft.
    Ich nickte knapp und konzentrierte mich auf George, drang vorsichtig in seinen Geist ein und spürte sein Entsetzen und die Pein, die seine Gedanken verwirrte. Behutsam tauchte ich tiefer hinab und ließ einen dünnen Strom meiner magischen Macht in sein Bewußtsein fließen. Sein Atem beruhigte sich, sein Puls ging wieder regelmäßig. Er merkte nicht einmal, daß er sanft in den Schlaf hinüberglitt.
    Sill umfaßte den Pfeil mit beiden Händen. »Fertig?« fragte sie. Ich nickte wieder – und stieß mit aller geistigen Kraft zu. Für einen Herzschlag erstarrten seine Gedanken, und mit ihnen jedes Empfinden von Schmerz. Sill riß den blutigen Pfeil hervor und deckte die Wunde sofort mit einem Streifen Stoff ab, den sie von meinem Hemd abgetrennt hatte. Noch durch meine mentale Narkose

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