Der Hexer - NR43 - Revolte der Echsen
Stockdegen blankzuziehen, bevor die Krieger mich erreichten. Gegen die wuchtigen Schwerter nahm sich der zierliche Degen wie ein Spielzeug aus, und mehr war er wohl auch nicht. Schon der erste Hieb prellte mir die Waffe aus der Hand. Die Erschütterung raste durch meinen Arm und ließ die Wunde wieder aufbrechen, aber ich nahm es kaum wahr.
Ich hatte genug damit zu tun, wenigstens noch für ein paar Sekunden am Leben zu bleiben, was sich wesentlich leichter anhört, als es tatsächlich war. Wie eine dunkle Flutwelle brachen die Krieger über mir zusammen und begruben mich allein durch ihr Gewicht unter sich.
Immerhin hatten sie ihre Schwerter weggesteckt oder einfach weggeworfen. Ein wahrer Hagel von Schlägen und Tritten prasselte auf mich herab. Ich riß die Fäuste hoch, um mein Gesicht wenigstens einigermaßen zu schützen, und kassierte dafür einige harte Körpertreffer.
Irgendwie gelang es mir, die Knie an den Körper zu ziehen. Mit aller Kraft trat ich zu. Ich schleuderte zwei, drei Männer zurück, die im Fallen noch andere mitrissen, so daß ich für einen Moment Luft bekam. Die Krieger wollten mich lebend in ihre Gewalt bekommen, aber das war für mich keinerlei Grund, es ihnen leichter zu machen.
Eine Faust schoß auf mein Gesicht zu. Ich bekam sie zu packen und verdrehte sie mitsamt dem Kerl, dem sie gehörte. Gleichzeitig schlug ich mit dem anderen Arm wütend um mich.
Ein Hieb traf meine Lippe und ließ sie aufplatzen. Der Schlag raubte mir fast die Besinnung. Verbissen kämpfte ich gegen die schwarzen Nebel vor meinen Augen an. Verschwommene Gesichter tauchten vor mir auf und verschwanden wieder. Gierige Finger zerrten an meinen Haaren, und weitere Tritte trafen meinen Körper. Blindlings schlug und trat ich auf die Männer ein, aber ich hätte ein Dutzend Arme und Beine gebraucht, um mich erfolgreich gegen die Übermacht zu verteidigen.
Noch einmal sah ich eine Faust riesengroß vor meinem Gesicht auftauchen. Benommen versuchte ich noch, den Kopf zur Seite zu reißen, aber es war zu spät.
Der Schlag traf meine Schläfe und raubte mir augenblicklich das Bewußtsein.
* * *
Der gleißende Feuerball war mittlerweile fast mannsgroß geworden, und er hatte sich verändert. Seine flammende Helligkeit hatte abgenommen, und immer rascher färbte er sich dunkel.
Immer noch fühlte Sill sich mit dem unbegreiflichen Ding verbunden, das sie erschaffen hatte. Fast alle Mitglieder des magischen Kreises hatten inzwischen erschöpft aufgeben müssen, und die fünf Adepten, die sie jetzt noch unterstützten, besaßen nur schwache magische Kräfte. Aber der entscheidende Durchbruch war gelungen. Es gab nichts, was die Entwicklung jetzt noch aufhalten konnte. Und der Regen prasselte immer heftiger gegen die Fenster.
Dunkler und dunkler färbte sich der vormals strahlende Feuerball, doch es war nicht einfach nur ein Verblassen der Farben. Was im Inneren des Kreises entstand, war nicht einfach nur dunkel, nicht die Abwesenheit von Licht, sondern die Anwesenheit von etwas anderem, das die hereinbrechende Energie begierig in sich aufsog und ständig weiterwuchs.
»BALD!« peitschte die Stimme des Fremden durch Sills Geist. Sie war lauter geworden und schien auf seltsame Art näher gekommen zu sein.
Sill verstärkte ihre Anstrengungen noch.
Und draußen peitschte der Regen vom wolkenlosen Himmel nieder.
Etwas begann sich in der Finsternis zu regen, zögernd erst noch, doch dann immer machtvoller. Blitze aus gestaltgewordener Schwärze zuckten durch die Dunkelheit. Wieder schrie einer der Adepten auf und brach bewußtlos zusammen.
»ÖFFNE DAS PORTAL!« befahl die Stimme. »ÖFFNE ES SOFORT!«
Der Befehl kam völlig überraschend und riß Sill aus ihrer Konzentration. Für einen Moment konnte sie wieder halbwegs klar denken.
»Aber die Sree«, keuchte sie. »Du hast doch selbst befohlen, es magisch zu verriegeln, um...«
»DU SOLLST ES ÖFFNEN, EGAL, WAS ICH VORHER BEFOHLEN HABE!«
Der Befehl war mit einem geistigen Hieb verbunden, der Sill zusammenzucken ließ. Sofort griff sie mit unsichtbaren Händen nach der Sperre, die vor dem Portal lag, und ließ es aufschwingen. Kampfgeräusche drangen an ihr Ohr, das Klirren von Waffen, Schreie und Keuchen. Zwei Krieger kamen in den Saal gestürzt, die einen weiteren Mann mit sich schleiften.
Sein Anblick ließ etwas in Sill aufschreien, doch augenblicklich wurde diese Gefühlserregung wieder unterdrückt, und die vorige seelenlose Gleichgültigkeit befiel sie
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