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Der Hexer - NR47 - Stadt der bösen Träume

Der Hexer - NR47 - Stadt der bösen Träume

Titel: Der Hexer - NR47 - Stadt der bösen Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verschiedene
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mußte. Sie hätte es niemals zugegeben, aber ich wußte, daß die Stadt ihr Angst machte.
    Wir hatten inzwischen den Salon erreicht. Der mit verschwenderischer Pracht ausgestattete Raum hätte einem bedeutenden Hotel als Empfangshalle zur Ehre gereicht, sah man davon ab, daß er ein wenig klein war. An Bord dieses Unterseebootes erschien er mir so deplaziert wie nur irgend möglich. Ich legte meinen nassen Mantel ab und trat an die wohlsortierte Bar.
    »Ich kann jetzt einen Schluck vertragen. Du auch?« Howard lehnte dankend ab. Er hatte in einem Plüschsessel Platz genommen und sich eine seiner stinkenden Zigarren angezündet. Mit einem Whiskyglas in der Hand kehrte ich zu ihm zurück und setzte mich ebenfalls. Durch ein Bullauge sah ich, daß wir uns bereits unter Wasser befanden. Ich versuchte, den Anblick zu ignorieren.
    »Eines würde mich noch brennend interessieren«, wandte ich mich an Howard. »Wie hat Nemo sich eigentlich mit dir in Verbindung gesetzt? Da die NAUTILUS gerade erst eingetroffen ist, kommt ein Bote ja wohl nicht in Frage.«
    Howard seufzte und kratzte sich unbehaglich am Kopf.
    »Keine Ausflüchte mehr«, warnte ich ihn vorsorglich.
    »Bin ich dir vielleicht jemals eine Antwort auf eine klare Frage schuldig geblieben?« fragte er mit einem entwaffnenden Lächeln. Ich keuchte, aber Howard fuhr im gleichen, unschuldigen Tonfall fort: »Da Nemo nicht selbst an Bord ist, wir aber mit ihm Kontakt aufnehmen müssen, wirst du alles ohnehin bald erfahren. Die Schwierigkeit ist nur, dir etwas begreiflich zu machen, das ich selbst nicht richtig verstehe. Hast du schon etwas von Funk gehört?« Er fuhr fort, ohne eine Antwort abzuwarten. »Es handelt sich um eine Art von elektrischen Wellen, ein Prinzip, das Nemo entwickelt hat. Man braucht einen Sender und einen Empfänger. Mit den entsprechenden Geräten ist es möglich, sich auch über eine Entfernung von mehreren Meilen zu unterhalten.«
    »Ohne Telegraphenleitungen? Unsinn!« sagte ich im Brustton der Überzeugung. Ich hatte ja schon vieles erlebt und gesehen und wußte, daß Nemo der Technik unserer Zeit um ein gehöriges Stück voraus war, aber eine solche Form der Kommunikation erschien mir doch zu unwahrscheinlich.
    »Kein Unsinn, sondern die Wahrheit«, sprach Howard unbeeindruckt weiter. »Nemo hat deinem Vater vor Jahren ein entsprechendes Gerät anvertraut. Es befindet sich in deinem Haus, nur gab es bislang noch keinen dringenden Grund, dich damit vertraut zu machen – übrigens auf Nemos ausdrücklichen Wunsch hin. Er vertraut dir noch nicht völlig, und...«
    »Ich kann mir vorstellen, was passierte, wenn ein solches Gerät in die falschen Hände geriete«, führte ich den Satz zu Ende. »Es würde die ganze Kriegsführung revolutionieren und so weiter.«
    Van der Crofts Ankunft unterbrach unser Gespräch. Mir fiel sofort die unnatürliche Blässe des Holländers auf. Es mußte erneut etwas Unvorhergesehenes passiert sein.
    Ich sollte recht behalten.

    * * *

    Mit dem Einbruch der Dämmerung waren die Schatten im Raum länger geworden. Wie kleine huschende Spinnentierchen krochen sie aus den Winkeln und Ecken, in die das Sonnenlicht sie verbannt hatte, und manche von ihnen schienen fast schon ein wenig zu dicht, zu stofflich, um allein Abwesenheit von Licht zu sein. Und mit jeder verstreichenden Minute ergriffen sie mehr Besitz von dem Zimmer; eine Armee aus Nacht, die die Wirklichkeit eroberte.
    Kapitän Nemo merkte es nicht. Mit ausdruckslosem Gesicht starrte er in die Dämmerung hinaus, ohne seine Umgebung wirklich wahrzunehmen. Nur die Fäuste, die er so stark zusammengeballt hatte, daß sie zitterten, verrieten, daß noch Leben in ihm war. Erst nach einigen Minuten völliger Regungslosigkeit entkrampfte sich sein Körper. Mit einer sorgsamen Bewegung steckte er den Shoggotenstern, den er bislang in der Hand gehalten hatte, in die Tasche.
    Die Anfälle kamen in immer kürzeren Abständen, und mit jedem Mal wurden sie schlimmer.
    Der Zeitpunkt war abzusehen, wann auch er der Verlockung erliegen würde. Von buddhistischen Mönchen hatte er die Kunst des Zen erlernt, und nur diese völlige Beherrschung von Körper und Geist hatte ihn bislang davor bewahrt, das Schicksal seiner Mitarbeiter zu teilen.
    Die Meditation und der Shoggotenstern, der ihn vor dem Ansturm der hypnotischen Magie zumindest teilweise abschirmte.
    Aber wenn das Locken sich in gleichem Maße weiter verstärkte, würde ihm auch dies bald nichts mehr helfen, zumal er

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