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Der Hexer - NR47 - Stadt der bösen Träume

Der Hexer - NR47 - Stadt der bösen Träume

Titel: Der Hexer - NR47 - Stadt der bösen Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verschiedene
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spielten. Aber ob eingebildet oder nicht, machte keinen großen Unterschied, dachte er nervös. Letztlich war es vollkommen egal, ob er nun durch eine eingebildete oder eine reale Gefahr den Verstand verlor.
    Dieser Platz war fremd, und er war nicht für Menschen gemacht. Es war falsch, daß sie sich hier aufhielten. Sie hätten niemals herkommen sollen. Er hätte nicht kommen sollen.
    Immer wieder warf er verstohlene Blicke in Richtung der Wand aus saugender Schwärze, die sich kaum ein halbes Dutzend Yards hinter ihm erhob. Trotz seiner fünf Begleiter fühlte er sich hilflos und allein.
    »Was zum Teufel ist das?« murmelte er. Er wußte nicht, wie oft er die Frage im Verlauf der letzten drei Stunden schon gestellt hatte, ohne eine Antwort zu finden, und auch jetzt erntete er lediglich ein unbehagliches Schulterzucken, das seine Nervosität nur noch verstärkte.
    Natürlich wußte keiner seiner Begleiter mehr als er selbst über die Barriere aus gestaltgewordener Nacht, aber ebenso natürlich war es, daß sie alle sich Gedanken über das Ding machten, das sie bewachten.
    Bewachten!
    Verächtlich spie Jones aus. Der Auftrag Kapitän Nemos war völlig klar. Sie sollten verhindern, daß irgend etwas oder jemand durch die Wand aus ineinanderfließenden Schatten auf die Insel kam, und gleichzeitig dafür sorgen, daß niemand die unbegreifliche Barriere von ihrer Seite aus durchquerte. Notfalls durch Einsatz ihrer Waffen, freilich ohne den Betreffenden zu töten.
    Und wenn es uns selbst erwischt? dachte Jones.
    Der Gedanke lag nahe, auch wenn sie alle ihn in den vergangenen Stunden immer wieder verdrängt hatten. Beim Schürfen nach Erzen waren sie vor zehn Tagen auf eine Reihe von natürlichen unterirdischen Gängen gestoßen, an deren Ende sich diese Wand befunden hatte. Niemand, nicht einmal Nemo, wußte, was es war. Es war, als höre die Welt an dieser Stelle einfach auf. Genauer: als würde sie von einem nur optisch sichtbaren, physisch aber nicht existenten schwarzen Vorhang von etwas gänzlich anderem abgetrennt; einem Vorhang, hinter dem sich unsichtbare Bewegung und unheimliches schattenhaftes Leben verbargen. Kein Lichtstrahl konnte die Wand aus Schwärze durchdringen, obwohl es sich überhaupt nicht um eine richtige Wand handelte, sondern um...
    Ja, wenn sie das wüßten. Die Barriere bestand aus nichts weiter als Finsternis, die jeden Lichtstrahl aufsog. Einen festen Widerstand gab es nicht. Einer der Männer war mühelos hindurchgegangen. Das Zurückkommen freilich schien nicht ganz so mühelos zu sein. Genaugenommen, war er überhaupt nicht zurückgekehrt...
    In der darauffolgenden Nacht der zweite. Zumindest nahm man an, daß er durch die Barriere gegangen war, getrieben von einer Neugier, die stärker war als sein Gehorsam und stärker als seine Furcht. Beim Betreten der Stollen war er zum letzten Mal gesehen worden. Diese beiden Vorfälle allein wären schon Grund genug zur Beunruhigung gewesen, doch ihre Zahl hatte sich rasch gemehrt. Bereits wenige Stunden später war der nächste Mann, William Staff, in die Stollen gegangen. Ein Freund hatte ihn verfolgt und beobachtet. Als er versucht hatte, Staff vom Durchschreiten der Barriere zurückzuhalten, hatte dieser sich mit schier übernatürlicher Kraft zur Wehr gesetzt und ihn niedergeschlagen.
    Und er war nicht der letzte gewesen. Fortan waren in immer kürzeren Abständen Menschen in dem Stollen verschwunden. Nichts hatte sie aufhalten können; selbst durch einen künstlich herbeigeführten Erdrutsch hatten sie sich hindurchgewühlt. Niemand wußte, was die Menschen mit fast magnetischer Kraft zu der Barriere zog.
    Heute hatte Nemo schweren Herzens sein Einverständnis gegeben, Wachen aufzustellen und die Beeinflußten zu ihrem eigenen Schutz notfalls anzuschießen. Da der fremde Einfluß von der Entfernung scheinbar völlig unabhängig war, hatten sie direkt an der Barriere Posten bezogen.
    Bislang war es zu keinem weiteren Zwischenfall gekommen, und jeder von ihnen war mehr als froh darüber. Für Jones war der Gedanke unvorstellbar, auf Freunde zu schießen, selbst wenn er sie damit vor einem möglicherweise viel schlimmeren Schicksal bewahren konnte. Er kannte Nemo und wußte, wie schwer dem Kapitän die Entscheidung gefallen sein mußte. Aber er wußte auch, daß es wahrscheinlich die einzige Möglichkeit war, das Verderben aufzuhalten. Besser eine Kugel im Bein, dachte er sarkastisch, als gar kein Bein mehr...
    »Was verbirgst du?« flüsterte

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