Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Hexer - NR47 - Stadt der bösen Träume

Der Hexer - NR47 - Stadt der bösen Träume

Titel: Der Hexer - NR47 - Stadt der bösen Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verschiedene
Vom Netzwerk:
abgefeuerten Schusses vernahm.

    * * *

    Es wartete in seinem Gefängnis aus immerwährender Nacht.
    Unermüdlich.
    Ewiglich.
    In seinem nach Äonen von Jahren zählenden Leben gab es keine Zeit im menschlichen Sinne.
    Es hatte geschlafen, eine unvorstellbar lange und nicht einmal für ihn überschaubare Zeitspanne geschlafen und vom Schrecken gezehrt, den seine Träume gebaren, bis es die Nähe vieler Opfer gespürt hatte.
    Es war allein erwacht, hatte als einziger den langen Schlaf überlebt, während seine Brüder längst vergangen und genauso wie er in Vergessenheit geraten waren.
    Vieles hatte sich verändert seit damals.
    Es tastete mit seinem Geist in die Unendlichkeit hinaus, aber der Widerhall, auf den Es wartete, blieb aus.
    Der Meister antwortete nicht, wofür es nur eine Erklärung geben konnte: Das Schleichende Chaos war immer noch in seinen Kerker hinter den Grenzen der Zeit verbannt.
    Der Auftrag, den Es erhalten hatte, galt also immer noch. Es würde ihn erfüllen, sobald er Kraft genug geschöpft hatte.
    Hinter dem Tor gab es pulsierendes, kräftespendendes Leben, und wenn Es das Tor auch nicht zu durchdringen vermochte, konnte Es die Opfer doch zu sich rufen. Sie folgten seinem Locken bereitwillig, und jedes einzelne der Wesen stimmte in den Ruf ein, der immer stärker durch die Unendlichkeit hallte.
    »Nyarlathotep erwache!«
    Mit jedem Mal erkannte Es, daß er noch zu schwach war. Es rief mehr Opfer herbei. Irgendwann würde das schleichende Chaos den Ruf erhören. Die Zeit war nicht mehr fern.

    * * *

    Der Schuß war schlecht gezielt. Mehr als einen Yard neben mir schlug die Kugel gegen das stählerne Deck der NAUTILUS und sirrte als Querschläger davon. Bevor der heimtückische Schütze Zeit zu einem weiteren Schuß fand, ließ ich mich fallen und fand Deckung hinter den Aufbauten.
    Mit einem raschen Blick überzeugte ich mich, daß Howard und van der Croft nichts passiert war. Die beiden hatten sich hinter die Wandung des Bootes geduckt. Ich bedeutete ihnen mit Zeichen, dort zu bleiben, dann hob ich vorsichtig den Kopf aus der Deckung und blickte mich um. Ein zweiter Schuß krachte, und diesmal verfehlte die Kugel mich nur um eine Armeslänge. Rasch zog ich den Kopf zurück, solange ich noch etwas hatte, was ich zurückziehen konnte. Ich hatte genug gesehen. Der Schütze hatte sich für eine Sekunde dunkel vor einem schmalen Lichtstreifen abgehoben, der aus der Hauptschleuse in der Mitte des Schiffes fiel.
    Die Dunkelheit erwies sich als mein Verbündeter. Der Unbekannte konnte mich nur sehen, wenn ich mich aufrichtete.
    Ich dachte nicht daran, dies noch einmal zu tun. Statt dessen robbte ich auf dem Bauch liegend vorwärts. Die Turmbauten boten mir zusätzlichen Sichtschutz. Einen Moment lang überlegte ich, ob ich den unhandlichen Stockdegen nicht zurücklassen sollte, entschied mich aber dagegen. Er war meine einzige Waffe, auch wenn er mich momentan behinderte. Die Gefahr war zu groß, daß eine Welle ihn über Bord spülte. Der Shoggotenstern, der in den Knauf eingearbeitet war, war unersetzlich.
    Kritisch wurde es nur auf den letzten zwei Yards, auf denen ich völlig deckungslos war. Ich wartete, bis sich erneut eine Welle an der NAUTILUS brach und die Gischt sich schäumend über das Deck ergoß. Im Schutz des Wasserschleiers sprang ich vor.
    Obwohl der Unbekannte mich erst im letzten Moment sehen konnte, reagierte er mit unglaublicher Schnelligkeit. Noch bevor ich mich richtig abgestoßen hatte, wirbelte er herum. Mit einem Mal schien die Zeit um ein Vielfaches langsamer zu vergehen. Ich sah in ein haßverzerrtes Gesicht, und übergroß erschien die Mündung des Revolvers vor meinen Augen.
    Dann war der Revolver wieder verschwunden, zusammen mit der Hand, die ihn hielt. Mein Gegner hatte bei seiner hastigen Bewegung den Halt auf den nassen Stahlplatten verloren – was vielleicht nicht einmal ganz so glücklich war, wie ich im allerersten Moment glaubte, denn statt gegen ihn zu prallen und ihn von den Beinen zu reißen, umarmte ich reichlich unsanft den Turm der NAUTILUS, knallte mir herzhaft den Schädel an und gesellte mich zu ihm auf den Boden.
    Aber noch im Fallen schlug ich mit dem Knauf des Stockdegens zu. Ich traf ihn am Kopf. Der Matrose riß entsetzt die Augen auf. Sein Mund öffnete sich zu einem Schrei, aus dem ein halbersticktes Gurgeln wurde, als ich auf ihn fiel und ihm mit den Knien die Luft aus den Lungen trieb. Der Revolver schlitterte davon und verschwand in der

Weitere Kostenlose Bücher