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Der Hexer und die Henkerstochter

Der Hexer und die Henkerstochter

Titel: Der Hexer und die Henkerstochter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Pötzsch
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geöffnet, und Jakob Schreevogl schaute ihn überrascht an.
    »Ihr hier?«, sagte der Patrizier lächelnd. »Man hat mir erzählt, Ihr wärt gestern Nacht ohnmächtig zusammengebrochen. Ich hätte nicht gedacht, Euch so bald wiederzu­sehen.«
    »So wie es den Anschein hat, werde ich hier ja auch nicht mehr gebraucht.« Simon trat mit einem anerkennenden ­Nicken in den großen, gut durchlüfteten Raum. Er war frisch gefegt, duftendes Binsenkraut lag auf dem Boden aus. Die etwa zwei Dutzend Kranken lagen dösend in ihren Betten und machten allesamt einen gepflegten Eindruck. Verbände und Wickel waren offenbar frisch gewechselt worden.
    »Seid Ihr sicher, dass Ihr Eure Ziegelbrennerei nicht verkaufen und Euer Glück als Medicus versuchen wollt?«, fragte Simon sichtlich erstaunt. »Ihr scheint wirklich Talent für die Heilkunde zu besitzen.«
    Jakob Schreevogl winkte ab. »Einige der Mönche helfen mir mittlerweile, sonst würde ich das nicht schaffen. ­Außerdem haben wir, Gott sei’s gedankt, das Schlimmste hinter uns. Die Kranken werden weniger. Aber ich gebe zu, dass ich an der Arbeit Gefallen gefunden habe – wenn sie auch nicht halb so einträglich ist wie mein Posten als Schongauer Patrizier.« Er zwinkerte Simon zu. »Aber Ihr seid bestimmt nicht gekommen, um mir hübsche Komplimente zu machen, sondern weil Ihr eine Auskunft von mir haben wollt, nicht wahr? Ich kann mir sogar schon denken, um was es sich handelt. Und ich glaube, ich habe eine Überraschung für Euch.«
    Simon nickte aufgeregt. »Ich bat Euch gestern, in der Taverne nachzufragen, woher das Gasthaus sein Essen bezieht. Diese verfluchte Seuche muss etwas mit der Taverne zu tun haben! Zu viele der Kranken sind vorher dort eingekehrt. Und, was habt Ihr rausgefunden?«
    »Ihr hattet recht.«
    Simon sah den Patrizier verdutzt an. »Was meint Ihr damit? Himmelherrgott, lasst Euch doch nicht alles aus der Nase ziehen. Soll das heißen …«
    »Die Lebensmittel aus der Taverne stammten tatsächlich alle von einem einzigen Lieferanten«, unterbrach ihn Schreevogl grinsend. »Ich habe das Fleisch, die Eier und das Gemüse in Augenschein genommen. Vieles davon war nicht mehr frisch, auf einigen Fleischstücken krochen bereits Maden. Ziemlich sicher hat die Krankheit dort ihren Ursprung gehabt.«
    »Aber … aber warum hat sich die Taverne denn einen solchen Fraß andrehen lassen?«, erkundigte sich Simon erstaunt.
    »Es geschah auf Weisung des Priors. Der Lieferant hatte mächtige Fürsprecher im Klosterrat. Der gleiche Mann hat übrigens dem Kloster auch mit Fett gestrecktes Bienenwachs und billig bedruckte Heiligenbildchen zu überhöhten Preisen verkauft. Offenbar flossen hohe Bestechungsgelder.«
    Simon hielt den Atem an, sein Herz klopfte wild. »Kann es sein, dass ich diesen Lieferanten kenne?«, flüsterte er.
    Jakob Schreevogl nickte grinsend. »Das kann man wohl sagen.«
    »O Gott, es ist nicht …«
    »Karl Semer. Der Schongauer Bürgermeister. Der Abt hat heute früh alle Lieferungen von ihm storniert. Semer wird dem Kloster nie wieder etwas verkaufen können.« Der Patrizier lächelte verschmitzt. »Und der Auftrag des Wittelsbacher Grafen ist ihm auch durch die Lappen gegangen. Ich selbst habe dafür gesorgt, dass Seine Exzellenz davon erfährt.«
    Simon lachte so laut, dass einige der Kranken erschrocken aufwachten.
    »Der fette Geldsack!«, rief er und schüttelte dabei immer wieder den Kopf. »Das haben er und sein Sohn nun davon, dass sie mauscheln und die Preise kaputtmachen! Semer wird in Zukunft wohl kleinere Brötchen backen müssen.« Er wurde plötzlich wieder ernst. »Nun, das macht ihn hoffentlich auch wieder etwas gefügiger im Schongauer Rat. Er hat mir und Magdalena bereits die schlimmsten Drohungen an den Kopf geworfen.«
    Schreevogl zuckte mit den Schultern und begab sich zu einem der Patienten, um dessen Wadenwickel zu wechseln. »Darüber macht Euch keine Sorgen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass der Schongauer Rat ihn unter diesen Umständen noch mal zum Bürgermeister wählt. Eher wird …«
    Krachend flog die Tür auf, und herein kam naserümpfend der Wittelsbacher Graf. Wie gestern trug er einen steifen roten Rock, der Bart war sorgfältig gezwirbelt, und wie so oft roch er nach Seife und Parfum. Nur seine Augen wirkten müde, so als habe er in der vergangenen Nacht nicht viel geschlafen.
    »Ah, da bist du ja, Bader«, begann er ungeduldig, ohne Jakob Schreevogl eines Blickes zu würdigen. »Ich hatte mich

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