Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Hexer von Quin

Der Hexer von Quin

Titel: Der Hexer von Quin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Kneifel
Vom Netzwerk:
Und vielleicht kurierte sie der Zauberer Kukuar.
    Oder er tötete sie.
    Das Feuer lockte Insekten an, die sich in die Flammen stürzten. Braten, gewürzt und gesalzen, Wasser, Früchte, Nüsse und Lauch, Schoten und die Brote aus Fruchtfleisch, auf heißem Stein gebraten, sättigten die Männer. Sie verbrachten eine ruhige Nacht, die nur von umherziehenden Raubtieren gestört wurden, deren Augen man leuchtend im Widerschein des Feuers sah.
*
    Gegen Mittag des nächsten Tages riß die Straße plötzlich ab.
    Es war seit dem Passieren der beiden Säulen stets bergauf und bergab gegangen, vorbei an steilen Felswänden und entlang klaffender Abgründe. Jedes Fleckchen, das nicht aus schierem Fels bestand, war von wucherndem Grün bedeckt.
    Die Orhaken hielten sich gut, aber die Geschwindigkeit des ersten Tages war nicht mehr zu erreichen. In einer lang auseinandergezogenen Karawane kletterten die Tiere die gewundene Straße aufwärts, wurden jenseits der Steigungen wieder schneller, wiederholten diese Kletterei auf der nächsten Wegstrecke. Die Gegend war menschenleer, es gab keine Siedlungen, und immer wieder prasselten dünne Rinnsale aus eiskaltem Wasser über die Felsen.
    »Einst gab es eine Brücke an dieser Stelle«, sagte der Reiter hinter Casson. »Wir müssen einen anderen Weg suchen.«
    Er mußte laut schreien, denn das Rauschen und Zischen des reißenden Gebirgsbachs übertönte alle Geräusche.
    »Nein! Wartet!« schrillte der Magier und hangelte sich ungeschickt aus dem Sattel.
    Der Weg endete an der Kante eines Bachbetts. Das Wasser schäumte über riesige Steine, brach sich, wurde hochgeschleudert und verwandelte sich in weißen Schaum. Es war unmöglich, zwischen den glitschigen Steinen, dem angetriebenen Geröll und durch das zu Tal schießende Wasser hindurchzukommen. Die Orhaken spürten die Unentschlossenheit ihrer Reiter und wurden ihrerseits unruhig.
    Varamis schlängelte sich zwischen den riesigen Beinen der Vögel bis zur Kante der Straße. Sie war wie mit einem riesigen Messer abgeschnitten. Etwa zwanzig Mannslängen jenseits der tobenden Wassermassen ging der steinerne Weg mit dem Moos zwischen den Basaltplatten weiter. Varamis tat sehr geschäftig; er tauchte, sich weit nach vorn beugend, die Hand ins Wasser. Er zog sie trocken wieder heraus, schüttelte den Kopf und machte beschwörende Gesten.
    »Es gibt kein Wasser!« schrie er. Ungläubig murrten die Reiter. Er deutete auf Hrobon und Casson-Luxon und rief:
    »Versucht es! Magie, und nicht einmal gute Magie. Viel Lärm und leicht zu durchschauen.«
    Er lachte auffordernd und ging ins Wasser hinein. Ein seltsamer Anblick; er tappte völlig ruhig, hochaufgerichtet und geradeaus weiter und erreichte das sichtbare jenseitige Straßenstück ohne jeden Zwischenfall.
    »Kukuar weiß, daß wir auf dem Weg zu ihm sind. Er will uns seine Macht zeigen«, rief Casson und ließ sich aus dem Sattel gleiten. Er sprach leise mit seinem Orhako, zog das Tuch von seinem Hals und band es dem Tier vorsichtig über die Augen. Dann faßte er den Zügel dicht unter dem Schnabel Minnesangs und bedeutete den Reitern, es ihm gleichzutun.
    »Komm!« lockte er das Orhako. Das Tier machte einige zögernde Schritte, beruhigte sich dann und folgte ihm. Casson schloß die Augen, schluckte und ging in das Wasser hinein. Er spürte nichts. Nach drei, vier Schritten hörte er auch das Rauschen nicht mehr. Mit geschlossenen Augen drehte er sich halb herum und brüllte:
    »Hinterher! Varamis hat recht. Es ist nur ein Trugbild!«
    Unter den Sohlen seiner salzwassergegerbten Stiefel fühlte er die Kanten der schwarzen Pflastersteine. Er ahnte, daß der Zauberer Kukuar ihnen ohne Schwierigkeiten noch weitaus größere Hindernisse in den Weg stellen konnte. Er würde es auch tun, kein Zweifel. Aber bisher spielte er nur mit ihnen. Er wollte feststellen, was sie konnten, wer sie wirklich waren. Bisher konnten die wenigen magischen Zwischenfälle den Weg zu Kukuar nicht sperren.
    Als er die Augen öffnete, sah er Varamis vor sich, der zufrieden grinste und mit den Händen wedelte.
    »Ein magisches Hindernis, das wir dank meiner Weitsicht überwunden haben!« frohlockte er. Casson schlug ihm anerkennend auf die Schulter und sagte:
    »Selbst das Rauschen des unsichtbaren Wassers hörte auf. Du bist unentbehrlich, Varamis. Öffne deine Augen weit und beschütze uns auch in den kommenden Tagen und Nächten.«
    »Deshalb reiste ich mit dir, Shallad!« kicherte Varamis.
    Die Orhaken, deren

Weitere Kostenlose Bücher