Der Hexer von Quin
empfangen.«
»Strafe mich nicht dafür, was mein Herr tut!« murmelte Hoono. Offensichtlich hatten die Logghard-Orhakenreiter inzwischen sein volles Vertrauen erworben.
»Ich übernehme die erste Wache«, sagte Hrobon.
»Einverstanden.«
Alle Krieger bildeten einen Kreis, keiner hatte seine Stiefel ausgezogen. Neben dem Feuer lag eine große Menge trockenes Holz. Sie hatten beschlossen, das Feuer nachts nicht ausgehen zu lassen. Ein Kessel hing bereits neben den Flammen, in dem sich alle Zutaten für eine nahrhafte Suppe befanden. Riesige Käfer, die im Dunkeln heller glühten als die Sterne, schwirrten von dem Haufen der Abfälle und einem unsichtbaren Nest hin und her.
»Deine seltsame Freundin… sie wird seltsamer, je näher wir an Kukuars steinernem Heim sind«, brummte Hrobon. Casson lachte kurz und freudlos.
»Niemand kann erklären, warum das so ist.«
»Alles ist seltsam, auch das, was sie dir offenbart hat. Vielleicht ist die Burg des Zauberers ein magischer Brennpunkt. Sie wird davon angezogen wie die Motten von der Flamme.«
»Nicht einmal in meinen dunklen Träumen fand ich eine Erklärung«, bekannte Casson. Casson, so nannten sie ihn nur wegen Hoono – alle anderen wußten, wer sich unter der Maske des salamitischen Piraten verbarg.
Ratlos blickten die drei Männer einander an. Casson wischte den Dolch im Gras ab und warf den Knochen ins auf stiebende Feuer.
»Laßt euch nicht überraschen«, brummte der Shallad, zog die Decke um sich und drehte das Gesicht in den Schatten.
*
Im zweiten Drittel der Nacht weckte Karmot den Shallad. Der Wächter flüsterte:
»Die Orhaken sind unruhig. Ich habe Holz in die Flammen geworfen.«
Casson stand ächzend auf. Sein Mantel war feucht, der Atem bildete dünne Wölkchen. Fast alle Krieger schliefen zusammengekrümmt. Das Feuer sandte Wärme und Helligkeit aus. Der Shallad packte die angebrannte Fackel, stieß sie ins Feuer und warf den Mantel über den Steinblock zu seiner Rechten.
»Hast du etwas gesehen oder gehört?«
»Nur die Geräusche, die wir jede Nacht hören. Insekten, Tiere, Vögel. Und das Winseln des Windes.«
Gewaltig und klar war das Firmament über der Insel. Der Mond hing genau über dem Lager. Einige der rauhen Krieger schnarchten laut. Ein gutes Zeichen für ihre innerliche Ruhe. Casson schnallte Schwert und Dolche um und sah nach dem Stand der Sterne.
»Lege dich hin. Ich übernehme den Rest der Wache.«
»Viel Glück, Shallad.«
Casson nahm die hell auflodernde Fackel in die linke, legte die andere Hand an den Schwertgriff und verließ langsam das Lager. Die großen Augen eines Orhakos leuchteten durch das Dunkel. Casson sprach leise mit dem Tier, das sich schnell beruhigte. Aber die Hälse der anderen bewegten sich schlangengleich hin und her. Cassons Augen gewöhnten sich schnell an die Dunkelheit. Er blieb zwischen den aufgeregten Reitvögeln stehen und lauschte. Aber auch er hörte nur die gewohnten Geräusche des Waldes und der nachtjagenden Tiere. Schritt setzte er vor Schritt, entfernte sich vom Lager und sah in einiger Entfernung zwischen den rätselhaft dunklen Kolossen der Felsen und den fremdartigen Pflanzen einen graugelben Nebelstreifen. Er tastete sich wie ein langer Finger auf das Licht zu. Im Innern des Nebels funkelten winzige Lichtpünktchen. Ein zweiter Nebelstreifen näherte sich, und wieder pendelte der Finger hin und her und deutete auf den blakenden Lichtkreis über Cassons Kopf.
»Ich werde den größten aller kleinen Magier wecken müssen«, flüsterte der Shallad im Selbstgespräch und ging weiter. Gelbe Augen blinzelten ihn von vorspringenden Ästen und Felsnasen an, aber für diese kleinen, katzenartigen Nachträuber war Casson ein zu großer Gegner.
Noch ein Nebelfinger tauchte auf, und abermals einer, einige Schritte weiter zu dem riesigen Baum hin, und alle Nebelstreifen folgten dem Licht aus Cassons Fackel. Er wurde schneller, drängte sich zwischen einer Gruppe Orhaken hindurch und befand sich jetzt auf einem Felsen hoch über dem Lager. Sieben Nebelteile, die dichter wurden, vereinigten sich und griffen nach dem Licht.
»Ich begreife!« murmelte Casson und wartete. Dicht über dem Boden kroch der Nebel heran, immer mehr bildete sich, er verhüllte die Felsen, die Tiere und die Gewächse, und seine Spitze zielte immer noch nach der aufknisternden Fackel. Ein zweiter Finger, dicker und ebenso schnell und lautlos wie der andere, tauchte in die Flammen des Lagerfeuers ein. Casson schwenkte
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