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Der Hexer von Quin

Der Hexer von Quin

Titel: Der Hexer von Quin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Kneifel
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Vögel, die ihn verfolgten, krachten wie Steingeschosse in die Äste und Blätter.
    »Hierher, Casson!« schrie er.
    Das blitzende Schwert beschrieb Kreise und Halbkreise, zerschmetterte die Köpfe der rasenden Vögel, spaltete ihre Körper und schlug sie zur Seite. Dann, als würden sie einem unhörbaren Zeichen gehorchen, flatterten die überlebenden Raubvögel senkrecht in die Höhe und hörten zugleich mit dem Geschrei und den Angriffen auf.
    Einige gelbe Federn segelten noch zwischen den Zweigen zu Boden. Dann waren die Vögel verschwunden. Yzinda schrie noch einige Male, dann ließ sie den Kadaver fallen und schlug die Hände vor ihr Gesicht.
    Ihre Finger waren blutig und voller Kratzer und kleiner Wunden.
    »Verdammt!« keuchte Casson und schob das Schwert zurück. »Das war alles andere als Magie. Das war Wirklichkeit!«
    »Ich habe nie behauptet«, rief der Magier, »daß es magische Vögel sind.«
    Die ersten drei Orhaken und ihre Reiter hatten am meisten unter den Angriffen gelitten. Die Reiter hielten die Orhaken an und stiegen ab. Es dauerte nicht lange, und die vielen kleinen Wunden waren versorgt. Nur wenige Worte wurden gewechselt, aber alle Reiter blickten auf die Coltekin.
    Yzindas Zustand war bemitleidenswert.
    Der Angriff der Vögel schien den letzten, brüchigen Damm ihrer Beherrschung niedergerissen zu haben. Mit leerem Blick stierte sie vor sich hin. Sie rührte sich nicht und saß zusammengesunken auf einem Stein am Rand der Straße.
    »Meinst du, daß Kukuar die Vögel auf uns gehetzt hat?« wandte sich Casson an den Quinen. Hoono hob die Schultern und richtete die Augen zum Himmel.
    »Ich weiß es nicht. Es ist möglich, Casson. Aber ich habe auch gesehen, wie sich diese gelben Raubvögel auf Wild und andere Reisende gestürzt haben.«
    Jeder Gegner war zu bekämpfen und zu besiegen. Je mächtiger sich der Gegner dünkte, desto leichter war er zu verletzen. Aber es mußte eine Gelegenheit geben, diesen starken Feind an einer richtigen Stelle zu bekämpfen. Casson trank durstig aus seinem Wasserschlauch. Als er das Mundstück der Coltekin übergeben wollte, schüttelte sie nur schweigend den Kopf.
    Hrobon, der sein Orhako beruhigte und immer wieder prüfende Blicke rundum warf, sagte schließlich:
    »Es wird bald dunkel, Freunde. Je schneller wir reiten, desto weniger Zwischenfälle dieser Art haben wir zu erwarten. In die Sättel!«
    »Noch zwei Tage, wenn wir so schnell reiten wie bisher«, sagte Hoono und tupfte eine grüne Salbe auf die Wunden an seinen Armen.
    »In dieser Nacht finden wir sicher nur wenig Schlaf«, meinte Casson und hob mit Hilfe Hrobons Yzinda in den Sattel. Dann stieg er selbst auf und gab den Zügel frei.
    Wer hatte diese Straße gebaut?
    Es mußte für eine Unzahl Menschen eine ungeheure Mühe bedeutet haben, den schwarzen Fels zu bearbeiten und den Weg anzulegen, der sich entlang der Bergflanken wand, hin und wieder über eine Brücke aus wuchtigen Quadern führte und jede Einzelheit des Geländes geschickt ausnutzte. Die Orhaken schienen zu ahnen, daß ihre Reiter so schnell wie möglich vorwärtskommen wollten. In schnellem Trab folgten sie den Windungen des Weges, immer höher hinauf und durch eine Vegetation, die sich zu verändern begann. Der Dschungel wich zurück; härtere und kleinere Pflanzen mit nadelähnlichen Blättern traten an seine Stelle.
    Sonne versteckte sich hinter dichtem Nebel. Hinter den riesigen Schleiern war sie wie ein riesiges böses Auge, das gelb und gefahrdrohend den Eindringlingen zublinzelte.
*
    Die Insel der Quinen war bei der abendlichen Rast weniger einladend als eine Nacht zuvor.
    Der Shallad lehnte an einem moosüberwucherten Felsblock. Griffbereit hatte er alle seine Waffen neben sich. Die Steine und Büsche, die einen unregelmäßigen Kreis bildeten, waren von den Flammen des Feuers und der weißroten Glut angeleuchtet und bildeten die Illusion eines schützenden Raumes. Außerhalb der Büsche bewegten sich ruhig die Reitvögel. Ruhig? Ja; ein gutes Zeichen. Die meisten Krieger schliefen, in ihre Decken und Mäntel gehüllt. Luxon hielt einen gebratenen Schenkel in der Hand und schnitt Fleischstücke herunter, die er in die Dose mit Kräutersalz tauchte. Quinen, dachte er, Duinen? Eine seltsame Namensgleichheit. Fast gleichzeitig standen Hrobon und Hoono auf und kamen zu ihm.
    »Wenn Kukuar heute nacht wieder seine Todesboten schickt«, sagte Casson und deutete mit der Bratenkeule auf seine Waffen, »werden wir sie würdig

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