Der Hexer von Quin
Augen mit Hauben und Tüchern verdeckt waren, wurden von den Reitern durch das scheinbare Hindernis geführt und folgten willig. Hoono und Casson saßen wieder auf, stießen auffordernd die Lanzen in die Höhe und ritten weiter.
Wir sollten uns nicht über Gebühr beeindrucken lassen, versprach sich Luxon schweigend. Der steinerne Pfad wand sich weiter durch die gebirgige, schattenerfüllte Landschaft und kletterte unmerklich höher. Es gab Nahrung im Überfluß, und dreimal schossen die Reiter kleine Tiere, von denen sie inzwischen wußten, wie nahrhaft und wohlschmeckend deren Fleisch war.
Nur die Vögel machten den Reitern Sorgen.
Sie waren überall. Es schien, als wären sie Boten oder Wächter des Zauberers. Die Loggharder hatten Vögel gesehen und gehört, mit farbenprächtigem Gefieder, die seltsame Rufe ausstießen, andere, kleinere, die aufgeregt in Schwärmen flogen und die Eindringlinge zu beschimpfen schienen, und jetzt, je mehr sie in den Nordwesten vorstießen, gab es nur noch eine Gattung von Vögeln.
Sie sahen wie Raubvögel aus, hatten gelbe Federn, und ihre Köpfe, Schwingenenden und Krallen waren schwarz. Sie stießen kurze, gellende Schreie aus. Mindestens zweihundert oder gar mehr kreisten, einmal höher, dann in gefährlich anzusehendem Sturzflug, stets dort, wo die Eindringlinge waren. Aber noch nicht ein einziger Vogel hatte bisher wirklich angegriffen.
Als sie zum erstenmal zwischen den Schluchten, den Felssäulen und den hoch aufragenden Baumstämmen die nebelverhangenen Flanken eines Hochtals sahen, schrie genau über Hrobon und Hoono einer der größten Vögel auf, breitete seine Schwingen aus und ließ sich fallen. Er zielte mit dem Hakenschnabel nach dem Kopf des Orhakos.
Hrobon riß den Schild hoch, aber die Bewegung war überflüssig. Der Vogel schrie ein zweitesmal und stürzte sich auf Minnesang und Casson. Aber auch Casson handelte schnell und sicher, auch er hob den linken Oberarm und schmetterte den angreifenden Vogel mit dem Schild zur Seite. Der Vogel flatterte wild, sein Genick brach, und er stürzte zu Boden.
Das Orhako, das hinter Minnesang trabte, trat mitten in das zuckende Federbündel. Yzinda hatte leise geschrien, jetzt kreischte sie auf. Casson duckte sich, drehte den Kopf und sah, daß der Vogelschwarm in Bewegung gekommen war.
Die Raubvögel stürzten sich von allen Seiten auf die drei ersten Reitvögel und deren Reiter. Aber um die Köpfe Cassons und Yzindas schwirrten die meisten. Casson hieb wild mit dem Schild und der langen Reiterlanze um sich. Er gebrauchte beides wie Keulen, stach und schlug nach den Vögeln und versuchte gleichzeitig, die Coltekin zu schützen und das Orhako schneller werden zu lassen. Minnesang begriff und trabte hart an Kußwind vorbei, setzte sich an die Spitze. Ein Raubvogel landete in Cassons Rücken, krallte sich fest und hackte wie ein Rasender in den Lederpanzer. Casson schob den Schild höher auf den Arm hinauf, packte den Vogel und brach dessen Genick. Zwei andere, die von oben und vorn kamen, schlug er mit dem Schaft der Lanze zur Seite.
Der nächste Raubvogel landete am Rand des Schildes. Das Orhako drehte den Hals und biß zu.
Der Rest der Reiter half den Anführern.
Hoono wurde von den Vögeln nicht attackiert, aber er schlug mit seinem Dolch mit der zackigen Obsidianschneide nach ihnen. Hrobon wehrte die Vögel ab und trug lange Kratzwunden davon. Auch Yzinda wurde von Krallen und Schnäbeln getroffen, und ihre Schreie und Bewegungen wurden heftiger. Sie schwankte hin und her, und immer wieder mußte Casson zupacken und sie festhalten.
Um die beiden Körper über dem Orhakosattel bildete sich ein wilder Schwarm gelber Furien. Schnäbel hackten, Schwingen peitschten die Luft und gegen die Köpfe und Schultern, Krallen hackten in alle Richtungen. Casson gelang es, die Lanze in die lederne Hülse zurückzustecken. Er griff zum Schwert und schwang es in wilden Kreisen über seinem Kopf, gleichzeitig versuchte er, die Coltekin zu schützen.
Yzinda schrie noch immer. Sie war außer sich und hatte die Klauen eines Vogels gefaßt. Sie handhabte das schwere Tier wie eine Keule und schlug damit nach den anderen Angreifern.
Zwei andere Reiter kamen heran und stachen nach den schrill schreienden Vögeln.
Einige Pfeile heulten knapp über Cassons Kopf hinweg und holten weitere Raubvögel aus der Luft. Hrobon mit seinem Sattelgenossen erreichte das nächste Stück des Weges, das unter schweren Ästen hindurchführte. Die
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