Der Highlander, der mein Herz stahl: Roman (German Edition)
ihrer Rechtfertigung ansetzen, als sie in die Augen des Kahlköpfigen blickte. Die Worte erstarrten auf ihrer Zunge. Ohne zu fragen, wusste sie, dass er ihr nicht helfen würde. Der Mann war bar aller Gefühle. Seine kalten, ausdruckslosen Augen waren die eines Reptils.
»Was hast du gehört? Warum spionierst du uns nach?«, fragte er scharf.
»N-nichts. Ich habe nicht spioniert.« Ihre Zähne klapperten immer noch.
»Ich … schwöre … ich war schwimmen.«
»Sie muss von dem Fest am Strand kommen«, sagte eine tiefe Stimme hinter ihr. Wie die anderen sprach er Gälisch. In seinem warmen, heiseren Ton lag etwas Beruhigendes.
Sie nicke bekräftigend, da ihre Zähne so klapperten, dass sie nicht sprechen konnte, und wagte einen Blick in seine Richtung.
Ungeachtet der Umstände blieb ihr die Spucke weg!
Allmächtiger!
Sie zwinkerte, doch er war kein Phantom. Der Nordmann konnte es in puncto umwerfender Schönheit mit ihren Geschwistern aufnehmen. Mit Ausnahme einer Strähne, die ihm in die Stirn fiel, war sein dunkelblondes Haar kurz gehalten und reichte ihm nur bis an die Ohren. Anders als die anderen Männer war er bartlos, und die glatten harten Linien seines perfekt geformten Gesichts lagen offen zutage. Eine breite glatte Stirn, stark ausgeprägte Wangen, ein kantiges Kinn und eine stolze Nase, die in Anbetracht seines Berufes überraschenderweise einigermaßen gerade war. Um seine Augenfarbe zu erkennen, war es zu dunkel, doch sie wusste, dass es Blau sein musste. Leuchtendes Blau. Ozeanblau. Ein die Seele durchdringendes Blau.
Rasch wandte sie den Blick ab, damit er sie nicht dabei ertappte, wie sie ihn anstarrte. Du liebe Güte! Sie hatte gedacht, Männer wie ihn gäbe es nur in Sagen und Mythen.
Ein wahres Prachtexemplar, aber zweifellos ein Pirat – ein großer, unglaublich muskulöser Pirat. Ein Mann, gebaut um zu erobern, zu plündern und Gott weiß was zu tun, das Wikinger taten. Ein Mann, der eine Spur der Verwüstung hinterließ. Er konnte sie mit einer riesigen eisernen Faust zermalmen.
Der Reptilienmann sprach nun wieder.
»Wir können nicht riskieren, dass sie uns an Ulster verrät.«
Ihr Herz sank, als sie den Namen ihres Vaters vernahm. Was immer man hier machte, man wollte nicht, dass ihr Vater davon erfuhr. Ganz klar, wenn sie sagte, wer sie war, würde das ihr Problem nicht lösen. Im Gegenteil, ihre Lage würde sich verschlimmern.
Was also sollte sie tun? Ihre Hände verkrampften sich in ihrem nassen Hemd. Ihr gebührte der Siegespokal dafür, zur falschen Zeit am falschen Ort zu sein. Sie musste mit einer Erklärung herausrücken, doch hatte die Kälte ihr Gehirn lahmgelegt.
Sie unterdrückte ihr Zähneklappern und sagte:
»Bitte, das alles ist ein Irrtum. Ich war schwimmen und bin zufällig hierher geraten.« Sie kämpfte sich auf die Füße und zwang sich, ruhig zu wirken. Vernünftig. Selbstsicher. Nicht zu Tode erschrocken. Überlege. Tu so, als wüsstest du, was du tust. Sprich mit Autorität.
» Meine Freunde werden sich fragen, wo ich bin. Sie werden mich suchen …« Entschlossen ging sie los, doch wurde ihr der Weg von einer Mauer wüst wirkender Iren vertreten. Ihr Lächeln geriet ins Wanken, und sie musste sich zwingen, forsch und zuversichtlich zu klingen.
»Lasst mich gehen, dann könnt Ihr Eure Sache zu Ende bringen …«
Der Kahle ignorierte sie und sagte zum Nordmann:
»Wir müssen sie töten.«
Alles Blut, das ihr noch geblieben war, schoss ihr in die Füße. Ihr Atem stockte. Sie versuchte sich weiszumachen, dass er es nicht ernst meinen konnte, aber ein Blick in das grausame Gesicht des Kriegers verriet ihr das Gegenteil.
Erik fluchte. Das lief gar nicht gut. Seine klare, einfache Mission hatte eben eine üble Wendung genommen.
Hoffentlich fiel das Mädchen nicht in Ohnmacht. Das arme Ding sah total verängstigt aus. Kein Wunder. Aber was trieb sie hier in der Höhle? War sie tatsächlich vom Strand bis hierher geschwommen? Um diese Jahreszeit kaum zu glauben, doch sie schien es ernst gemeint zu haben.
Dennoch, er glaubte nicht, dass es von Bedeutung war. Wer immer sie war und was immer sie tun mochte, sie war eben in eine sehr schlimme Situation gestolpert.
Leider hatte Fergal nicht unrecht. Falls sie etwas gehört hatte, bedeutete dies eine eventuelle Gefährdung seiner Mission. Nichts – und niemand – durfte verhindern, dass er die Söldner für Bruce sicherte. Man konnte das Mädchen nicht gehen lassen.
Aber töten? Mit allen Fasern seines
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