Der Highlander, der mein Herz stahl: Roman (German Edition)
ihnen zurück. Erik aber packte ihr Handgelenk, ehe einer von Fergals Leuten sie fassen konnte. Als sie versuchte, sich loszumachen, festigte er seinen Griff und hoffte inständig, er würde ihr keinen Knochen brechen. Er hatte schon Schmetterlinge mit mehr Substanz in der Hand gehalten.
»Ich kümmere mich darum«, sagte er. Ehe Fergal einschreiten konnte, sah Erik ihn vielsagend an und setzte hinzu:
» Nachdem meine Männer und ich uns ein wenig amüsiert haben.«
Fergal kniff seine schwarzen runden Krähenaugen zusammen.
»Aber meine Männer haben sie gefunden.« Er musterte das zitternde Mädchen von Kopf bis Fuß.
»So wie sie aussieht, lohnt es sich nicht.«
Erik übergab das Mädchen Domnall und pflanzte sich vor Fergal auf.
»Meine Leute sind schon eine ganze Weile auf See«, log Erik.
»Im Moment geben sie sich mit allem zufrieden. Außerdem könnt Ihr dann sicher sein, dass die Tat nicht Euch angelastet werden kann. Denkt an die Umstände, die Euch erspart bleiben. Wir werfen sie draußen ins Wasser, und niemand wird etwas erfahren.« Erik wandte sich wieder Domnall zu. Das Mädchen war totenblass.
»Gib ihr ein Plaid.« Er zwang sich zu einem Lachen.
»Wir wollen dafür sorgen, dass sie lange genug am Leben bleibt, um für uns von Nutzen zu sein.«
Die Art, wie Fergal sich über das Gestrüpp an seinem Kinn strich, verriet, dass er mit dieser Lösung ganz und gar nicht einverstanden war. Und Erik wollte mit dem Mann, den er als Kämpfer für Bruce gewinnen wollte, wegen eines verdammten Mädchens nicht in Streit geraten.
Da ertönte vor der Höhle ein Ruf.
»Ellie!«
Das Mädchen versuchte zu schreien, Domnall aber konnte ihr den Mund zuhalten.
»Man sucht dich«, sagte Erik, »du musst hier weg, ehe man dich sieht.«
Fergal schien damit nicht zufrieden, wusste aber, dass er keine Wahl hatte. Jetzt war keine Zeit für Streitigkeiten.
Erik ging ans Wasser und sprang ins Boot.
»Am Dreizehnten«, mahnte er, »enttäusche mich nicht.« Die Drohung wurde lässig ausgesprochen, doch der stählerne Blick aus Eriks Augen kündete von Vergeltungsmaßnahmen.
Fergal kam zur Besinnung und verlor etwas von seiner Kampflust. Er kannte Erik gut genug, um zu wissen, wozu er imstande war. Hinterging er ihn, drohte ihm unbarmherzige Verfolgung.
Der Ire nickte und verschwand in der Dunkelheit.
Erik und seine Männer folgten seinem Beispiel und schlichen sich so leise, wie sie gekommen waren, aus der Höhle, leider mit einem zusätzlichen Passagier.
Aber nicht für lange. Sobald es möglich war, wollte Erik das Mädchen loswerden.
3
D ie Stimme ihrer Schwester löste die Tränen, die Ellie zurückgehalten hatte, während die gemeinen Schufte offen über Vergewaltigung und Mord gesprochen hatten. Sie flossen ihr nun ungehindert über die Wangen.
»Matty!«, versuchte sie zu rufen, worauf der Griff ihres Peinigers fester wurde und eine große, fleischige Hand (sicher keine allzu saubere) sich auf ihren Mund legte.
Sie wehrte sich vergeblich gegen den Griff. Wie der teuflische Wikingercaptain, der vorhin ihr Handgelenk festgehalten hatte, war dieses ungeschlachte Ungeheuer völlig unbeweglich. Leichter wäre es gewesen, Stahl zu biegen oder eine Granitwand durchzuschlagen.
»Pst …«, raunte der Mann ihr ins Ohr.
»Wir tun dir nichts, aber du musst still sein.«
Er hatte eine sanfte, beruhigende Stimme, und der Blick, den sie erhascht hatte, als er ihre Hand packte, hatte ihr einen jovialen, väterlich wirkenden Typ gezeigt, aber konnte er denn wirklich erwarten, sie würde ihm glauben, nachdem sie gehört hatte, wie sein Captain eiskalt davon gesprochen hatte, sie zu vergewaltigen und dann ihren Körper auf See zu »versenken«? Sie glaubte es nicht.
Sie biss ihn fest in die Hand und wurde mit einem erstaunten Grunzen belohnt. Sein Griff aber lockerte sich nicht, und ihr Widerstand brachte ihr nur einen festeren Griff ein – einen, der ihr Zähneklappern unterband. Dank des großen Plaids und seines fest um sie geschlungenen Arms, hatte Ellie nicht mehr das Gefühl zu erfrieren. In einem Augenblick wie diesem ein kleiner Trost.
Ihr Herz zog sich vor Angst und Verzweiflung zusammen. Das konnte nicht sein. Wie in einem grässlichen Albtraum war sie von Seeräubern entführt worden – von den schlimmsten Piraten überhaupt, den Wikingern.
Lautlos schluchzend, frierend, voller Angst, so hilflos hatte sie sich noch nie gefühlt. Die Rettung war nur einen Ruf entfernt, doch sie konnte nur hilflos
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