Der Highlander, der mein Herz stahl: Roman (German Edition)
mit einem »Nein« hatte abfinden müssen.
»Weil ich die Verantwortung dafür trage, dass du wohlbehalten zu Hause anlangst. Ich will vermeiden, dass du behaupten kannst, ich hätte dich zu Schwerarbeit gezwungen.«
Sie wusste, dass es ein Spiel mit dem Feuer war, doch sie konnte sich ein Lachen nicht versagen.
»Und ich dachte, Wikinger hielten sich gern Sklaven.« In seinen Augen flammte es auf, doch ehe er antworten konnte, fuhr sie fort:
»Was kümmert es Euch, was andere denken? Ihr seid Pirat. «
Sie forderte seinen Widerspruch geradezu heraus. Er mochte wie ein Pirat aussehen, aber er handelte nicht wie ein solcher – oder zumindest nicht so, wie sie sich einen Piraten vorstellte. Piraten waren ruchlos und unmoralisch – plündernder Abschaum der See – und nicht liebenswürdige Spitzbuben, die Gefangene retteten (zweimal), die versprachen, sie nach Hause zu bringen und sich dann besorgt zeigten, wenn ihre Hände ein wenig aufgeraut waren.
Etwas stimmte da nicht. Aber was sonst hätte er in der Höhle zu tun gehabt? Und warum ergriff er vor den Engländern die Flucht?
Er begegnete der Herausforderung in ihrem Blick mit einem finsteren Starren und trat einen Schritt näher, fast so, als wüsste er, wie sehr es sie erschüttern würde, wenn ein sechseinhalb Fuß großer, starker Krieger vor ihr aufragte.
»Hast du Zweifel, Ellie?« Lady Elyne , hätte sie fast korrigiert. Nur ihre Familie nannte sie Ellie, und sie hatte sich an die Intimität in seiner tiefen, rauen Stimme noch nicht gewöhnt.
»Ich dachte, das hätten wir schon entschieden?«
Sie widerstand dem Drang zurückzutreten. Warum musste er so groß sein? Und wer hatte so breite Schultern und so muskulöse Arme? Kampfgestählt …? Das glaubte sie nicht. Vermutlich hatte er sich sein Äußeres mit Absicht antrainiert, um Frauen so zu imponieren, dass sie weiche Knie bekamen.
Sie musste den Kopf in den Nacken legen, um seinem Blick zu begegnen.
»Wir? Ich habe es getan«, berichtigte sie. Wütend, weil er es fertigbrachte, sie zu verwirren, atmete sie tief durch.
»Für einen Piraten scheint Ihr ungewöhnlich edle Anwandlungen zu haben. Und warum hat einer der Fischer Euch taoiseach genannt?« Es war das gälische Wort für Anführer.
Hätte sie ihn nicht so aufmerksam beobachtet, wäre ihr das harte Aufblitzen in seinem Auge entgangen, ehe er es hinter einem trägen Grinsen tarnte.
»Lass mich raten … war es der alte Magnus? Der vergisst meist seinen eigenen Namen.« Er hielt inne.
»Ich glaube zu wissen, was diesen plötzlichen Sinneswandel bewirkt hat.«
Sie zog eine Braue hoch.
»Ach?«
Er nickte.
»Ja.« Sein Blick glitt zu ihrem Mund. Hitze durchdrang sie wie ein feuriger Schwall.
»Ich glaube, du fragst dich, wie es kommt, dass du den Kuss eines Piraten genießen konntest.«
Zornige rote Flecken ließen ihre Wangen erglühen.
»Ich habe nicht …«
Sein Blick ließ ihren Protest verstummen. Ein Wort mehr, und er würde ihr das Gegenteil beweisen.
Sie errötete noch mehr, und er fuhr fort:
»Deshalb bist du überzeugt, ich müsste etwas anderes sein.«
Scham überflutete sie. Hatte er recht? Vernebelte jener Kuss ihre Sicht und ließ sie nur sehen, was sie sehen wollte?
Nein! An ihm war mehr, dessen war sie sicher. Sah er schon nicht aus wie ein Pirat, so traf dies auf Thomas in noch größerem Maß zu. Sie hatte ihr bisheriges Leben inmitten von Rittern verbracht und spürte, dass Thomas vom ritterlichen Ehrenkodex geprägt war.
Hawk – wie war übrigens sein richtiger Name? – wollte sie mit seiner Nähe verwirren. Er hatte es geschafft. Sie stand so nahe, dass sie seine Bartstoppeln sah, die einen Schatten auf die harten Linien seines Kinns warfen, um die Augen die dünnen Linien vom Lachen und den langen Tagen in der Sonne, das dunkle V-förmige Stückchen Haut über der Öffnung seines cotun und die weiche, sinnliche Wölbung seines unglaublichen Mundes wenige Zoll vor ihr.
Ihr Blick blieb an seinem Mund hängen.
Sie merkte, dass er reglos dastand und jeder Muskel in seinem Körper erstarrt war. Ihre Blicke trafen sich. Sie erschrak, überrascht von der rohen Intensität in seinen Augen. Er sah sie an, als … als hielte er sich mittels eines ganz dünnen Seils zurück. Aber wovor? Davor, sie zu erwürgen? Nein, er war wütend, doch daneben war noch etwas anderes, das sie nicht erkennen konnte. Etwas Heißes und Intensives. Etwas, das bewirkte, dass sie sich sonderbar fühlte – unruhig –, als würde
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