Der Highlander, der mein Herz stahl: Roman (German Edition)
Wenn sie es täte, würde er vielleicht nicht mehr an sie denken.
Es war verrückt. Ein mageres, unscheinbares Kindermädchen war nicht der Typ Frau, an den er Zeit und Gedanken verschwendete – mochte ihr unschuldiger Kuss auch sein Blut in Wallung gebracht haben.
Niemals würde er eine Ehe mit jemandem erwägen, der nicht Reichtum und Ansehen seines Clans steigerte, und die Frauen, die er für das Bett wählte, waren keine jungen Mädchen, und sie waren … nun, hübscher – und mit viel größeren Brüsten ausgestattet. Mit ihrer schimmernden Haut, der ungewöhnlichen Augenfarbe, den langen schwarzen Wimpern und den reizvollen Brustspitzen, die sich in seiner Hand so köstlich zu Perlen verhärteten, entsprach sie ihm in keinem Punkt.
Doch als er die feste kleine Wölbung in der Hand gehalten hatte … da hatte er nicht das Gefühl gehabt, etwas zu vermissen. Tatsächlich war es ein unglaubliches Gefühl gewesen. Das hieß aber nicht, dass er interessiert war.
Womit nicht erklärt war, warum er verdammt nahe daran gewesen war, sie im Garten wieder zu küssen. Ihre Nähe genügte, und sein Körper salutierte. Es war lächerlich, um nicht zu sagen, unbehaglich.
Nicht, dass es ihm zu denken gab. Nach fast einer ganzen Woche ohne Frau machten sich bei ihm wohl Mangelerscheinungen bemerkbar. Diesen war leicht abzuhelfen. Sobald er nach Randolph gesehen hatte, würde er sich schließlich zu den anderen im Alehaus gesellen.
Mit diesem glücklichen Gedanken und einigen anderen überquerte er die grasige, von der Winterkälte gebräunte Erhebung. Er runzelte die Stirn, erstaunt, als er sah, dass Duncan nicht auf seinem Posten war.
Er hatte seinem Angehörigen aufgetragen, sie zu überwachen, nicht so sehr, um ihre Flucht zu verhindern – sie wäre nicht weit gekommen –, sondern um dafür zu sorgen, dass ihr bei einem eventuellen Fluchtversuch nichts zustieß. Unter seiner Aufsicht würde sie nicht von den Klippen stürzen. Solange sie in seiner Obhut war, fiel sie in seine Verantwortung. Eine Verantwortung, die er nach jenem Kuss lieber seinem Vetter übertragen hatte.
Aber sein lästiger Gast – und seine ebenso lästigen Gedanken – würden bald hinter ihm liegen. Obwohl die Engländer noch in beträchtlicher Stärke in diesem Gebiet vertreten waren, wusste Erik, der schon oft genug von den englischen Bastarden gejagt worden war, dass sie schließlich aufgeben würden. Und wenn nicht, nun, er konnte sie nötigenfalls umgehen. Bis zu dem Treffen mit den McQuillans, die sie nach Rathlin bringen sollten, war noch viel Zeit.
In der Zwischenzeit hatte er einen Weg gefunden, Bruce eine Nachricht zukommen zu lassen. Da die Burg seines Vetters Angus Og MacDonald auf Dunaverty nur zwei Meilen von Spoon entfernt war, bot es sich geradezu an – noch dazu war es die schnellste und direkteste Lösung. Eine Ironie des Schicksals wollte es, dass Dunaverty jene Burg war, aus der Erik vor vier Monaten Bruce herausgeholt hatte. Obschon die Festung im Moment in englischer Hand war, hatte sein Vetter dort noch immer Vertraute. Wenn er es schaffte, Angus Og eine Nachricht zuzuspielen, würde dieser einen Weg finden, sie Bruce zu übermitteln.
Angus Og verfügte über ein riesiges Netzwerk von Leuten entlang der Westküste. Erik musste es wissen. Fast ein Jahrzehnt hatte er als Gefolgsmann seines Vetters, des Lord of Islay und eines der mächtigsten Männer der Western Isles, gedient, ehe Bruce ihn für die Highlander-Garde gewonnen hatte.
Erik hatte den Dienst bei dem Mann, der so viel für ihn getan hatte, nur zögernd aufgegeben. Als Siebenjähriger wäre Erik nach dem Tod seines Vaters den Machenschaften seiner manipulativen, landgierigen Anverwandten, der MacDougalls, die vorgaben, ihm beizustehen, ausgeliefert gewesen. Angus Og war es, der seine Hand über ihn und seine Familie gehalten und ihm gezeigt hatte, was Loyalität bedeutete. Angus Og war es, der aus ihm einen Mann gemacht hatte.
Sein Vetter hatte aber darauf bestanden, dass er sich Bruce anschloss, und Erik schuldete ihm zu viel, als dass er nicht getan hätte, wie ihm geheißen. Auch war es eine Möglichkeit, die Ländereien wiederzugewinnen, die ihm nach dem Tod seines Vaters von den MacDougalls geraubt worden waren.
Der Machtkampf zwischen den zwei einflussreichen Stämmen der Nachfahren Somerleds – den MacDonalds und den MacDougalls – bestimmte die Politik der West Highlands. Im Moment waren die MacDougalls, die sich auf Edwards Seite geschlagen
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