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Der Highlander und der wilde Engel

Titel: Der Highlander und der wilde Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynsay Sands
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versuchen wir es damit. Ich überlege mir, wen ich als nächsten Kandidaten einladen soll, und sobald er durchs Tor reitet, lassen wir dich ein oder zwei Gläser Whisky trinken, ehe er dich zu sehen bekommt, und dann ...“Er sprang auf. „Ich muss sofort diese Liste von Nathans mit den Namen der Männer durchgehen, die entweder eine Verlobte verloren oder nie eine gefunden haben. Ich werde schauen, welchen der Burschen ich am wenigsten ausstehen kann - an dem probieren wir es zuerst aus. Und wenn es gelingt, versuchen wir es mit demjenigen, der mir von den Verbliebenen der Liebste ist. Oh, welch meisterhafter Einfall! Wäre ich doch nur schon früher darauf gekommen.“
    Entsetzt starrte Averill ihm nach, als er davonstürmte, um den Brief seines Freundes Nathans zu suchen. Wie aufgeregt er war, ließ sich daran ausmachen, dass er trotz seiner Leibesfülle überaus hurtig die Halle durchquerte. Er schien in etwa so aufgekratzt zu sein, wie sie bestürzt war. Dies war die grauenhafteste Eingebung, die er je hatte. Sie trunken machen, um sie ruhig zu stellen, ehe sie einem dieser hochnäsigen Stutzer gegenübertrat, der sie im Hinblick auf eine mögliche Eheschließung beäugen würde? Schon stocknüchtern fiel es ihr schwer, diesen Kerlen nicht die Faust ins Gesicht zu rammen, wenn sie sich ihr gegenüber abfällig benahmen. Würde der Whisky auch noch ihre letzten Hemmungen fortspülen, so würde sich unweigerlich das Gemüt Bahn brechen, das sie stets zu verbergen bemühte, und das mochte schlimm enden.
    Sie ließ den Brocken Brot, den sie genommen hatte, wieder fallen und richtete sich seufzend auf. Sie hatte keine
    Ahnung, ob alle Rotschöpfe ein solches Wesen besaßen, wie der Aberglaube behauptete, doch auf sie und ihre Mutter traf es jedenfalls zu. Allerdings hatte ihre Mutter Margaret ihr von Kindesbeinen an eingebläut, ihrer Natur nie nachzugeben. Sie selbst hatte sich ihr Leben lang eisern beherrscht, sodass nicht einmal ihr Gemahl davon erfahren hatte. Und auch Averill hatte sie von klein auf dazu angehalten, dasselbe zu tun ... und das hatte sie. Sie hatte sich stets in der Gewalt. Sie hatte sich selbst dann noch gezügelt, als der letzte Bewerber ihr hohnlächelnd ins Gesicht gesagt hatte, dass er niemals eine rothaarige Teufelin mit dem Mal Satans auf der Wange ehelichen werde, der noch dazu der Verstand fehle, den Gott den meisten Menschen mitgegeben habe. Sie hatte ihm nicht ins Gesicht gespien und hatte ihm auch nicht mit den Fingernägeln das Antlitz entstellt, wie sie es nur zu gern gemacht hätte. Nein, sie hatte sich im wahrsten Sinne auf die Zunge gebissen, ihn mit einem lieblichen Lächeln bedacht und sich abgewandt, um wieder hinein in den Wohnturm und unverzüglich in ihre Kammer zu gehen, wo sie sich gezwungen hatte, sich hinzulegen und an die Decke zu starren, bis das Verlangen danach, laut aufzuheulen und Gegenstände umherzuschleudern nachgelassen und sie sich wieder gefasst hatte.
    Doch durch einen starken Tropfen mochte sie diese Fassung sehr wohl verlieren und allen zeigen, dass sie in der Tat das Wesen besaß, das man Rothaarigen gemeinhin nachsagte - dass sie sich zwar zähmen konnte und der Welt gegenüber ein liebenswürdiges Naturell an den Tag legte, insgeheim jedoch gerne dann und wann gegen ein paar Schienbeine treten und davonlaufen würde ... zumindest für eine Weile.
    Averill verzog das Gesicht, als sie sich vor Augen rief, da sie die Beherrschung verloren hatte. Das war an jenem Tag gewesen, als sie den Hauptmann der Wache gepeinigt hatte und davongerannt war. Es war das einzige Mal gewesen, dass sich ihr wahres Wesen hatte Bahn brechen können. Und es hatte ihre Mutter bewogen, ihr beizubringen, sich fürderhin zu mäßigen.
    Sie biss sich auf die Unterlippe und warf einen Blick in Richtung der Treppe nach oben, weil sie sich unvermittelt fragte, wie viel von ihrer Geschichte Kade wohl mitbekommen hatte. Sie hatte geglaubt, er schlafe, ansonsten hätte sie ihm das Ganze nie berichtet, doch dann hatte er diese Frage gestellt... In jenem Augenblick war sie zu überrascht und froh darüber gewesen, dass er aus seinem widernatürlichen Schlummer erwacht war, um auch nur einen Gedanken daran zu verschwenden, wie viel von der Erzählung über ihren kindlichen Wutausbruch er gehört hatte. Sie quälte sich einen Moment mit dieser Frage, ehe sie ihre Besorgnis beiseiteschob. Jeder auf Mortagne wusste von dem Vorfall, und niemand dachte sich etwas dabei. Allein ihre Mutter hatte

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