Der Himmel über Garmisch (German Edition)
ich gesagt habe.«
»Das werde ich tun.«
»Versprichst du es?«
Er lachte auf. »Wenn ich auf einmal erfahre, dass mein kleines Mädchen kein kleines Mädchen mehr sein will, dann werde ich darüber nachdenken. So viel verspreche ich dir. Aber jetzt zu dem Fest: Nein, ich möchte nicht, dass du es absagst. Im Gegenteil. Es soll richtig prächtig werden. Lad so viele Leute ein, wie reinpassen, von mir aus mehr. Wird Gunther kommen?«
»Er wusste es noch nicht.«
»Sag ihm, ich bestehe darauf. Und ich will, dass du Levan Parashvili einlädst. Ich werde ebenfalls ein paar Einladungen aussprechen, eine kleine Herrenrunde am Rande der Veranstaltung. Ich werde Aleko einladen und diesen Boris. Und dazu noch ein paar alte Kameraden, damit die beiden sich nicht langweilen.«
»Eine Friedenskonferenz?«, fragte Hardy.
»Noch haben wir keinen Krieg. Bringen wir Reagan dazu, zu kommen?«
»Ich weiß nicht«, sagte Ula. »Er geht nicht ans Handy.«
»Stavros kann ihn auftreiben«, sagte Hardy.
»Nein. Ich will, dass er freiwillig kommt. Ula, schreib ihm eine SMS . Eine nette. Sag ihm, er würde fehlen auf deiner Party. Und dass er nichts zu befürchten hat.«
»Ist das so?«, fragte Ula.
Carlo hob die Brauen. »Was glaubst du? Meinst du, ich würde ihn anlügen?«
»Nein. Aber wir können doch nicht wissen, was dieser Boris vorhat.«
»Ich werde ihn in mein Haus einladen. Er wird nichts unternehmen.«
Ula wiegte skeptisch den Kopf.
»Sie hat recht«, sagte Hardy. »Wir kennen ihn nicht genug. Das Risiko ist zu groß.«
Carlo sah mit gespitztem Mund, leicht nickend in Richtung Wand. Es dauerte eine Weile, bevor er sprach.
»Ich sollte ihn treffen«, sagte er dann.
»Soll ich Aleko anrufen für einen Kontakt?«, fragte Hardy.
»Ja. Tu das.«
»Was willst du ihm sagen?«, fragte Ula. »Über Reagan?«
Carlo sah sie ernst an. »Ula, ich möchte, dass du uns jetzt alleine lässt«, sagte er.
Sie streckte den Rücken durch. »Warum?«
Er lächelte, ein bisschen gequält. »Ich habe dir versprochen nachzudenken. Das heißt nicht, dass du jetzt nicht mehr zu tun brauchst, was ich dir sage.«
»Ich kann dir helfen«, sagte sie, ohne ihre aufrechte Position aufzugeben. »Du musst mich nur lassen.«
Carlo holte Luft, aber Hardy kam ihm zuvor. »Sie hat recht«, sagte er.
»Wie bitte?« Carlos Blick war eher verwirrt als wütend.
»Lass uns jetzt allein, Ula«, sagte Hardy. »Ihr könnt später weiterreden.«
Ula erhob sich. Sie ging zu ihrem Vater, legte die Arme um seinen Hals und presste ihre Wange an seine. »Ich liebe dich, Paps«, sagte sie, dann ging sie schnell hinaus.
»Was, zum Teufel, sollte das jetzt?«, fragte Carlo scharf, als sie die Tür hinter sich geschlossen hatte. »Fällst du mir jetzt auch noch in den Rücken?«
»Es scheint mir wichtig«, sagte Hardy.
»Wichtig? Wir haben verdammt noch mal genug um die Ohren, da kann ich mich nicht auch noch mit irgendwelchem Gleichberechtigungsquatsch bei meiner Tochter befassen. Wer hat ihr das eigentlich ins Ohr gesetzt? Du etwa?«
Hardy lachte leise. »Nein. Ganz bestimmt nicht. Sie ist ganz von allein drauf gekommen.«
»Was weiß sie denn? Hast du mit ihr darüber gesprochen?«
»Eher sie mit mir. Sie reimt sich genug zusammen. Sie glaubt jedenfalls nicht mehr, eine höhere Tochter zu sein. Falls sie das jemals getan hat.«
Carlo schwieg eine Weile. »Was würde Marie sagen?«, flüsterte er endlich.
»Sie würde dir zuraten.«
»So? Woher willst du das wissen?«
»Ich bin ganz sicher«, sagte Hardy.
***
»Hanna Morgenbraun« gab Schwemmer in die Suchmaske ein und erhielt sofort einen Treffer. Einvernehmung zum Tod des Lothar Morgenbraun im November 2010. Todesursache zunächst ungeklärt, Fremdverschulden nicht nachzuweisen, aber auch nicht auszuschließen. Aussage der Hanna Morgenbraun: Als sie morgens aufwachte, lag ihr Gatte tot neben ihr. Die Obduktion hatte dann eine zuvor unentdeckte Vorerkrankung des Herzmuskels zutage gebracht. Ende der Akte.
Er dachte eine Weile nach, dann gab er den Namen »Hanna Brugger« ein und hatte wieder Erfolg. 1998 Festnahme wegen Drogenbesitzes in Österreich, dort verurteilt zu einer Geldstrafe von fünfzehntausend Schilling, das waren, wenn er richtig rechnete, gut tausend Euro, also an die zweitausend Mark. Das war damals recht happig, andererseits auch keine Freiheitsstrafe. Leider war in dem Eintrag nicht vermerkt, um welche Art Drogen und welche Menge es ging. Harte würden es kaum gewesen sein,
Weitere Kostenlose Bücher