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Der Himmel über Garmisch (German Edition)

Der Himmel über Garmisch (German Edition)

Titel: Der Himmel über Garmisch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Schüller
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dunkelblauen Anzug, der gut genug geschnitten war, um zu verbergen, dass er eine Waffe trug, woran Hardy keine Sekunde zweifelte. Er wies Stevens den Weg zum Kaminzimmer.
    Stevens ließ sich ohne Umstände in einen Sessel fallen, der unter ihm leise ächzte. Mario blieb mit lässig verschränkten Fingern neben der Tür stehen.
    »Coke mit Eis«, sagte Stevens.
    Hardy ging zur Bar und besorgte das Gewünschte. Mario fragte er erst gar nicht – er würde die Hände frei haben wollen.
    »Stimmt es, dass Gunther tot ist?«, fragte Stevens.
    »Ja.«
    » Shit .« Stevens griff nach der Cola und trank gierig. »Lief nicht wirklich gut für euch, gestern. Wie viele Männer habt ihr noch?«
    »Hier hab ich im Moment keinen. In Nürnberg um die zehn.«
    »Gute?«
    »Zwei sind gestern ausgefallen, zwei seit letzter Woche. Die andern sind Gunthers Leute, ich kenne sie nicht wirklich.«
    Ula erschien in der Tür. Sie war dezent geschminkt, trug ein seriöses dunkelblaues Kleid und flache Schuhe.
    »Bemühen Sie sich nicht«, sagte sie, als Stevens mit einiger Mühe versuchte, aus dem Sessel aufzustehen. Sie reichte ihm die Hand und stellte sich vor. Stevens gab sich entzückt.
    »Wo steckt denn Ihr Vater?«, fragte er.
    »Mein Vater, Mister Stevens, lässt sich entschuldigen.« Sie ließ sich auf dem Sofa nieder, die Knie damenhaft geschlossen zur Seite gelegt.
    Stevens lehnte sich im Sessel zurück und drehte den Kopf zu Hardy. »Was soll das?«
    Hardy setzte sich ihm gegenüber. »Carlo hat Ula beauftragt, die Verhandlungen zu führen. Sie hat sein volles Vertrauen.«
    Stevens schwieg, den Kopf auf die Sessellehne zurückgelegt. Hinter den verspiegelten Gläsern waren seine Augen nicht zu erkennen. Langsam hob er den Kopf wieder in die Senkrechte. »Ist Carlo eigentlich klar, worum es hier geht?«
    »Ja«, sagte Ula.
    Stevens lehnte den Kopf wieder zurück. »Dann stimmt es also.«
    »Was?«, fragte Hardy, obwohl er die Antwort kannte.
    »Dass er am Ende ist«, antwortete Stevens, ohne sich zu rühren.
    »Nein«, sagte Ula entschieden. »Er ist nicht am Ende. Und wir sind es erst recht nicht.«
    Stevens kicherte leise, sein Brustkorb zitterte. » Well spoken, young lady .« Er hob den Kopf und sah sie an. »Aber das werden Sie beweisen müssen. Ich kenne Sie noch gar nicht. Bisher gab es drei Unterwexlers. Reagan hat noch nicht gezeigt, dass man ihn ernst nehmen kann. Gunther ist tot. Mein Beileid übrigens. Bleibt Carlo. Und der lässt sich entschuldigen. Fräulein Unterwexler, bei allem Respekt: Bis heute wusste ich noch nicht einmal von Ihrer Existenz. Und ich bezweifle, dass Sie Ihren Vater und Ihren Bruder ersetzen können, während der Russe vor der Tür steht.« Er amüsierte sich kichernd über seinen eigenen Scherz. »Der Russe steht vor der Tür – der war nicht schlecht, Hardy, oder? Habt ihr Deutschen doch immer gesagt, in the good old days, the cold war … «
    »Ja«, sagte Hardy. »Das waren die guten Zeiten.«
    »Genau«, sagte Stevens. »Und die sind vorbei.«
    »Zunächst sollten wir klären, über was wir eigentlich reden wollen«, sagte Ula. Ihr Ton war beherrscht und geschäftsmäßig.
    » Ich rede von einer Firma, die dabei ist, in ihre Einzelteile zu zerfallen«, sagte Stevens. »Und die jeden Tag weniger wert ist.«
    »Wir brauchen Männer«, sagte Hardy. »Gute. Ein Dutzend.«
    Stevens lachte in sich hinein. »Die brauchst du schon, um gegen Boris zu bestehen. Aber wenn Boris kommt, werden deine zehn in Nürnberg rennen wie die Hasen. Dann hast du keinen mehr, der den Betrieb am Laufen hält. Und dann kommt der andere Russe und macht das.«
    »Aleko ist Georgier«, sagte Ula.
    » The heck with it. Ihr braucht zwei Dutzend gute Männer, und das rechnet sich nicht. Für euch nicht und für mich auch nicht. Ich sag dir, was sich für mich rechnet. Wenn ich das selber mache.«
    ***
    »Lassen Sie ihn los!« Burgl versuchte, Ferdi aus Unterwexlers Griff zu befreien, aber der stieß sie weg.
    »Ich hab euch so satt, euch mittelmäßige Frettchen«, fauchte er Ferdi ins Gesicht. Ferdi kniff die Augen zusammen und drehte den Kopf weg.
    »Jetzt hören Sie schon auf«, brüllte Burgl, aber Unterwexler schien sie gar nicht wahrzunehmen. Er zerrte Ferdi von der Wand weg und stieß ihn in den Raum. Ferdi taumelte ein paar hilflose Schritte rückwärts. Dabei stolperte er über seine eigenen Füße und fiel nach hinten.
    »Ferdi!« Burgl versuchte, ihn zu halten, aber sie kam zu spät. Mit einem hässlich dumpfen

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