Der Himmel über Garmisch (German Edition)
sind.«
»Was entschieden weniger sein wird, als Sie haben«, stellte Schwemmer fest.
»Natürlich. Das liegt in der Natur der Sache.«
»Quellenschutz. Verstehe. Sie sind ein Geheimdienst.«
»So ist es, Herr Schwemmer. Geheim.« Rachmann lehnte sich in seinem Stuhl zurück. Er wirkte zufrieden.
***
»Er ist in Österreich«, sagte Stavros. »Nicht allzu weit von euch weg. Vils heißt das Kaff. Sagt dir das was?«
»Ja. Ist ’ne Dreiviertelstunde von hier, wenn es läuft. Meld dich, wenn er sich bewegt. Ich ruf an, wenn ich da bin.« Hardy unterbrach das Gespräch und rief Silvia an. Er war froh, als die Mailbox ansprang. »Mein Liebes«, sagte er, »es tut mir leid, ich fürchte, ich werde es heute Abend nicht schaffen. Mir ist ein wichtiger Job dazwischengekommen. Ich hoffe, wir schaffen es morgen. Ich melde mich. Kuss.« Er steckte das Handy ein.
Carlo hatte sich in sein Schlafzimmer zurückgezogen, durch die Tür war der Fernseher zu hören. Hardy klopfte und öffnete, als Carlo »Herein« rief. Carlo lag im Morgenmantel auf dem Bett, auf dem Nachttisch stand ein leerer Cognacschwenker.
»Er ist in Vils«, sagte Hardy. »Ich fahr rüber. Ich hab ’ne Idee. Wie wär es, wenn ich Ula mitnehme?«
Carlo sah ihn an, als habe er ihn nicht verstanden.
»Könnte die Stimmung verbessern. Reagans, meine ich«, sagte Hardy.
»Oh … ja, versuch es.« Carlos Stimme klang müde.
»Hast du dein Handy hier? Boris könnte anrufen. Wär gut, wenn du dann fit wärst.«
Carlo rieb sich mit beiden Händen das Gesicht. »Du hast recht«, sagte er und gab sich dann selbst ein paar Ohrfeigen. »Ich steh auf.« Mit einem Ächzen brachte er sich in Sitzposition. »Ich steh auf«, wiederholte er, als müsse er sich selber überzeugen.
»Keine Ahnung, wie lange es dauert«, sagte Hardy. »Wir können es auch verschieben. Stavros findet ihn auch noch einmal.«
»Nein … Verdammt, ich bin doch kein Baby, das man nicht allein lassen kann.« Aber auch das klang, als sage er es sich selber vor. Er erhob sich vom Bett und begann vor seinem Ankleidespiegel mit Schattenboxen.
»Okay«, sagte Hardy. »Ich sag Ula Bescheid. Dann bin ich weg.« Er ließ Carlo allein.
Ula schälte Kartoffeln am Küchentisch.
»Hast du Reagan die SMS geschrieben?«, fragte Hardy.
»Ja. Er hat noch nicht geantwortet.«
»Die Situation hat sich geändert. Wir müssen mit ihm sprechen. Er ist in Vils. Carlo möchte, dass du mit mir fährst.«
»Jetzt?«
»Ja.«
»Okay.« Sie warf die Kartoffel zu den anderen in den Topf und wusch sich kurz die Hände. »Fertig«, sagte sie.
***
»Ich denke, wenn man ihn ohne Rollstuhl hochträgt, sollte es klappen. Den Stuhl kann man doch falten, oder?«
Sie saßen an dem kleinen Tisch in Zettels Küche. Burgl bemühte sich, so optimistisch zu klingen wie möglich, aber Karin Zettel schien nicht überzeugt.
»Sie wissen nicht, wie empfindlich sein Rücken noch ist. Eine falsche Bewegung …« Sie schüttelte den Kopf. »Er will unbedingt heim. Wenigstens die paar Tage. Wir hätten uns auch dort bei der Klinik ein Hotelzimmer nehmen können. Oder von mir aus hier im Ort. Das wäre viel einfacher, für alle, auch für ihn. Aber er will hierher, in unsere Wohnung. Daheim sein. Verstehen Sie das?«
»Wenn ich so was nicht verstehen würde, hätte ich meinen Beruf verfehlt«, sagte Burgl mit einem Lächeln. »Wir werden es versuchen. Ganz vorsichtig.«
Burgl bemerkte, wie Karin Zettel immer wieder unwillkürlich zum Kühlschrank sah und sich dann zwang, aus ihrem Becher den Chai-Tee zu trinken, den Burgl mitgebracht hatte.
»Nun nehmen Sie sich schon ein Bier«, sagte Burgl. »Wenn Sie eins über haben, nehm ich auch eins.«
»Peinlich«, murmelte Zettel. »Dass man mir das so anmerkt …« Die Küche war eng genug, dass sie den Kühlschrank öffnen konnte, ohne aufzustehen. Burgl zählte acht Flaschen Paulaner darin, in der Diele hatte sie noch ein gefülltes halbes Tragerl gesehen. Karin Zettels Figur hatte bereits deutlich gelitten unter ihrem Bierkonsum, unter ihrem Shirt war ein Bauchansatz zu erkennen, der Burgl dort früher nicht aufgefallen war.
»Treiben Sie eigentlich Sport?«, fragte Burgl, während sie beide ihre Gläser einschenkten.
»Kaum noch. Manchmal lauf ich ein paar Kilometer. Aber nicht mehr so wie früher.«
»Théo kommt am Sonntag, nicht?«
»Ja. Übermorgen. Mittwoch muss er zurück, am Feiertag.«
»Mein Mann und ich wollen morgen zur Hochalm wandern. Mögen Sie
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