Der Himmel über Garmisch (German Edition)
zusammenpresste. Er atmete schwer.
»Okay«, sagte er endlich, die Augen immer noch geschlossen. »Finde ihn. Mach ihm die Situation klar. Er soll sich überlegen, wo er hinwill. Aber auf jeden Fall ins Ausland.«
Hardy tippte eine Nummer in sein Handy. »Es gibt wieder Arbeit«, sagte er, als Stavros sich meldete.
***
Schwemmer fluchte in sich hinein. Er war offenbar immer noch nicht richtig angekommen bei seiner Münchener Dienststelle. Sonst wäre er nicht auf die Idee gekommen, am Nachmittag den Mittleren Ring zu benutzen. Rachmann vom Verfassungsschutz hatte sich ohnehin nicht so richtig erfreut gezeigt, als Schwemmer seinen Besuch angekündigt hatte, und jetzt war er auch noch unpünktlich. Als er endlich seinen Wagen auf dem Parkplatz in der Knorrstraße abstellte, war er schon zehn Minuten über der Zeit. Bis die Eingangsformalitäten und die endlosen Flure hinter ihm lagen, war es eine halbe Stunde.
Rachmann gab sich trotzdem Mühe, freundlich zu sein, was ihm aber schwerzufallen schien, als Schwemmer ziemlich bald auf Anton Zachl zu sprechen kam.
»Über den Herrn Zachl haben wir keine Erkenntnisse«, stellte er fest.
Für Schwemmer klang das erstaunlich lapidar. »Das wissen Sie so aus dem Kopf?«
»Ich hab mir heut Morgen – auf Ihre Bitte an den Kollegen Mühsam hin – den Vorgang NSL -Verlag noch mal angeschaut. Der Name Anton Zachl taucht auf, er wurde überprüft, ohne weitere Erkenntnisse.« Rachmann nahm die dünnrandige Lesebrille ab und begann, mit dem Ende seines Schlipses die Gläser zu polieren.
»Dass er als gewalttätig bekannt und aktenkundig ist, wissen Sie aber schon?«, fragte Schwemmer.
»Natürlich wissen wir das. Aber es spielt keine Rolle für uns. Das ist Polizeisache. Das muss ich doch Ihnen nicht erklären, oder?« Herr Rachmann wirkte nun leicht angefasst.
»Er ist aber verdächtig, Gewalt gegen Ausländer auszuüben.«
Rachmann setzte die Brille wieder auf und schnaubte verächtlich. »Verdächtig. Wenn wir uns um jeden im Land kümmern müssten, der verdächtig ist, hätten wir viel zu tun.«
»Vor drei Jahren hab ich mit dem Kollegen Mühsam zusammengearbeitet. Da hatte eine Gruppe junger Linker einen Werkzeugschuppen angezündet. Das heißt, sie haben es versucht. Der Besitzer konnte den Brand mit dem Gartenschlauch löschen, bevor größerer Schaden entstand. Da wussten Ihre Kollegen aber jede Kleinigkeit über jeden Verdächtigen.«
»Das ist eine andere Baustelle, Herr Schwemmer. Da sind die Strukturen in den angreifenden Organisationen weniger diffus, die Erfahrung der Kollegen größer, die Ausstattung besser.«
»Das heißt, die sind gefährlicher als die Leute, mit denen Sie sich beschäftigen?«
Rachmann verzog das Gesicht. »Was wollen Sie denn da unterstellen, Herr Schwemmer?«
»Gar nichts. Ich habe zusammengefasst, was Sie eben gesagt haben.«
»Herr Schwemmer, ich muss Ihnen eine Frage stellen«, sagte Rachmann in offiziellem Tonfall. »Nach meinen Informationen arbeiten Sie an einem Mordfall im Bereich der Drogenkriminalität. Was haben der Herr Zachl und der NSL -Verlag damit zu tun?«
»Es bestehen Verbindungen.«
»Haben Sie es ein wenig ausführlicher?«
»Es besteht der Verdacht, dass Hanna Morgenbraun, die Besitzerin des Verlages, das Mordopfer kannte und ihm die Nutzung eines ihrem Vater gehörenden Stadels als Drogenlabor gestattet hat.«
»Und der Herr Zachl? Was hat der mit der Sache zu tun?«
»Er arbeitet für den NSL -Verlag. Und er ist bekannt mit einem Zeugen. Die Verbindung einerseits zu Hanna Morgenbraun und andererseits zu dem Zeugen erscheint mir auffällig genug, sie zu überprüfen.«
»Sie meinen Herrn Oberkommissar Grellmayer, nicht wahr?«
Schwemmer zog die Brauen hoch. »Sie sind gut informiert über meinen Fall.«
»Warum befragen Sie nicht einfach Ihren Kollegen Grellmayer nach dem Herrn Zachl?«
»Das werde ich bei erster Gelegenheit tun. Er ist nur zurzeit nicht vernehmungsfähig. Woher wissen Sie von Grellmayer?«
Rachmann hob die Hände. »Geheim. Wir sind ein Geheimdienst.« Er grinste schief.
»Herr Rachmann, damit kann ich mich nicht zufriedengeben. Gibt es einen offiziellen Vorgang bei Ihnen, der mit meinem Fall zusammenhängt?«
»Kein Kommentar, Herr Schwemmer. Quellenschutz hat Vorrang.«
»Ja sakra«, murmelte Schwemmer und schüttelte den Kopf.
»Am besten, Sie stellen eine offizielle Anfrage. Wenn wir wissen, was Sie brauchen, können wir Ihnen alle Informationen geben, die möglich
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