Der Himmel über Garmisch (German Edition)
gestiegen«, sagte er.
»Du hast mir keine reingehauen, also ist er nicht zu hoch.« Trevor grinste und zeigte seinen goldgerahmten Schneidezahn.
Hardy nahm die Scheine aus der Brieftasche und zählte zweieinhalbtausend Euro auf den Tresen. »Du bist ein verdammter Gangster«, sagte er.
»Stimmt«, sagte Trevor. »Du aber auch.«
***
Burgl begleitete Unterwexler zur Tür. Er reichte ihr die Hand und verabschiedete sich förmlich von ihr. Als er das Empfangszimmer durchquerte, kam Ferdi Schurig herein. Er grüßte Unterwexler flüchtig, dann entdeckte er Burgl, die in der Tür ihres Zimmers stand. Er hängte seinen Mantel an der Garderobe auf. Unterwexler schloss die Tür hinter sich.
»Ich war grad in Garmisch auf der Polizei«, sagte Ferdi. »Das ist ein ganz tragischer Fall, den die da haben.«
»Ich hörte davon«, sagte Burgl.
»Man möchte dem Mann ja helfen, aber …«
»Aber was?«
»Es geht halt nicht.«
»Du lässt ihn einweisen?«
»Was soll ich machen? Er besteht darauf, dass dieser Polizist verantwortlich ist dafür, dass er im Rollstuhl sitzt. Er macht kein Hehl daraus, dass er ihn attackieren wird, wenn er eine Gelegenheit dazu hat. Da hat sich ein ganz stabiles, immanent logisches Wahnsystem entwickelt, begünstigt und verstärkt durch die physischen Einschränkungen, denen er unterliegt.«
»Und wenn es gar kein Wahn ist?«, fragte Burgl.
»Was meinst du? Der Polizist ist doch nachweislich unschuldig.«
»Und wenn das ein Irrtum wär?«
Ferdi legte den Kopf schräg. »Wenn es ein Irrtum wär? Können wir das beurteilen? Und wenn wir es könnten, stünde es mir dann zu, die Rechtssituation zu verändern? Wenn es ein Irrtum ist, muss er dagegen klagen. Und ich denke, das hat er schon getan.«
»Ja«, sagte Burgl. »Chancenlos.« Sie wandte sich ab.
»Burgl …« Ferdi legte ihr die Hand auf die Schulter. »Ich kann doch nur von dem ausgehen, was in meiner Akte steht. Selbst wenn ich ihm glaube, was könnte ich denn tun? Soll ich zulassen, dass er wirklich den Mann angreift? Vielleicht mit einer tödlicheren Waffe als einem Messer?«
Sie drehte sich wieder zu ihm. »Es war eine Kuchengabel.«
»Ja. Das sagt er . In meiner Akte steht etwas anderes. Wenn diesem Polizisten was passiert, würde man mich dafür verantwortlich machen. Sei mir nicht bös, aber das Risiko werde ich nicht eingehen, nur weil du glaubst, es könnte einen Justizirrtum gegeben haben.«
»Hast du ihm denn geglaubt?«
Ferdi seufzte. »Ich sagte ja schon: ein stabiles, immanent logisches System. Das ist natürlich glaubhaft . Aber ich kann und darf nicht beurteilen, was passiert ist. Passiert ist das, was in der Akte steht. Meine Aufgabe ist, zu beurteilen, ob dieser Dumoulin gefährlich ist. Und: Ja, das ist er.«
»Er sitzt im Rollstuhl.«
»Welche Rolle soll das für meine Beurteilung spielen? Vielleicht ist er in ein paar Wochen wieder fit. Oder er besorgt sich Hilfe. Oder eine Schusswaffe. Ihm ist es nämlich egal, wenn man ihn einsperrt. Genau das hat er mir gesagt. Sein Leben sei nämlich sowieso verpfuscht. Sein einziges Ziel ist es, sich an diesem Grellmayer zu rächen. Sag mir: Welche Wahl hab ich? Nachdem er das gesagt hat?«
Burgl nickte. »Du hast recht«, sagte sie. Sie ging in ihr Zimmer und schloss die Tür hinter sich.
***
»Ja«, sagte Frau Fuchs. »Ich erinnere mich. Zweimal hat der Grellmayer das beantragt. Normalerweise geben die Kollegen so was bei mir ab, aber er ist damit immer direkt zu Herrn Hessmann. Der hat das dann genehmigt und mir einfach so auf den Tisch gelegt. Das war aber letztlich auch nichts Besonderes, oder?«
»Nein«, sagte Schwemmer. »Nichts Besonderes.« Er nippte an seinem Kaffee und bedauerte, dass der so viel schlechter schmeckte als bei Frau Fuchs zu Hause. »Gibt es was Neues von Ihrem Bekannten?«
»Nein. Nicht wirklich. Es ging ihm nur nicht so gut, gestern. Er hat schlecht geträumt. Von einer Marie hat er gesprochen, im Schlaf.« Sie wurde rot. »Wollen Sie das wirklich alles wissen?«
Schwemmer legte ihr sanft die Hand auf den Unterarm. »Nur das, was Sie für wichtig halten. Und das, was Sie auch erzählen wollen. Ich will Sie nicht bedrängen.«
»Aber das tun Sie«, flüsterte sie. Sie sah über die Schulter zur Tür seines Behelfsbüros, als habe sie Angst, bei etwas Verbotenem erwischt zu werden. »Er möchte nicht, dass ich ihn besuche. Ich weiß gar nicht, wie er lebt. Eigentlich weiß ich überhaupt nichts von ihm.«
»Vielleicht ist das
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