Der Himmel über Garmisch (German Edition)
so weitermacht, macht er’s eh nicht mehr lange«, murmelte Gunther.
»Rede nicht so von deinem Bruder«, fuhr Carlo ihn an.
Gunther sah ihm gerade ins Gesicht. »Das ändert auch nichts«, sagte er mit fester Stimme. »Er zieht den Ärger an. Und eines Tages wird er sich mit dem Falschen anlegen. Hat er ja schon. Wer war das, der Claude umgelegt hat? Die Russen, die hier den Max machen?«
»Die machen nicht den Max«, sagte Hardy ruhig. »Die sind der Max. Aber sie streiten ab, damit zu tun zu haben.«
»Glaubt ihr das?«
»Du kannst sie morgen fragen«, sagte Ula.
»Wie bitte? Die kommen auf die Party?« Gunther sah ungläubig ins Rund.
Carlo räusperte sich. »Die waren nicht erfreut über Reagans Aktivitäten. Und auf eine Auseinandersetzung können wir es nicht ankommen lassen.«
»Wieso nicht? Sind die so stark?«
»Es gab hier eine Schießerei. Keine Leichen, aber Blutspuren von vier Personen«, sagte Hardy.
Gunther stieß einen beeindruckten Pfiff aus. »Dann ist das Geld für die?«
»Ja«, sagte Carlo.
»Eine halbe Million? Ist das nicht reichlich?«
»Ja«, sagte Carlo wieder. Er sah Gunther nicht an.
»Wir sind hier nicht zu Hause«, sagte Hardy. »Und die Regeln machen wir auch nicht.«
Gunther nickte, aber der Blick, mit dem er seinen Vater musterte, war skeptisch. Carlo starrte weiter den Tisch an. Es war an der Zeit, das Thema zu wechseln.
»Reagan scheint sein Zeug auch nach Nürnberg verkauft zu haben«, sagte Hardy.
Gunther lachte auf. »Das kann ja wohl nicht wahr sein! Er ist das, der uns die Preise kaputtmacht? Wir versuchen seit Wochen rauszufinden, wo das Zeug herkommt.«
»Das Zeug kam von hier.«
»Das werden die Tschechen nicht gern hören«, sagte Gunther.
Carlo räusperte sich erneut. »Es kann sein, dass wir neue Lieferanten kriegen.«
»Wen?«
»Die Russen.«
»Du willst die mit reinnehmen?« Gunther klang empört. »Wie lange werden die uns dann noch mitmachen lassen? Das ist der Anfang vom Ende!«
»Es ist noch nicht verhandelt«, sagte Carlo. »Aber sie haben deutlich gemacht, dass sie mit uns zusammenarbeiten wollen.«
»Und was soll ich den Tschechen erzählen?« Gunther gestikulierte aufgebracht.
»Erst mal gar nichts«, sagte Hardy. »Warten wir es ab.«
Aber Gunther beruhigte sich nicht. »Verdammt, das geht nicht. Dann müssen wir eben kämpfen.«
Carlo schwieg.
»Wir brauchen mehr Leute«, sagte Gunther.
»Kennst du welche?«, fragte Carlo.
Gunther schüttelte ärgerlich den Kopf.
»Ich treffe am Mittwoch Marshall Stevens«, sagte Hardy. »In Frankfurt. Vielleicht kann er uns helfen. Bis dahin sollten wir höflich zu den Russen sein.«
»Von mir aus«, brummte Gunther.
»Bist du immer noch der Meinung, dass Levan hinter den Überfällen auf unsere Leute steckt?«, fragte Hardy.
»Eine bessere Idee hab ich nicht.«
»Wir reden morgen mit ihm«, sagte Carlo. »Und mit seinem Vater.«
»Was soll dabei rauskommen?«, fragte Gunther. »Meinst du, er gibt das zu?«
»Man findet manchmal mehr raus, als gesagt wird, wenn man sich gegenübersitzt.«
Gunther sah seinem Vater in die Augen.
»Ja«, sagte er.
***
Schwemmer hatte kaum an seinem Schreibtisch im LKA Platz genommen, als der Apparat auf seinem Schreibtisch klingelte. Es war natürlich Wasl. Wahrscheinlich hatte er per Flurfunk erfahren, dass Schwemmer im Haus war. Er wurde umgehend in Wasls Büro beordert.
»Wenn Sie meine Anrufe schon ablehnen, dann rufen Sie mich wenigstens zurück.« Wasls Miene war ungnädig.
»Über das Thema möchte ich lieber im direkten Gespräch reden«, sagte Schwemmer. »Und ich war ja fast schon auf dem Weg.«
»Welches Thema meinen Sie?«, fragte Wasl.
»Das, weshalb Polizeidirektor Hessmann Sie angerufen hat.«
»Das wissen Sie?«
»Ich hab es mir gedacht.«
»Herr Schwemmer, zu Beginn der Sache waren wir uns doch eigentlich einig, dass es wichtig ist, Irritationen im Verhältnis zu den alten Kollegen zu vermeiden.«
»Ja. Aber ich habe nie behauptet, es garantieren zu können.«
»Von mir aus. Aber es geht nicht an, dass Sie sich in Fälle einmischen, mit denen Sie gar nichts zu tun haben. Was hatten Sie denn da zu suchen, in der Ausnüchterungszelle?«
»Es gibt eine Verbindung zwischen den Morden in Garmisch und dem Fall, der den Mann in den Rollstuhl gebracht hat. Ich wollte ihn danach befragen, aber der Zustand des Mannes ließ es nicht zu.«
»Welche Verbindung ist das?«
»Ich nehme an, Hessmann hat Ihnen gesagt, dass der Mann in der
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