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Der Himmel über Garmisch (German Edition)

Der Himmel über Garmisch (German Edition)

Titel: Der Himmel über Garmisch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Schüller
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besser so, Frau Fuchs.« Schwemmer lächelte begütigend, aber er erzielte keine Wirkung. Frau Fuchs schloss die Augen und zog die Nase hoch.
    »Diese Marie … er sagt, sie ist tot und sie war die Frau eines Freundes gewesen. Aber ich fühle, dass er sie geliebt hat. Immer noch liebt er sie.«
    Schwemmer kritzelte den Namen Marie auf die Schreibtischunterlage.
    »Er ist so ein toller Mann, manchmal.«
    Sie war kaum noch zu verstehen, und er befürchtete, dass sie gerade dabei war, eine Grenze zu überschreiten, die sie nicht überschreiten wollte.
    »Frau Fuchs …«
    Ohne ihn anzusehen, sprach sie weiter. »Ich war ja bisher nicht mit so vielen Männern zusammen, wenn Sie wissen, was ich meine.«
    »Ja, mei«, sagte Schwemmer.
    »Eigentlich nur mit meinem Ehemann … bis auf … einmal im Urlaub, aber …«
    Nun war es Schwemmer, der merkte, dass er rot wurde. »Frau Fuchs …«
    »Und einmal war da der Klausi aus Mittenwald, aber nur ein Mal. So … intensiv, hab ich noch nie, wissen Sie, eben auch im Bett –« Jetzt unterbrach sie sich doch und sah erschrocken auf. »Verzeihung«, murmelte sie.
    Schwemmer nickte ihr beruhigend zu. »Ist schon gut, ist schon gut.« Er versuchte ein Lächeln, aber es fühlte sich verkrampft an.
    »Ich mein, ich möcht ihm einfach nicht schaden«, sagte sie. »Ich möcht mir nichts vorwerfen müssen, am Ende.«
    Schwemmer räusperte sich. »Das brauchen Sie nicht.«
    »Aber Sie wollen ihn doch einsperren.«
    »Nur, wenn er ein Verbrechen begeht. Sehen Sie es so: Wir versuchen zu verhindern, dass er Probleme bekommt. Letztlich helfen Sie ihm.«
    Sie nickte, sah aber zu Boden und schwieg. In ihrem Gesicht arbeitete es. »Noch was hat er gesagt«, sagte sie schließlich. »Im Schlaf. ›Nicht die alte Frau.‹ Zwei Mal.«
    ***
    »Wo bist du gewesen?«, fragte Ula.
    Carlo antwortete nicht. Er nahm einen Becher aus dem Schrank und schenkte sich Kaffee ein. »Auch einen?«, fragte er.
    »Nein danke. Gunther wird in zwei Stunden hier sein.«
    »Das ist gut.« Er trank im Stehen.
    »Die Caterer sind da. Sie bauen im Garten das Zelt auf.«
    »Hab ich gesehen. Sieht gut aus.«
    »Die Deko kommt morgen früh, am Nachmittag der  DJ und die Band.«
    »Du machst das schon.«
    »Hast du von der Schießerei gehört?«, fragte sie unvermittelt.
    Er sah sie stumm an.
    »Was haben wir damit zu tun?«, fragte sie.
    Carlo schüttelte nur den Kopf.
    »Du willst es mir nicht sagen?«
    »Ich würde es nicht tun, wenn ich es wüsste.«
    »Wirst du es Gunther sagen?«
    »Kann ich nicht, da ich es nicht weiß.«
    »Du lügst.«
    »So redest du nicht mit mir«, sagte er scharf. »Wenn ich entscheide, es nicht zu sagen, ist es entschieden.«
    »Ich will dir doch nur helfen. Ich will der Familie helfen.«
    »Manchmal hilft man, wenn man nicht im Weg steht.«
    Sie verzog den Mund und stand auf.
    »Ula …«
    Sie ging stumm hinaus.
    »Dreck«, murmelte Carlo und kippte den Rest seines Kaffees in die Spüle.
    Er ging ins Kaminzimmer zur Bar. Zögernd stand er eine Weile davor, dann griff er nach dem Courvoisier. Aus dem Garten drangen Geräusche, Gesprächsfetzen, halblaute Kommandos, Lachen. Er stellte die Flasche auf dem kleinen Tresen ab und starrte sie an.
    ***
    Burgl warf den Hörer auf die Gabel. Das Gespräch mit der Klinik war genauso unerfreulich verlaufen wie erwartet. Keinerlei Kontakt möglich mit Herrn Dumoulin, auch und schon gar nicht für Therapeuten. Die Psychiaterin am anderen Ende der Leitung schien ziemlich befremdet über ihren Anruf. Das war nicht verwunderlich. Es war einfach eine Schnapsidee gewesen. Vielleicht gelang es dem Anwalt, ein Gegengutachten zu beantragen. Aber das würde dauern.
    Burgl sah auf die Uhr. Es war die Zeit der Mittagspause, der nächste Klient würde erst in einer halben Stunde kommen. In ihrer Handtasche suchte sie nach ihrem Notizbuch und blätterte lange darin, bis sie auf die Telefonnummer stieß, die sie gesucht hatte. Zögernd hob sie den Hörer vom Telefon und wählte.
    »Streitel«, meldete sich eine angenehme Baritonstimme.
    »Grüß Gott, Herr Streitel. Schwemmer ist mein Name, Notburga Schwemmer. Ich weiß nicht, ob Sie sich an mich erinnern. Sie haben vor etlichen Jahren mal ein Interview mit mir gemacht. Ich bin Psychotherapeutin …«
    »Ja … ja, natürlich. Frau Schwemmer, was kann ich für Sie tun?«
    »Arbeiten Sie noch als Journalist?«, fragte Burgl.
    ***
    Hardy starrte durch das halb offene Dachfenster seiner Stube in den Himmel,

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