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Der Himmel über Kasakstan

Der Himmel über Kasakstan

Titel: Der Himmel über Kasakstan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Tisch. Sie waren flach, olivgrün und hatten mit schwarzer Schrift eine Aufschrift in einer fremden Sprache.
    »Das ist amerikanisch!« sagte Boborykin stolz. »Als mir der Natschalnik in Alma-Ata diese Dosen gab, sagte er: Das ist beste Ware aus Amerika. Ist gekommen mit Maschinengewehren und Munition. Das ist zwar schon ein paar Jährchen her, Genosse, – aber die Büchsen schmecken frisch wie gerade eingemacht. Habe sie selbst gegessen. Ja, – es ist eben Wertarbeit, Genosse.«
    Boris kam in die Hütte. Er hatte die Angeln eingezogen. Staunend überblickte er den Tisch.
    »Wo hast du das Geld her, Andreij?«
    »Gestohlen, Brüderchen.«
    »Gestohlen?« wiederholte Erna-Svetlana.
    Boborykin lachte dumpf. »In Jemskowitschi hat ein Kaufmann seine Kasse fünf Minuten alleingelassen. Das darf man nicht, Brüderchen! Die Zeiten sind arg und schlecht, und die Menschen sind nicht besser. Das hat sich auch Andreij Boborykin gedacht. Es ist kein großer Verlust, Freunde. Der Kaufmann wird weiter seine Kunden betrügen und das Geld bald wieder hereinhaben. So bezahlen die anderen Genossen unser Fräßchen! Ist das nicht wahre Volksdemokratie?!«
    Er lachte wieder dröhnend und hieb mit der Faust auf den Schinken. Svetlana ging zu dem offenen Feuer, legte getrocknetes Schilf auf die Flamme und hakte den Bratspieß in die handgeschmiedeten Eisengabeln.
    Sie aßen bis zum späten Abend.
    Boborykin stopfte das Fleisch und den Schinken in sich hinein, als sei er ein Silo und müsse die Speisen speichern. Boris und Svetlana aßen vorsichtiger, langsamer, jeden Bissen zerkauend und den ausgedörrten Magen wieder an Fleisch, Wurst und Mehlsuppe gewöhnend.
    »Und zum Schluß einen Wutki!« rief Boborykin mit glänzenden Augen und fettverschmiertem Bart. »Es ist ein Wodka aus der Staatsbrennerei in Balchasch. Dreifach gebrannt für den Privatgebrauch des Genossen Aufseher. Ein Gauner, ein Strick ist dieser Serjosha! Brennt privat seine Püllchen ab! Für ein Iltisfell hat er mir drei Fläschchen abgegeben!« Er schlug von einer grünen, bauchigen Flasche den Hals ab, schüttete die obere Wodkaschicht wegen der Glassplitterchen ab und setzte sie an den Hals. »Dafür gibt es drei Jahre Straflager, wenn's jemand merkt und anzeigt«, sagte er prustend. »Aber er ist es wert, dieser Wutki!«
    Auch von diesem Wodka tranken Boris und Svetlana ein paar Schlückchen. Er brannte höllisch, als sei er 80-prozentiger Spiritus. Svetlana hustete zur Freude Boborykins, der Witze riß, rülpste, nach der ersten Flasche feurige Kosakenlieder sang und beim Abenddämmern über den Fußboden hüpfte und einen Krakowiak versuchte. Er fiel dabei um wie ein nasser Sack … liegend, auf die Seite gerollt, sang er weiter, dröhnend, mit der Faust den Takt auf die Dielen hämmernd.
    Mein Bruder, heij, der war Kosak,
mit krummem Säbel, schnellem Pferd …
    Dann schlief er ein, mitten im Gesang, Schnarchend, ein riesiger Bär, lag er auf dem Boden, und noch im trunkenen Schlaf zuckten seine Beine im Takt des Liedes.
    »So kann es doch mit uns nicht weitergehen«, sagte Svetlana, nachdem sie den Tisch abgeräumt hatte und sich wieder zu Boris an das geöffnete Fenster setzte. Boris rauchte eine selbstgeschnitzte Pfeife und vertrieb damit die Mückenschwärme, die vom Sumpf und aus den Schilfwäldern in die Hütte dringen wollten.
    »Wir müssen so lange warten, bis man alles vergessen hat.«
    »Vergessen?« Svetlana strich leicht über die krausen schwarzen Haare Boris'. »Wenn djadja erlaubt, daß wir heiraten, will ich alles vergessen. Und du wirst es auch können, nicht wahr?«
    »Djadja wird es nie erlauben können«, sagte Boris stockend. Einmal muß sie es erfahren, dachte er. Vielleicht ist es jetzt die richtige Stunde. Mit einem satten Magen ist auch die Seele satt, und die Trägheit des Leibes nimmt das Entsetzliche gelassener auf als ein hungriger Bauch. »Du hast mit Borkin nichts mehr zu tun, Svetla.«
    »Hat er mich freigegeben? Was hat Boborykin dir erzählt?«
    Sie rückte näher und legte ihren Arm um seine Schulter.
    »Borkin hat dich nicht freigegeben. Ich habe uns frei gemacht.«
    »Du, Bor?«
    Boris schluckte. »Ja. Ich. Ich wollte es dir immer sagen, die ganzen Wochen über.«
    »Du hast an djadja geschrieben?«
    »Nein! Ich habe ihn – ich habe ihn erschlagen.«
    Svetlana starrte Boris Horn an, als habe sie ihn nicht verstanden oder als begriffe sie die Worte einfach nicht, die sie gehört hatte. Ihr Arm zuckte von seiner Schulter

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