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Der Himmel über Kasakstan

Der Himmel über Kasakstan

Titel: Der Himmel über Kasakstan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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…«
    Poltezky unterbrach sie mit einer herrischen Handbewegung.
    »Heiraten kannst du immer noch. Du mußt dem Vaterland einen großen Dienst erweisen! Verstanden? Und wenn du heulst oder gar schreist, hänge ich dich auf!«
    »Was haben Sie vor?« fragte das Mädchen ängstlich. »Warum holen Sie mich aus dem Bett …«
    »Das wirst du sehen! Mitkommen!«
    Die drei Soldaten ergriffen das Mädchen. Es hieb um sich, es schrie auch, es jammerte, es spuckte und kratzte und rief nach Fedor, ihrem Verlobten.
    Poltezky hieb ihr ins Gesicht. Da schwieg sie und ließ sich willenlos mitschleifen.
    Im Zug wurde sie mit dem Namen Natascha Trimofa versehen.
    »Du heißt jetzt so, verstanden?« brüllte sie Waska Iwanowitsch an. »Und du bist eine Ärztin!«
    »Eine Ärztin? Was haben Sie mit mir vor, Genosse Major? Wo komme ich denn hin?«
    »In die Hölle, mein Süßes! Wo wir alle hinkommen!«
    So kam es, daß der Transport vollzählig in Karaganda ankam. Xenia Vereschka Njudanowa aber, wie das Mädchen hieß, starb einen Monat später in Einzelhaft an einer Lungenentzündung, weil sie immer wieder schrie und behauptete: Ich bin nicht Natascha Trimofa! Ich bin Xenia Njudanowa!
    Aber die Akten und Papiere stimmten. Für die Lagerleitung war sie die Trimofa. Ihre ›Aufsässigkeit‹ wurde mit Einzel- und Dunkelhaft, mit Hunger und Wasserentzug bestraft.
    Fedor Alexandrowitsch, der Traktorenführer, der bei der Parteileitung immer wieder vorfragte und bis zu Tschetwergow vordrang, machte sich mit einem Satz: »Wo habt ihr meine Xenia gelassen?« denkbar unbeliebt. Eines Tages verschwand er auch.
    Niemand fragte, wo er geblieben war.
    Verdächtig ist in Rußland immer der, der viel fragt.
    In einem geordneten Staatswesen gibt es keine Fragen …
    *
    Boborykin hatte in zweiwöchiger Arbeit zusammen mit Boris den unterirdischen Sumpfweg wieder verlegt. Er ging jetzt in einem Bogen um die Wohninsel herum und näherte sich von der Rückseite des Hauses. Dort war das Schilf weiter zurückgetreten, und ein flaches Grasplateau endete im Sumpf.
    »Das gibt ein besseres Schußfeld, Brüderchen«, sagte Boborykin. »Jetzt kann keiner mehr von vorn kommen, und wir brauchen nicht mehr so aufzupassen. Daß der Weg einen weiten Bogen macht, ahnt keiner. Jetzt sind wir sicher wie zehn Werst unter der Erde!«
    Seit dem Abend, an dem Boris aus der Hütte gegangen war, hatte sich zwischen den drei Einsiedlern am Balchasch-See wenig ereignet. Boris schlief im Schilf und kam am Morgen zerstochen und fieberkrank in die Hütte zurück. Er traf Boborykin an, wie er Svetlanas Kopf verband.
    »Was hat sie?« rief Boris erschrocken und stürzte zu ihr hin. »Ist sie schwer verletzt?«
    »Blödsinn! Sie ist besoffen hingefallen!« Boborykin stank nach abgestandenem Schnaps und kaltem Machorka. Ein Bock hätte nicht ärger stinken können. »Was hat sie denn? Was ist denn, mein Täubchen!« sagte er ratlos, als er sah, wie Svetlana die Hand Boris' wegstieß und sich bemühte, sich von ihm wegzudrücken. »Hat's Krach gegeben, Leutchen?« Er schüttelte den Kopf. »Noch nicht verheiratet, und schon raucht es bei euch? Ihr seid mir Liebesleute!«
    »Ich habe es ihr gesagt«, stammelte Boris.
    »Was?«
    »Borkin –«
    »Ach! Und jetzt spielt sie das wilde Frauchen?« Boborykin hielt mit dem Verbinden inne. »Hör einmal, mein Täubchen«, sagte er zu Erna-Svetlana. »Was Boris getan hat, war eine Erlösung für die Welt! Borkin, diese Hundsbrut, hat nicht nur dich entehrt, sondern auch Natascha Trimofa …«
    »Nein!« wimmerte Svetlana. Sie hielt mit beiden Händen ihren Kopf umklammert und preßte die Finger dagegen. »Ich will nichts mehr davon hören!«
    »Du mußt es hören, du blödes Frauenzimmer!« brüllte Boborykin sie an. »Und wenn ich es dir in die Ohren jaule, bis dein Kopf zerspringt. Natascha hat er auf dem Gewissen, Sussja, die Magd …«
    »Nein –«
    »Shenja, die Frau des Schmiedes –«
    »Hör auf, Andreij! Oder ich werfe mich mit dem Kopf an die Wand.«
    »Du wirst es zu Ende hören! Du!« Boborykin umklammerte mit seinen Riesentatzen ihre Schultern. Svetlana stöhnte auf und lag dann wimmernd vor Schmerz in Boborykins Armen, unfähig, sich aus der Klammer dieser Hände zu befreien. »Wanda, die Frau des Tischlers, und Anna, die Tochter von Bulbekin, dem Bäcker! Sie alle hat er so behandelt wie dich! Er war ein Schwein, dieser Dichter Borkin. Er war wilder als ein Schwarzeber!«
    »Es ist kein Grund, einen Menschen zu töten

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