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Der Hobbit

Der Hobbit

Titel: Der Hobbit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.R.R. Tolkien
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mehr wert als ein ganzer Fluss voller Gold, und zu keinem Preis verkäuflich. Diesen Stein aus dem ganzen Schatz nenne ich mein Eigen, und meine Rache wird jeden treffen, der ihn findet und mir vorenthält.«
    Als Bilbo das hörte, bekam er es mit der Angst, was wohl passieren würde, wenn sie den Stein bei ihm fänden – eingewickelt in ein Bündel alter Lappen, die ihm als Kopfkissen dienten. Trotzdem sagte er kein Wort davon, denn als die Tage immer bedrückender wurden, waren ihm die ersten Andeutungen eines Plans durch den Kopf gegangen.
    So standen die Dinge nun schon seit einiger Zeit, als die Raben Nachricht brachten, dass Dain mit über fünfhundert Zwergen, die von den Eisenbergen im Nordosten heraneilten, nur noch zwei Tagesmärsche von Thal entfernt war.
    »Aber sie können den Berg nicht unbemerkt erreichen«,sagte Roac, »und ich befürchte, es wird im Tal zur Schlacht kommen. Dies kann ich nicht gutheißen. Obwohl sie grimmige Burschen sind, werden sie das Heer, das euch belagert, wahrscheinlich nicht überwinden können. Aber selbst wenn sie es könnten, was hättet ihr damit gewonnen? Der Winter und der Schnee folgen ihnen auf dem Fuße. Wie wollt ihr euch ernähren ohne die Freundschaft und das Wohlwollen eurer Nachbarn? Der Schatz könnte leicht euer Tod sein, auch wenn der Drache ihn nicht mehr behütet.«
    Aber Thorin blieb unbewegt. »Winter und Schnee werden auch die Menschen und die Elben quälen«, sagte er, »und ihnen den Aufenthalt in der Einöde verleiden. Wenn meine Freunde hinter ihnen stehen und der Winter über ihr Lager hereinbricht, wird mit ihnen vielleicht besser zu verhandeln sein.«
    In dieser Nacht fasste Bilbo seinen Entschluss. Der Himmel war schwarz und mondlos. Sobald es ganz dunkel war, ging er zu seinem Bündel, das in der Ecke einer Kammer dicht hinter dem Tor lag, und nahm ein Seil und den in einen Lappen eingewickelten Arkenstein heraus. Dann stieg er auf die Mauer. Nur Bombur war dort, der Wache hatte, denn die Zwerge ließen immer nur einen auf Posten.
    »Mächtig kalt!«, sagte Bombur. »Ich wünschte, wir könnten auch ein Feuer machen wie die da unten im Lager.«
    »Drinnen ist es schön warm«, sagte Bilbo.
    »Das will ich glauben, aber ich muss noch bis Mitternacht hier aushalten«, maulte der dicke Zwerg. »Eine verfahrene Geschichte! Nicht, dass ich geradezu sagen möchte, ich bin mit Thorin – möge sein Bart immer länger wachsen – nicht einverstanden, aber er hatte schon immer einen sehr steifen Nacken.«
    »Nicht so steif wie meine Beine«, sagte Bilbo. »Diese Treppen und Steinfußböden gehn mir auf die Nerven. Ich gäbe viel dafür, mal wieder Gras unter den Zehen zu spüren.«
    »Und ich würde mir so gern mal wieder tüchtig die Kehle befeuchten und nach einem guten Abendessen in einem weichen Bett schlafen!«
    »Damit kann ich dir nicht dienen, solange wir hier belagert werden. Aber ich hab schon lange keine Wache mehr gehabt, und wenn du willst, übernehme ich deine. Schlafen kann ich heute Nacht sowieso nicht.«
    »Du bist doch ein lieber Kerl, Bilbo Beutlin! Das nehme ich dankbar an. Sollte irgendetwas los sein, weck mich bitte als Ersten, ja? Ich liege in der Kammer links, gleich hinterm Tor.«
    »Geh schon!«, sagte Bilbo. »Ich wecke dich um Mitternacht, und du kannst dann den wecken, der dich ablöst.«
    Sobald Bombur fort war, steckte Bilbo seinen Ring auf, befestigte das Seil an der Mauer, ließ sich hinab und machte sich davon. Er hatte etwa fünf Stunden Zeit. Bombur würde schlafen (er konnte zu jeder Zeit schlafen, und seit seinem Erlebnis im Düsterwald versuchte er immer wieder in die schönen Träume zurückzufinden, die er damals gehabt hatte); und alle andern waren mit Thorin an der Arbeit. Wahrscheinlich würde keiner von ihnen zur Mauer herauskommen, selbst Fili oder Kili nicht, solange sie nicht Wache hatten.  
    Es war sehr dunkel, und nachdem er das neu angelegte Stück verlassen hatte und zum unteren Flusslauf hinuntergeklettert war, kannte er den Weg nicht. Endlich kam er an die Biegung, wo er übers Wasser musste, wenn er zum Lager wollte. Das Flussbett war dort flach, aber schon sehr breit, und der Übergang im Dunkeln war nicht einfach für jemanden, der so klein war wie der Hobbit. Er war schon fast hinüber, als er auf einem runden Stein ausrutschte und mit einem lauten Platsch ins kalte Wasser fiel. Kaum war er zitternd und spuckend aufs andere Ufer gekrabbelt, als ein paar Elben mit Laternen aus der Dunkelheit

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