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Der Hobbit

Der Hobbit

Titel: Der Hobbit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.R.R. Tolkien
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fielen ihm auch so manche andere Herrlichkeiten, die dort lagen, ins Auge: Dinge, an die sich alte Erinnerungen an die Leiden und Mühen seines Volkes knüpften.
    »Du erhebst deinen schwächsten Anspruch an letzter und wichtigster Stelle«, antwortete Thorin. »Auf den Schatz meines Volkes hat niemand deshalb einen Anspruch, weil Smaug, der uns den Schatz geraubt hat, auch ihm etwas geraubt hat, sei es das Leben oder sein Haus. Da der Schatz dem Drachen nicht gehörte, können auch seine Untaten nicht mit einem Anteil daran vergolten werden. Für die Güter und die Hilfe, die wir aus der Seestadt empfangen haben, werden wir einen anständigen Preis zahlen – zu gegebener Zeit. Doch nichts geben wir her, keinen Pfennig, wenn man uns mit Gewalt droht. Solange ihr mit einem Heer in Waffen vor unserer Tür steht, betrachten wir euch als Feinde und Räuber.
    Ich frage mich übrigens, welches Erbteil ihr wohl unserer Sippe überlassen hättet, wenn ihr den Schatz unbewacht und uns tot vorgefunden hättet.«
    »Eine berechtigte Frage«, antwortete Bard. »Aber ihr seid nicht tot, und wir sind keine Räuber. Und der Reichekönnte sich wohl der Bedürftigen erbarmen, besonders wenn sie ihm Freundschaft erwiesen haben, als er in Not war. Außerdem hast du zu meinen übrigen Ansprüchen noch nichts erwidert.«
    »Ich verhandle nicht mit Bewaffneten vor meinem Tor, wie schon gesagt. Und schon gar nicht mit dem Volk des Elbenkönigs, das ich nicht in guter Erinnerung habe. In diesem Handel haben die Elben nichts zu suchen. Verschwindet jetzt, ehe wir unsere Pfeile fliegen lassen! Und wenn du noch einmal mit mir sprechen willst, dann schicke zuerst das Elbenheer wieder in die Wälder, wo es hingehört, und wenn du dann wiederkommst, leg erst die Waffen ab, bevor du dich unserer Schwelle näherst!«
    »Der Elbenkönig ist mein Freund, und er hat den Menschen vom See in ihrer Not Hilfe gewährt, ohne anders als durch Freundschaft dazu verpflichtet zu sein«, antwortete Bard. »Wir wollen dir Zeit lassen, deine Worte zu bereuen. Nimm deinen Verstand zusammen, ehe wir wiederkommen!« Dann wandte er sich ab und ging zurück ins Lager.
    Nach wenigen Stunden schon kamen die Bannerträger wieder, und Trompeter traten vor und bliesen eine Fanfare.
    »Im Namen der Stadt Esgaroth und im Namen des Waldes«, rief einer, »sprechen wir zu Thorin Thrainssohn Eichenschild, der sich König unter dem Berge nennt, und fordern ihn auf, den erhobenen Ansprüchen stattzugeben, oder er wird zu unserem Feind erklärt. Zumindest ein Zwölftel des Schatzes soll er an Bard, den Drachentöter und Girions Erben, abtreten. Aus diesem Anteil wird Bard selbst zur Hilfe für Esgaroth beisteuern; doch wenn Thorin sich in den Nachbarländern Freundschaft und Achtung bewahren will, wie seine Vorväter sie einst genossen, so sollte er auchfür sein Teil etwas zur Unterstützung der Menschen am See beitragen.«
    Da griff Thorin nach einem Hornbogen und schoss einen Pfeil auf den Sprecher ab. Er traf seinen Schild. Zitternd blieb der Pfeil darin stecken.
    »Wenn das deine Antwort ist«, rief der Sprecher, »so erkläre ich den Berg für belagert! Ihr sollt nicht herauskommen, solange ihr nicht eurerseits Waffenstillstand und Verhandlungen anbietet. Wir werden euch nicht angreifen, sondern euch auf eurem Gold sitzen lassen. Vielleicht könnt ihr es ja essen!«
    Nach diesen Worten zogen die Boten sich rasch zurück, und die Zwerge hatten nun Zeit, sich das Für und Wider zu überlegen. Aber Thorin war in so grimmiger Laune, dass die anderen, selbst wenn sie gewollt hätten, nicht wagten, ihm zu widersprechen; doch schienen die meisten Thorins Meinung sogar zu teilen – ausgenommen vielleicht der dicke alte Bombur und Fili und Kili. Bilbo natürlich war mit der Wendung, die die Dinge genommen hatten, überhaupt nicht einverstanden. Er hatte von diesem Berg nun mehr als genug, und darinnen belagert zu werden, war nicht nach seinem Geschmack.
    »Diese ganze Höhle stinkt immer noch nach dem Drachen«, knurrte er in sich hinein. »Mir wird ganz übel davon! Und dieses Cram bleibt mir allmählich im Halse stecken.«

KAPITEL XVI
     
     
    EIN DIEB IN DER NACHT
    N un schleppten die Tage sich müde dahin. Viele von den Zwergen verbrachten ihre Zeit damit, den Schatz zu sichten und zu sortieren, und dann sprach Thorin über Thrains Arkenstein und forderte sie auf, unermüdlich in allen Winkeln danach zu suchen.
    »Denn der Arkenstein meines Vaters«, sagte er, »ist allein

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