Der Hobbit
gefährlich«, sagte er. »Wasser ist dort nicht leicht zu finden, Nahrung auch nicht. Die Nüsse sind noch nicht reif(allerdings wird ihre Zeit vielleicht schon vorüber sein, bevor ihr auf der andern Seite aus dem Wald herauskommt), und Nüsse sind so ziemlich das einzig Essbare, was dort wächst. Alles in diesem Wald ist finster, wild und nicht ganz geheuer. Ich werde euch Schläuche geben, in denen ihr Wasser mitnehmen könnt, und auch Bogen und Pfeile. Aber ich bezweifle sehr, dass ihr im Wald irgendetwas finden werdet, das man ohne Bedenken essen oder trinken kann. Ein Bach fließt dort, soviel ich weiß, schwarz und schnell, der euren Weg kreuzt. Aus dem dürft ihr weder trinken noch darin baden, denn ich habe gehört, dass ein Zauber darauf liegt, der schläfrig und vergesslich macht. Und in dem Halbdunkel dort, glaube ich, werdet ihr nichts schießen können, ob genießbar oder nicht, ohne vom Weg abzukommen. Und das DÜRFT ihr nicht, auf gar keinen Fall!
Soweit mein Rat. Bis zum Waldrand kann ich euch helfen, danach kaum mehr; dann müsst ihr euch auf euer Glück, euren Mut und auf die Verpflegung, die ich euch mitgebe, verlassen. Ich muss euch bitten, dass ihr mir am Eingang in den Wald das Pferd und die Ponys zurückschickt. Aber ich wünsche euch eine gute Reise, und mein Haus steht euch offen, wenn ihr je auf diesem Weg wieder zurückkommt.«
Natürlich dankten sie ihm mit vielen Verbeugungen, mit Kapuzenschwenken und mit manch einem »zu Diensten, O Herr der großen hölzernen Hallen!«. Aber der Mut sank ihnen bei seinen ernsten Worten, und sie hatten alle das Gefühl, dass dieses Abenteuer doch gefährlicher würde, alssie gedacht hatten. Und auf dem ganzen Weg, selbst wenn sie allen Gefahren entgingen, würde sie der Gedanke an den Drachen begleiten, der sie am Ende erwartete.
Den ganzen Vormittag verbrachten sie mit Reisevorbereitungen. Bald nach Mittag aßen sie zum letzten Mal mit Beorn, und dann stiegen sie auf die Reittiere, die er ihnen lieh. Unter vielen Abschiedsgrüßen ritten sie in flottem Trab durch seine Pforte hinaus.
Sobald sie die hohen Hecken an der Ostseite seines eingefriedeten Landes hinter sich hatten, wandten sie sich nach Norden, später dann nach Nordwesten. Auf Beorns Rat hin hatten sie beschlossen, nicht die alte Hauptstraße durch den Wald zu benutzen, die südlich seines Landes begann. Wären sie auf dem Pass übers Gebirge gekommen, wie sie es vorgehabt hatten, so wären sie dem Lauf eines Baches gefolgt, der von den Bergen herabfloss und einige Meilen südlich des Carrock in den großen Strom mündete. An dieser Stelle war eine tiefe Furt, die sie hätten passieren können, wenn sie ihre Ponys noch gehabt hätten, und auf der andern Seite führte ein schmaler Pfad zum Waldsaum und zum Eingang in die alte Waldstraße. Dieser Pfad aber, hatte Beorn sie gewarnt, wurde nun oft von den Orks unsicher gemacht, während die Waldstraße selbst, so hatte er gehört, stellenweise zugewachsen war und nach Osten zu nicht mehr benutzt wurde, weil sie in undurchdringliche Sümpfe hineinführte, in denen alle Wege sich längst verloren hatten. Außerdem hatte der Ostausgang so weit südlich vom Einsamen Berg gelegen, dass sie auf der anderen Seite noch einen langen und schwierigen Marsch nach Norden vor sich gehabt hätten. Nördlich des Carrock rückte der Saum des Düsterwaldes näher an den Großen Strom heran, und obwohl dort auch das Gebirge näher rückte, riet Beorn ihnen, diesen Weg einzuschlagen, denn an einer Stelle wenige Tagesritte nördlich des Carrock befand sich der Eingang zu einem wenig bekannten Pfad durch den Wald, der fast in gerader Linie auf den Einsamen Berg zuführte.
»Die Orks«, hatte Beorn gesagt, »werden es noch auf hundert Meilen weit nördlich des Carrock nicht wagen, den Großen Strom zu überschreiten, denn um mein Haus – es ist gut gesichert bei Nacht! – machen sie einen großen Bogen. Trotzdem solltet ihr nicht trödeln, denn wenn sie ihren Rachefeldzug bald beginnen, werden sie im Süden über den Fluss setzen und dann den ganzen Waldrand abkämmen, um euch den Weg abzuschneiden; und Warge können schneller rennen als Ponys. Jedenfalls seid ihr vor ihnen sicherer, wenn ihr nach Norden reitet, obwohl es so aussieht, als ob ihr dort ihren Festungen wieder näher kommt. Gerade dies werden sie am wenigsten erwarten, und sie werden einen weiteren Weg zurücklegen müssen, wenn sie euch erwischen wollen. Los nun, beeilt euch, so gut ihr
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