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Der Hobbit

Der Hobbit

Titel: Der Hobbit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.R.R. Tolkien
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Befehl, jeden der Zwerge einzeln in eine Zelle zu sperren und sie mit Speise und Trank zu versorgen. Ihr enges Gefängnis sollten sie nicht verlassen dürfen, solange nicht wenigstens einer von ihnen bereit sei, ihm zu sagen, was er wissen wolle. Aber er verriet ihnen nicht, dass er auch Thorin gefangen hielt. Das sollte erst Bilbo herausfinden.
     
    Der arme Bilbo Beutlin – eine lange, eintönige Zeit musste er an diesem Ort verbringen, ganz allein und immer im Verborgenen, ohne dass er je wagen konnte, den Ring abzunehmen. Er getraute sich kaum einmal zu schlafen, selbst wenn er sich in die dunkelsten und entlegensten Winkel verkroch. Weil er sonst nichts zu tun hatte, streifte er im Palast des Elbenkönigs umher. Das Tor war magisch verschlossen, aber wenn er den richtigen Moment abpasste, kam er manchmal hinaus. Von Zeit zu Zeit ritt ein Trupp der Waldelben, manchmal mit dem König an der Spitze, zur Jagd aus oder zu anderen Geschäften in den Wäldern und in den Ländern im Osten. Wenn Bilbo sich dann sehr flink bewegte, konnte er dicht hinter ihnen mit hinausschlüpfen; allerdings war es nicht ungefährlich. Mehr als einmal hätten ihn beinahe die Torflügel zerquetscht, wenn sie mit einem Knall hinter dem letzten der Elben zufielen; doch mitten unter ihnen zu gehen, wagte er nicht, wegen seines Schattens (so blass und verwackelt er im Fackelschein auch zu sehen war) und aus Furcht, mit jemandem zusammenzustoßen und dabei entdeckt zu werden. Aber von diesen Ausflügen hatte er nichts, und darum unternahm er sie nicht sehr oft. Er wollte die Zwerge nicht im Stich lassen; er wusste ja gar nicht, wohin in aller Welt er ohne sie gehen sollte. Mit den Elben konnte er nicht die ganze Zeit, wenn sie auf Jagd waren, Schritt halten, darum fand er nie die Wege, die aus dem Wald herausführten. Er konnte draußen nur jämmerlich herumstreunen, immer in der Angst, sich zu verlaufen, bis eine Gelegenheit kam, wieder hineinzuschlüpfen. Außerdem musste er draußen hungern, denn er war kein Jäger, während er im Innern des Höhlenpalastes das Nötigste ergattern konnte, aus den Vorratskammern oder von einem gedeckten Tisch, wenn niemand aufpasste.
    »Es geht mir wie einem Einbrecher, der nicht wieder ausbrechen kann, und nun muss er schäbigerweise tagaus, tagein immer dasselbe Haus plündern«, dachte er. »Das ist der ödeste und blödeste Teil von diesem ganzen lästigen, lausigen und langweiligen Abenteuer! Ich wollte, ich wäre daheim in meiner Hobbithöhle am warmen eigenen Herd und beim Lampenschein.« Oft wünschte er sich auch, er könnte dem Zauberer Nachricht schicken, dass seine Hilfe willkommen wäre, aber das ging natürlich nicht; und bald begriff er, dass alles, was hier vielleicht zu tun war, niemand anders tun konnte als Herr Bilbo Beutlin – allein und ohne fremde Hilfe.
    Nach ein, zwei Wochen dieses Lebens auf Zehenspitzen, in denen er die Wachen beobachtete und verfolgte und jede Gelegenheit zum Spionieren beim Schopf griff, hatte er endlich heraus, wo jeder der zwölf Zwerge gefangen saß. Er hatte alle zwölf Zellen in den verschiedenen Teilen des Palastes gefunden, und inzwischen kannte er sich überall ziemlich gut aus. Welche Überraschung aber, als er eines Tages einGespräch der Wachen belauschte und erfuhr, dass noch ein anderer Zwerg gefangen saß, in einem besonders tiefen und dunklen Keller. Natürlich erriet er sofort, dass dies nur Thorin sein konnte, und nach einer Weile fand er seine Vermutung bestätigt. Und schließlich gelangte er unter manchen Schwierigkeiten zu Thorins Zelle, als niemand in der Nähe war, und konnte mit dem Oberhaupt der Zwerge reden.
    Thorin war zu niedergeschlagen, um noch länger mit seinem Missgeschick zu hadern. Er dachte sogar schon darüber nach, ob er dem König nicht alles über seine Schatzsuche und sein Abenteuer erzählen sollte (was wohl zeigt, wie elend ihm zumute war), als er Bilbos leise Stimme durch das Schlüsselloch hörte. Zuerst wollte er seinen Ohren nicht trauen, aber bald fand er, dass er sich nicht getäuscht haben konnte, kam dicht an die Tür und hatte mit dem Hobbit auf der andern Seite eine lange, flüsternde Unterredung.
    Und so konnte Bilbo nun allen anderen Zwergen heimlich eine Botschaft von Thorin zutragen: Sie erfuhren, dass Thorin, ihr Oberhaupt, ebenfalls und ganz in ihrer Nähe gefangen saß und dass keiner von ihnen dem König ihr Vorhaben verraten dürfe, zumindest nicht, bevor Thorin die Anweisung gegeben habe. Denn

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