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Der Hobbit

Der Hobbit

Titel: Der Hobbit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.R.R. Tolkien
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Achtung nun ziemlich hoch gestiegen war (wie Gandalf ja vorausgesagt hatte). Und jetzt maulten sie nicht nur, sondern erwarteten tatsächlich von ihm die geniale Idee, wie ihnen zu helfen wäre. Sie wussten nur allzu gut, dass es ohne den Hobbit mit ihnen allen wohl bald aus gewesen wäre, und sie dankten ihm viele Male. Manche standen sogar auf und verneigten sich vor ihm bis zum Boden, obwohl sie dabei vor Anstrengung umfielen und eine ganze Weile nicht wieder auf die Beine kamen. Dass sie über sein Verschwinden nun die Wahrheit wussten, schmälerte Bilbos Ansehen in ihren Augen nicht, denn sie begriffen, dass er sowohl etwas Verstand als auch Glück und einen Zauberring hatte – drei überaus nützliche Gaben. Ja, sie ergingen sich in solchen Lobsprüchen, dass Bilbo allmählich selber glaubte, etwas von einem verwegenen Abenteurer stecke in ihm. Allerdings hätte er sich noch viel verwegener gefühlt, hätte er etwas zu essen gehabt.
    Aber zu essen gab es nichts, rein gar nichts; und keiner von ihnen war mehr imstande, loszugehn und nach etwas Ausschau zu halten oder den Pfad zu suchen, den sie verloren hatten. Der verlorene Pfad! Kein anderer Gedanke ging mehr in Bilbos müden Kopf hinein. Er saß da und starrte in das endlose Gewirr der Bäume; und nach einer Weile verstummten sie alle. Alle bis auf Balin. Als die andern längst zu reden aufgehört und die Augen zugemacht hatten, murmelte und schmunzelte er immer noch in sich hinein.
    »Gollum, ach du meine Güte! Darum konnte er an mir vorbeischleichen, was? Jetzt kapier ich! Man muss eben schleichen, still und leise, nicht, Herr Beutlin? Und die Knöpfe an der Türschwelle! Der gute alte Bilbo – Bilbo – Bilbo – bo – bo – bo –« Dann schlief er ein, und lange herrschte völlige Stille.
    Mit einem Mal schlug Dwalin die Augen auf und sah sie einen nach dem andern an. »Wo ist Thorin?«, fragte er.
    Es war ein Schock. Natürlich, sie waren nur dreizehn,zwölf Zwerge und der Hobbit. Wo war bloß Thorin? Sie überlegten, welch ein böses Geschick ihn ereilt haben mochte, ob Magie oder Ungeheuer; und es grauste sie davor, so verlassen und verloren in dem finsteren Wald zu liegen. Dann sanken sie einer nach dem andern in einen unruhigen Schlaf voller Schreckensträume, während der graue Abend in die schwarze Nacht überging; und so, wie sie da lagen, zu müd und elend, um auch nur Wachen einzuteilen, müssen wir sie einstweilen verlassen.
     
    Thorin war viel früher in Gefangenschaft geraten als sie. Erinnert ihr euch, dass Bilbo in einen bleiernen Schlaf gefallen war, als er in den Lichtkreis der Elben trat? Beim nächsten Mal war es Thorin gewesen, der zuerst vortrat, und als die Lichter ausgingen, fiel er um wie versteinert. Der Lärm der in der Nacht herumirrenden Zwerge, ihre Schreie, als die Spinnen sie fingen und fesselten, und all das Kampfgetöse am nächsten Tag waren ungehört über ihn hinweggegangen. Dann waren die Waldelben gekommen, hatten ihn gefesselt und davongetragen.
    Denn die Leute bei den nächtlichen Festgelagen waren Waldelben gewesen, wer sonst? Waldelben sind kein bösartiges Volk. Wenn sie einen Fehler haben, dann ist es ihr Misstrauen gegen Fremde. Obwohl sie auch in jener Zeit noch über beträchtliche Zauberkräfte verfügten, waren sie sehr scheu. Sie waren anders als die Hochelben aus dem Westen, gefährlicher und nicht so klug. Denn die meisten von ihnen (ebenso wie ihre verstreut lebenden Verwandten in den Berg- und Hügelländern) stammten von jenen uralten Stämmen ab, die nie in den Westen, ins Elbenland gezogen waren.Dorthin waren die Lichtelben, die Tiefelben und die Meerelben gezogen und hatten lange Zeiten hindurch dort gelebt, waren schöner, weiser und gelehrter geworden, hatten magische Kräfte und Kunstfertigkeiten gewonnen, mit denen sie schöne und wunderbare Dinge schufen, bevor einige von ihnen in die Weite Welt zurückkehrten. Hier waren die Waldelben immer geblieben, auch noch im Zwielicht von Sonne und Mond. Am liebsten aber war ihnen das Sternenlicht, und sie streiften durch die großen, hochgewachsenen Wälder in den Ländern, die heute verschollen sind. Meistens wohnten sie an den Waldrändern, von wo sie bisweilen zu einem Jagdzug aufbrachen oder bei Mond- und Sternenschein über offenes Land laufen oder reiten konnten; und nach der Ankunft der Menschen zogen sie sich immer mehr ins Abendrot und in die Dämmerung zurück. Trotzdem, sie waren und blieben Elben, und die Elben heißen das

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