Der Hobbknick (German Edition)
entrinnen, elende Andersartige, so braucht ihr nur ein kleines Fragespiel zu gewinnen!«
Da war manch einer überrascht (doch andere, wie zum Beispiel Bilbord, weniger), und es erstarrten alle inmitten ihrer ohnehin unkoordinierten Angriffsbewegungen, und Bart-Abb, Anführer der Menschen, ließ laut rufend eine Frage erschallen: »Worum geht´s?«
»Ein Rätselspiel! Eine einzige Frage!«, brüllte der Hässlichste. »Könnt ihr sie beantworten, so seid froh. Denn dann bleibt ihr verschont!«
»Wir könnten euch auch so vernichten, ihr Abscheulichen!«, schrie Bart-Abb zornig. »Doch was soll´s? Wie lautet eure Frage?«
Und der Hässlichste aller Knorks, augenscheinlich ihr Häuptling, schrie ins schallende Talrund hinab: »So sagt mir, Elende: Wie nennt man jene, von denen die Weisen glauben, dass sie in frühen Zeitaltern ziellos umher streifende Wild-Alberne gewesen waren, bis sie dereinst vom Düstergott Mordfott gefangen und gebrochen und durch langwierige Folter in das verwandelt wurden, was sie nun sind? Nämlich ekelerregende, finstere, hässliche Gestalten? Die nichts als groben Unfug im Kopf haben? Und: auf was für Wesen reiten sie gerne?«
Es herrschte eine atemlose Stille im weiten Tal, denn allen schwante, dass die Stunde des Schicksals gekommen war.
Doch Bart-Abb entgegnete bellend: »Unfair! Es handelt sich um zwei Fragen!«
»Is´ doch egal!«, schrie der Hässlichste der Knorks, augenscheinlich ihr Wortführer und Sprachrohr, deswegen wahrscheinlich Häuptling.
Es war diese ungeniert fiese Haltung, die Bart-Abb die Beantwortung der ansonsten eher kniffligen Rätselfrage erleichterte.
»Die Antwort auf eure harte Nuss lautet: Das sind wohl die Knorks – und sie reiten gern auf Waasa-Wölfen!«
Da fiel eine noch stillere Stille auf alle herab.
Die richtige Antwort! Das Spiel war verloren. Für die Knorks zumindest. So erstarrten die Miesaussehenden, glotzten ins Nichts, als hätte sie eine bleierne Schwere befallen. Dann wandten sie sich wortlos ab, entließen hinter dem nächsten Berggrat ihre Waasa-Wölfe in die hoffnungslos liegenden Ebenen – und wanderten schweigsam die langen Meilen zurück zu ihrem Hellgrauen Gebirge, was eine gute Weile dauerte.
Und irgendwann, als es schon dunkel wurde, fragte ein leicht weniger Hässlicher den Hässlichsten: »Die Frage war eine nicht wirklich kniffelige, oder?«
»Ich habe uns um einen sicheren Sieg gebracht«, murmelte niedergeschlagen der Hässlichste.
Und später, hockend in einer kalten Höhlenecke, murmelte er: »Es wär´ wohl besser gewesen, hätte ich mir eine schwierigere Frage ausgedacht.«
Und noch später fügte er hinzu: »Ich ahnte nicht, dass sie sich in den Annalen so gut auskennen.«
Und irgendwann flüsterte er: »Ach, ich bin wohl alt und hoffnungslos geworden. Doch eigentlich, womöglich, war ich es schon immer.«
Und er schloss schließlich: »Es gab da mal einen Tag, an den ich immer gern zurückdenke…« Aber schon längst hörte ihm niemand mehr zu, und die Knorks wandten sich eines Tages vom Hässlichsten ab und wählten einen neuen Hässlichsten, aber der kommt in dieser Erzählung nicht mehr vor.
Dabei hätten die Knorks womöglich am Ende einer Geschichte, die dann anders ausgegangen wäre als diese hier, etwas von dem sagenhaften Gold abbekommen, weil irgendjemand, der sie bedauern mochte, ein bisschen was von den Schätzen abzugeben bereit gewesen wäre. Und alles hätte ein netteres Ende für sie gefunden. Denn sie waren die einzigen gewesen, die es nicht explizit aufs Gold abgesehen hatten – und diejenigen, die nicht explizit danach dürsten, wonach es allen anderen gelüstet, bekommen meistens das, was alle anderen zu gewinnen trachten. So zumindest verläuft es in nicht wenigen Geschichten. Doch solcherlei Segensergüsse erstrecken sich nicht auf die Knorks. Und wieso nicht? Ganz einfach: weil sie hässlich waren. Das ist nicht fair, selbstverständlich, aber das ist es nie, wenn man hässlich ist. Doch dergleichen ist ja ein viel zu schweres Thema für dieses Buch, das ja eh nur die Ouvertüre zu »Der Herr der Ohrringe« darstellt und viel lieber, kinderbuchgleich, mit luftigeren Sujets aufwartet.
Einundzwanzigstes Kapitel:
Das Ende der Geschichte im Westen
Nun sind wir so ziemlich am Ende der Geschichte angelangt. Nur wenige Dinge gilt es nachzureichen, und in den meisten Übersetzungen werden sie an dieser Stelle lediglich kurz zusammen gerafft:
Einige Schriftgelehrte bedauerten in späteren
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