Der Hobbnix - Die große Tolkien-Parodie: Roman (German Edition)
Fangt am besten mit den Beinen an.«
»Ich möchte Euch nicht essen«, versicherte Bingo, dem beim bloßen Gedanken daran flau im Magen wurde.
»Oh, aber Ihr müsst«, erklärte Schmollum. »Es ist die Funktion der Unausweichlichkeit, das Gesetz der Notwendigkeit. Hinzukommt, dass Ihr gewonnen habt.«
»Können wir es nicht so machen, dass Ihr mir einfach den Weg nach draußen zeigt?«
»O nein«, antwortete das Geschöpf. »Das wäre nicht richtig.«
»Wir könnten ja noch einen Rätselwettbewerb machen«, schlug Bingo vor. »Wenn ich gewinne, müsst Ihr mir den Weg ins Freie zeigen. Und wenn Ihr gewinnt, muss ich ihn Euch zeigen.«
»Aber ich möchte den Weg ins Freie gar nicht gezeigt bekommen«, gab Schmollum zu bedenken.
»Und ich möchte Euch nicht essen«, fuhr Bingo ihn an. »Nun kommt schon, seid fair. Schließlich habe ich den Rätselwettbewerb gewonnen.«
»Wollt Ihr tatsächlich von Eurem Recht Abstand nehmen und Euch die Gelegenheit entgehen lassen, mich zu verspeisen?«, fragte Schmollum mürrisch.
»So ist es«, sagte Bingo.
Schmollum stieß einen Seufzer aus, ein zutiefst trauriges Geräusch. Selbst wenn Schmollums Teich aus nichts als seinen Tränen bestanden hätte, hätte der Seufzer nicht deprimierter klingen können.
»Ihr verletzt mein Ehrgefühl, Sir«, sagte er. »Und mein Ehrgefühl ist das Letzte, was mir in meinem Leben noch geblieben ist. Meinem Leben muss ein Ende gesetzt werden, Sir, oder ich sehe mich gezwungen – vorsichtig, gerissen und unerbittlich –, Rache an Euch zu nehmen. Genau genommen besitze ich außer meiner Ehre nur noch ein Ding ™ , das von irgendwelchem Wert ist. Es ist ein uraltes Ding ™ , äußerst kostbar und vielseitig verwendbar. Dieses Ding ™ ist der einzige Trost, den mir mein erbärmliches Dasein gewährt.«
»So ein Zufall aber auch«, erwiderte Bingo. »Wahrscheinlich glaubt Ihr mir das jetzt nicht, aber gerade eben im Tunnel auf dem Weg hierher habe ich ein Ding ™ gefunden. Ich habe es hier in der Tasche.«
Es herrschte Schweigen. Schmollum verzog sein Gesicht zu einer finsteren Grimasse. Im schwachen bläulichen Licht der Höhle konnte Bingo erkennen, dass die Zähne seines Gegenübers messerscharf waren.
»Tatsächlich?«, fragte Schmollum, wobei seine Stimme leicht gereizt klang.
»Aber ja, ich tippe mal darauf, dass es sich um ein und dasselbe Ding™ handelt, von dem Ihr eben gesprochen habt«, fuhr Bingo fort. »Ich habe es gefunden, also gehört es jetzt natürlich mir. Aber sagt, ist das nicht ein phänomenaler Zufall? Zuerst gewinne ich mir nichts, dir nichts unser Rätselspiel, und dann stellt sich auch noch heraus, dass ich Euer Ding ™ habe! Das Leben ist schon komisch.«
»Vielleicht habt Ihr die Güte, es mir zurückzugeben?«, erkundigte sich Schmollum. Seine Frage verriet den Pessimisten, der schon mit einer negativen Antwort rechnete. Und eben die bekam er auch.
»Nein«, sagte Bingo. »Aber könnt Ihr mir vielleicht den Weg nach drau …«
Im nächsten Augenblick rettete ihm sein Hobbnixinstinkt das Leben. Schmollum (dem es nicht gelang, sich einfach seiner Wut hinzugeben und völlig auszurasten) kam ruhigen, bestimmten und gewichtigen Schrittes auf Bingo zu. Das Höhlenwesen war fest dazu entschlossen, dem Hobbnix die Kehle herauszureißen und sich auf gemessene und ernsthafte Weise an dessen noch zuckendem Körper zu laben. Schmollum schlug mit einer Klaue nach Bingos Kopf. Der Hobbnix kam nur mit dem Leben davon, weil er sich just in diesem Moment halb duckte, halb fiel, und gleich darauf so schnell rannte, wie ihn seine Hobbnixfüße nur trugen. Diesmal lief er nach oben – weg von dem stillen Teich und dem wutentbrannten Philosophen.
»Gebt mir mein Ding ™ zurück!«, heulte Schmollum nur ein kleines Stück hinter ihm.
»Wohl kaum«, flüsterte Bingo. Er ließ eine Hand in seine Tasche gleiten und umschloss dasDing ™ . Die unzähligen magischen Eigenschaften des Dings ™ – unter anderem ein magisch gesteigerter Orientierungssinn, die Fähigkeit, im Dunkeln zu sehen, und eine unglaubliche Erhöhung der maximalen Laufgeschwindigkeit – ließen Bingo in atemberaubendem Tempo durch die Gänge unter den Bergen schießen. Er lief nach oben, hangelte sich an Felsvorsprüngen entlang, stieg schmale Steintreppen hinauf und rannte durch riesige Säle, um schließlich – völlig am Ende seiner Kräfte – hoch oben auf einer Klippe anzukommen und ins Tageslicht zu blinzeln.
Er hatte die Ostseite des
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