Der Höllenbote (German Edition)
Kurven, ihren langen Beinen, ihrer frischen, glänzend weißen Haut. Er überlegte, wie ihre Nippel wohl aussehen mochten – groß und dunkel, wahrscheinlich etwas runzlig, entschied er. Er stellte sich vor, wie er sie küsste. Er stellte sich vor, wie ihre Körper sich aneinanderpressten, beide nackt, wie sie ihre Körperwärme miteinander teilten, die Arme ineinander verschlungen. Ihre Hände wanderten über seinen Körper ...
»Haben Sie Lust, mitzukommen?«
Seine Vision zersplitterte. Er blinzelte. »Mitzukommen?«, murmelte er.
»An den Strand, mit mir«, sagte sie, noch immer lächelnd. »Wir könnten in eine der Strandbars bei den Hotels gehen. Da bin ich noch nie gewesen.«
»Ich ...« Seine Hand klammerte sich um seine Brieftasche. »Ich würde sehr gerne, aber ...«
Jetzt sah sie seinen Ehering. Aber ihr Lächeln verflog nicht. »Oh, ich verstehe. Sie sollten kein allzu schlechtes Gewissen deswegen haben.« Sie hielt ihre Hand in die Höhe. »Ich hab auch so einen.«
Dodd blieb die Luft weg. Mach, dachte er, geh mit ... Aber er sagte: »Es ... es tut mir leid. Ich würde wirklich gern, aber ich kann nicht.«
Sie klimperte mit den Wimpern. »Ich verstehe. Sie sind ein guter Mann.«
Er konnte nicht aufhören, sie anzustarren, als sie ihr Handtuch und das Sonnenöl bezahlte. Ich könnte sie damit einreiben, stellte er sich vor. Ihr Hintern in den engen weißen Shorts hätte perfekter nicht sein können. Auch den wollte er mit Sonnenöl einreiben, genau wie den Rest ihres Körpers. Sie könnten zum FKK-Strand hinter dem Campingplatz gehen. Er wollte das Öl auf ihren Beinen verreiben, auf ihrem Rücken und sie dann umdrehen. Und noch mehr Öl über ihren perfekten Bauch und ihre Brüste verteilen ... über die Innenseiten ihrer Schenkel.
Überall.
»Bye«, verabschiedete sie sich mit einem Winken. Ein letztes Lächeln, das Dodd jetzt traurig vorkam, so traurig wie sein Leben.
»Bye. Viel Spaß.«
Sie ging hinaus, ihre Waden strafften sich im Takt ihrer schlappenden Badelatschen.
Großer Gott ...
Die Vision verblasste. Dodd stand wieder im Postamt und sortierte die endlosen Pakete.
Und dann nahm er das Paket in die Hand, das seinen Tod enthielt.
Er drückte den Stoppschalter des Laufbandes. Warum, wusste er nicht. Er dachte nicht: Warum habe ich das getan? oder Ich werde das Band anhalten. Er tat es einfach, stand da und sah das Paket an.
Es besaß eine ungewöhnliche längliche Form. Eingepackt in schlichtes braunes Papier, wie das, aus denen Einkaufstüten bestehen. Es gab keine Absenderadresse, der Poststempel war verschmiert; Dodd konnte deshalb weder Stadt noch Bundesstaat oder Postleitzahl des Absenders erkennen. Er betrachtete erneut die Anschrift:
POSTAMT DANELLETON
DANELLETON, FLORIDA
Eine unregelmäßige Kritzelei mit rotem Filzstift.
Aufgrund der typischen Kennzeichen – kein Absender, schäbige Verpackung – ließ ein Paket wie dieses bei jedem Sortierer sofort die Alarmglocken läuten. Aber es war keine Bombe. Das Paket enthielt kein Anthrax, kein Giftgas oder bakteriologische Kampfmittel. Man hatte es bereits im zentralen Verteilerdepot in Orlando geröntgt und auf Sprengstoff gescannt. Selbst zu dieser Zeit, vor dem Unabomber und der Anthraxhysterie von 2002, wurden derart verdächtige Postsendungen im Vorfeld in jedem Fall gründlich durchleuchtet. Auch dieses hatte man untersucht und als unbedenklich eingestuft. Und doch enthielt es seinen Tod. Aber es stammte nicht von einem Terroristen oder Psychopathen.
Nachdem auf dem Paketaufkleber kein konkreter Empfänger stand, hätte Dodds Aufgabe jetzt darin bestanden, es in das Büro des Filialleiters zu bringen. Sein Chef war derzeit noch nicht im Dienst. Doch stattdessen tat Dodd etwas, wozu er ausdrücklich nicht befugt war.
Er öffnete das Paket.
Es raschelte, als er das Papier aufriss. Fühlte sich der Karton heiß an? Nein, was für ein Unsinn. Er öffnete es langsam, nicht aus Furcht oder weil er Bedenken hatte, sondern in einer schwer erklärbaren Art von Verehrung. Seine Augen hatten sich geweitet, sein Blick ging ins Leere. Er sah das Paket nicht einmal an, verehrte es nur mit seinen Händen.
Und dabei schweifte ein Teil seiner Gedanken ab. Er dachte an die Frau, die ihn an den Strand eingeladen hatte. Doch jetzt stellte er sich nicht vor, wie er sie küsste; er stellte sich vor, wie er sie tötete. Wie er sie mit der Hand an der Kehle zu Boden drückte und ihr das rosafarbene Oberteil und die weißen Shorts
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