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Der Höllenbote (German Edition)

Der Höllenbote (German Edition)

Titel: Der Höllenbote (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Lee
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ist, und nicht eine Schießerei oder ein Drogenmord.
    »Oh, und noch etwas«, fuhr Carlton fort. »Herzlichen Glückwunsch zur Beförderung, Jane. Du wirst den Laden schon schaukeln, als Chefin des Ganzen.«
    » Wir werden den Laden schaukeln, Mr. Stellvertretender Vize-Postmeister.«
    »Ist das nicht so was Ähnliches wie der Stellvertreter des Assistenten des Assistenten des stellvertretenden Staatssekretärs?«
    »Genau. Du kochst den Kaffee, und ich verteil ihn dann.«
    Sie lachten, aber sie wussten auch: Ganz so schlimm war es nicht.
    Carlton schielte zur Sonne hinauf. »Es wird großartig, wart’s nur ab.«
    »Das hoffe ich. Aber ich verstehe immer noch nicht, wofür Danelleton ein zweites Postamt braucht.«
    »Machst du Witze? In den letzten zwei Jahrzehnten hat sich die Einwohnerschaft vervierfacht. Das Hauptpostamt am Marktplatz reicht nicht mehr aus. Fortschritt nennt man das, Jane. Es ist eine gute Sache. Mehr Leute, die herziehen, bedeuten mehr Geld für die hiesige Wirtschaft.« Carlton zuckte die Schultern. »Mehr Post, die zugestellt werden muss. Und ich sag dir eins ...« Er spähte wieder in Richtung Sonne, betrachtete den wolkenlosen Himmel. Gerade flog eine Schar Honigpapageien vorbei. »Es gibt üblere Orte, um bei der Post zu arbeiten.«
    »Ich weiß, wir sitzen hier im Sonnenparadies und die anderen armen Schweine dürfen Post in den Gettos von South St. Pete zustellen. Keine Sorge, ich weiß das durchaus zu schätzen und freu mich drauf ...«
    Jane schwieg und betrachtete das kleine, aber schmucke Gebäude. Es gehört mir, sagte sie sich. Plötzlich verdrängte Stolz das Unbehagen, das die Einweihungsfeier bei ihr auslöste. Ich bin der Boss. Diese kleine Zweigstelle ist mein Baby. Kühle Luft blies ihnen entgegen, als die Automatiktüren vor ihnen zur Seite glitten und sie das Gebäude betraten. Sie ignorierten die fortgesetzten Einweihungsformalitäten drüben beim Souvenirshop – dem Bürgermeister schien der aufgepeppte Punsch allmählich in den Kopf zu steigen – und gingen zu den Postschaltern.
    »So viel zu Punsch und Keksen«, sagte Carlton.
    Kunden standen an den Schaltern Schlange, um Briefmarken zu kaufen, Pakete zu verschicken und Briefe abwiegen zu lassen. »Ja«, nickte Jane. »Ich schätze, wir sollten uns besser um die Kundschaft kümmern. Mein Gott, sieh sie dir nur alle an.«
    Carlton kratzte sich erneut am Bierbauch. »Ach, keine Panik. Ich wette, die Hälfte von denen ist nur wegen der neuen Elvis-Briefmarke gekommen.«
    Jane hoffte es. Was du heute kannst besorgen ..., überlegte sie. »Wir sehen uns zum Feierabend, Carlton. Und vergiss nicht, die alten Akten aus dem Keller räumen zu lassen. Wir wollen doch nicht, dass wir gleich in der ersten Woche eine Verwarnung von der Feuerwehr bekommen.« Dann ging sie durch die Schiebetür hinüber in den Verwaltungsbereich. Hier war es ruhiger, aber wenn sie die Ohren spitzte, konnte sie die Lkws hören, die hinter dem Gebäude an die Laderampen heranfuhren.
    Ihre Schritte klackerten über die brandneuen Fliesen. Sie ertappte sich dabei, wie sie in einem Bürofenster ihr Spiegelbild betrachtete. Wie gefällt dir das?, fragte sie sich selbst. 35 Jahre und immer noch verdammt attraktiv. Wenn man einmal den marineblauen Rock und die himmelblaue Postjacke außer Acht ließ, hatte Janes Aussehen in den letzten Jahren sogar noch gewonnen, als sei ihre Attraktivität gereift und gewachsen. Die Brüste noch straff, der Bauch noch flach, und das nach zwei Kindern. Ich kann mich wirklich nicht beschweren. Mittagsblaue Augen blickten ihr entgegen; der unsichere Gesichtsausdruck wurde von einem selbstbewussten Lächeln weggewischt. Ihr Haar war etwas zu hell, um es als brünett zu bezeichnen, aber es war auch kein Kastanienbraun, sondern ging eher in Richtung Zimt, und sie trug es etwas kürzer als schulterlang.
    Das helle Glänzen ihrer Haare wurde noch verstärkt durch ihre satte Sonnenbräune – ein Musterbild von Vitalität. Jane war froh, dass ihre Kurven alle an den richtigen Stellen geblieben waren. Ihre Brüste füllten die Bluse gut aus, ihre Nippel zeichneten sich andeutungsweise unter dem leichten Stoff ab, und wenn sie mit den Hüften wackelte und grinste, konnte sie richtig verrucht aussehen. Irgendwie passt das nicht zu mir, dachte sie lächelnd. Jane, das Postluder . Nein, sie sah aus wie eine schöne, selbstbewusste, moderne, berufstätige Frau, gut in Form und im besten Alter. Mein Leben liegt noch vor mir, und was noch

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