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Der Holcroft-Vertrag - Ludlum, R: Holcroft-Vertrag

Der Holcroft-Vertrag - Ludlum, R: Holcroft-Vertrag

Titel: Der Holcroft-Vertrag - Ludlum, R: Holcroft-Vertrag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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Freundschaft nicht der dauernden Beteuerung bedurfte. Tatsächlich, dachte Holcroft, war sie ihm mehr Freundin als Mutter, eine Rolle, in der sie sich nie ganz wohl fühlte.
    »Ich habe zu viele Fehler gemacht, mein Lieber«, hatte sie
einmal lachend zu ihm gesagt, »um eine Autorität zu übernehmen, die nur auf Biologie beruht.«
    Jetzt würde er sie bitten, sich dem Andenken eines Mannes zu stellen, den zu vergessen sie sich während eines großen Teils ihres Lebens alle Mühe gegeben hatte. Würde sie Angst davor haben? Das war unwahrscheinlich. Würde sie an den Zielen des Dokumentes zweifeln, das Ernst Manfredi ihm gegeben hatte? Doch wie konnte sie das, wenn sie den Brief von Heinrich Clausen gelesen hatte? Woran auch’immer sie sich erinnerte, seine Mutter war eine intelligente, einsichtige Frau. Alle Menschen konnten sich ändern, konnten Gewissensbisse bekommen. Das würde sie akzeptieren müssen, wie widerwärtig ihr das auch in diesem speziellen Fall sein mochte. Das Weekend hatte begonnen, morgen war Sonntag. Seine Mutter und sein Stiefvater verbrachten die Wochenenden in ihrem Landhaus in Bedford Hills. Er würde gleich morgen hinfahren und das notwendige Gespräch führen.
    Und am Montag würde er die ersten Schritte tun auf einer Reise, die ihn wieder in die Schweiz zurückführte. Zu einer bis jetzt unbekannten Agentur in Zürich. Am Montag beginne die Jagd.
    Noel rief sich den letzten Teil seines Gesprächs mit Manfredi ins Gedächtnis zurück.
    »Die Kesslers hatten zwei Söhne. Der älteste, Erich — der nach dem Vater benannt wurde —, ist Professor für Geschichte an der Universität in Berlin. Der jüngere Bruder, Hans, ist Arzt in München. Nach allem, was wir wissen, genießen beide in ihrer Umgebung einen ausgezeichneten Ruf. Sie stehen sich sehr nahe. Wenn Erich von der Sache erfährt, besteht er vielleicht darauf, daß sein Bruder auch mit ins Vertrauen gezogen wird.«
    »Ist das erlaubt?«
    »In dem Dokument steht nichts, was es verbietet. Aber die Vergütung bleibt dieselbe, und jede Familie hat in allen Entscheidungen nur eine Stimme.«
    »Was ist mit den von Tiebolts?«
    »Das ist eine andere Geschichte, fürchte ich. Die könnten für Sie problematisch sein. Die Mutter und zwei Kinder flohen nach dem Krieg nach Rio de Janeiro. Vor fünf oder
sechs Jahren sind sie verschwunden. Buchstäblich. Die Polizei verfügt über keinerlei Informationen. Keine Adresse, keine Geschäftsverbindungen und keine Eintragungen in irgendeiner größeren Stadt. Und das ist ungewöhnlich; die Mutter war eine Zeitlang recht erfolgreich. Niemand scheint zu wissen, was geschehen ist, oder wenn es jemand weiß, ist er nicht bereit, es zu sagen.«
    »Sie sagten zwei Kinder. Wer sind sie?«
    »Tatsächlich gibt es drei Kinder. Das jüngste, eine Tochter, Helden, ist nach dem Krieg in Brasilien geboren, offensichtlich in den letzten Tagen des Reiches gezeugt. Das älteste ist ebenfalls eine Tochter, Gretchen. Das mittlere Kind ist Johann, der Sohn.«
    »Sie sagen, sie seien verschwunden?«
    »Vielleicht ist das zu dramatisch formuliert. Wir sind Bankiers, keine Detektive. Unsere Nachforschungen waren nicht allzu gründlich. Und Brasilien ist ein großes Land. Ihre Nachforschungen müssen gründlich sein. Die Nachkommen beider Männer müssen gefunden und gründlich überprüft werden. Das ist die erste Bedingung in dem Dokument; wenn die nicht erfüllt wird, wird das Konto nicht freigegeben.«
    Holcroft schloß die Ledermappe mit dem Dokument und schob sie in seinen Aktenkoffer. Dabei berührte seine Hand das Blatt mit dem Text in Blockschrift, den die Überlebenden der Wolfsschanze vor dreißig Jahren verfaßt hatten. Manfredi hatte recht. Es waren kranke, alte Männer, die versuchten, ihre letzte, verzweifelte Rolle in einem Drama der Zukunft zu spielen, die sie kaum verstanden. Wenn sie sie verstanden hätten, dann hätten sie an den >Sohn Heinrich Clausens< appelliert, nicht ihn bedroht. Die Drohung war das Rätselhafte. Warum die Drohung? Zu welchem Zweck? Aber auch hier mochte Manfredi recht haben. Das seltsame Papier hatte heute keine Bedeutung mehr. Es galt, andere Dinge zu überlegen.
    Holcroft fing den Blick der Stewardeß auf, die an einem Tisch mit zwei Männern plauderte, und bedeutete ihr mit einer Handbewegung, daß er noch einen Scotch wolle. Sie lächelte freundlich, nickte und gab zu verstehen, daß sein Drink gleich komme. Er wandte sich wieder seinen Gedanken zu.
    Die unvermeidlichen

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