Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Holcroft-Vertrag - Ludlum, R: Holcroft-Vertrag

Der Holcroft-Vertrag - Ludlum, R: Holcroft-Vertrag

Titel: Der Holcroft-Vertrag - Ludlum, R: Holcroft-Vertrag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
Vom Netzwerk:
Kesslers sich langsam entfernender Gestalt nach. Er begann, ihm nachzugehen — zu langsam für jemanden, der irgendwohin ging — und doch weit genug hinter Erich, um nicht gesehen zu werden.
    Wenn Kessler jetzt nur das tat, was er ihm aufgetragen hatte. Die Querstraße, die die Rue des Granges kreuzte, war von alten, dreistöckigen Bürogebäuden gesäumt, teuer und gepflegt, aber im wesentlichen nach fünf Uhr abends verlassen. Noel hatte sich alles gut überlegt; davon hing ab, ob es ihm gelang, einen Killer von der ›Abwehr‹ in eine Falle zu locken. Ein einziger Killer genügte; er würde ihn zu anderen führen. Es war durchaus nicht undenkbar, daß er dem Mann den Arm brach, um die Information zu bekommen. Oder daß er ihn mit einem Schuß einschüchterte.
    Noel tastete nach der Waffe in seiner Tasche und nahm langsam die Verfolgung auf, hielt sich auf seiner Straßenseite.
    Vier Minuten später erreichte Kessler den Fuß des Hügels und bog nach links. Der Mann hinter ihm tat es ihm gleich. Holcroft wartete, bis der Verkehr abriß und beide Männer nicht mehr zu sehen waren. Dann überquerte er die Straße,
hielt sich aber immer noch auf der gegenüberliegenden Seite, von wo aus er einen Überblick hatte.
    Plötzlich blieb er stehen. Kessler war nirgends zu entdekken.
    Ebensowenig der Mann, der ihm gefolgt war.
    Noel fing zu rennen an.
     
    Kessler bog nach links in eine schwach beleuchtete Straße, ging fünfzig Meter hinein und hob einen kleinen Spiegel. Der Journalist war hinter ihm, Holcroft nicht. Dies war jetzt der Augenblick, um sich schnell zu bewegen. Zur Linken war eine kleine Sackgasse, die zwei oder drei parkende Autos aufnehmen konnte, wobei eine vorgehängte Kette zeigte, daß es sich um Privatbesitz handelte. Jetzt standen keine Fahrzeuge da. Und es war finster. Sehr finster. Ideal. Mit einiger Mühe stieg er über die Kette und ging schnell auf die Mauer im Hintergrund zu. Er schob die Hand in die Tasche und holte die erste Pistole heraus — die erste Pistole, die er benutzen würde. Er mußte daran ziehen; der Schalldämpfer hatte sich im Stoff verfangen.
    »Hierher!« sagte er, laut genug, daß der Journalist ihn hören konnte. »Hier können wir reden, und es sieht uns niemand.«
    Der Journalist kletterte über die Kette und versuchte, sich in der Finsternis zu orientieren. »Wo sind Sie?«
    »Hier.« Erich hob die Waffe, als der Journalist sich näherte. Als er nur noch ein paar Schritte von ihm entfernt war, feuerte Kessler auf die sich undeutlich abzeichnende Silhouette des Mannes. Es gab ein Geräusch, wie wenn man ausspuckt, etwas hohl; und dann hallte der Atem, den der Mann ausstieß, als die Kugel seine Kehle durchbohrte, zwischen den zwei Gebäuden wider. Der Mann brach zusammen. Erich drückte noch einmal ab, schoß ihm durch den Kopf. Er schraubte den Schalldämpfer von der Pistole und durchwühlte die Kleider des Toten, holte eine Brieftasche und das Notizbuch heraus und warf sie beide in die Finsternis. Jetzt zog er die zweite Waffe aus der linken Tasche und drückte sie dem Reporter in die Hand und krümmte seinen Zeigefinger um den Abzug.
    Immer noch kniend, riß Kessler sein Hemd auf und fetzte zwei Knöpfe von seinem Mantel. Er strich mit der flachen
Hand über das Öl und den Schmutz am Boden des Parkplatzes und beschmierte sich das Gesicht damit.
    Jetzt war er bereit. Er richtete sich auf und taumelte auf die Kette zu.
    Zuerst konnte er Holcroft nicht sehen, dann aber schon. Der Amerikaner rannte gerade in die Straße herein und blieb jetzt kurz vor einer Straßenlaterne stehen.
    Jetzt.
    Kessler ging zu dem Toten zurück, beugte sich über ihn, packte die Hand mit der Pistole, zog sie hoch, daß die Waffe nach oben wies, und drückte den toten Finger gegen den Abzug.
    Die Steinmauern, die sie umgaben, verstärkten den Knall des Schusses. Erich riß noch zweimal an dem leblosen Finger, ließ die Hand des Toten herunterfallen und zog schnell die Waffe aus der eigenen Tasche.
    »Noel! Noel! « schrie er und warf sich gegen die Mauer, ließ seinen schweren Körper langsam zu Boden sinken. »Noel, wo sind Sie?«
    »Erich?! Um Himmels willen ... Erich?« Holcrofts Stimme war nicht weit entfernt; in wenigen Sekunden war sie noch näher.
    Kessler zielte mit seiner jetzt vom Schalldämpfer befreiten Waffe auf den Klumpen aus totem Fleisch im Schatten. Das war der letzte Schuß, den er würde abgeben müssen... und das tat er in dem Augenblick, in dem er Noel Holcrofts Silhouette

Weitere Kostenlose Bücher