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Der Holcroft-Vertrag - Ludlum, R: Holcroft-Vertrag

Der Holcroft-Vertrag - Ludlum, R: Holcroft-Vertrag

Titel: Der Holcroft-Vertrag - Ludlum, R: Holcroft-Vertrag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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über alles hinaus, was sich die heutige Welt auch nur im entferntesten vorstellen konnte. Und deshalb war es wichtig, seine erste Reaktion zu beobachten. Mehr als wichtig. Lebensnotwendig.
    »Attention! Le train des sept heures ... «
    Das war jetzt die letzte Ansage, die über die Lautsprecher kam. Gleichzeitig rollte auf dem Nebengleis ein Zug aus Lausanne ein. In wenigen Augenblicken würde der ganze Bahnsteig von Touristen wimmeln, die für das Wochenende nach Genf strebten, so wie die Leute aus den Midlands in den Charing-Cross-Bahnhof strömten, um sich ein paar interessante Tage in London zu machen, dachte der Mann an der Säule.
    Jetzt hielt der Zug aus Lausanne. Aus den Türen quoll ein Menschenstrom und überschwemmte den Bahnsteig.
    Plötzlich war die Gestalt des großen Amerikaners im Vorraum von Wagen sieben zu sehen. Ein Gepäckträger, der die Koffer eines Reisenden trug, versperrte ihm an der Tür den Weg. Unter normalen Umständen hätte das vielleicht einen Wortwechsel ausgelöst. Aber die Umstände waren für Holcroft nicht normal. Er ließ keinerlei Ärger erkennen; sein Gesicht war gefaßt, reagierte nicht auf die Umgebung, die seine Augen zwar wahrnahmen, die ihn aber nicht zu betreffen schien. Es war, als wäre er von der Gegenwart völlig losgelöst; ein tiefes Erstaunen hielt ihn in Bann. Das zeigte auch die Art und Weise, wie er den dicken Umschlag an sich drückte, wie die Hand sich um seinen Rand bog, wie seine Finger sich mit solcher Gewalt in das Papier preßten, daß sie eine Faust bildeten.
    Dieses Schriftstück, vor einem Menschenleben verfaßt, war die Ursache seiner Betroffenheit. Es war das Wunder, auf das sie gewartet hatten, für das sie gelebt hatten — der Mann an der Säule und jene, die ihm vorangegangen waren. Mehr als dreißig Jahre der Erwartung. Jetzt war es endlich ans Licht des Tages gekommen!
    Die Reise hatte begonnen.
    Holcroft reihte sich in den Strom aus Menschenleibern ein, der sich auf den Aufgang zu bewegte. Obwohl er von allen Seiten angerempelt wurde, nahm er die Masse überhaupt
nicht zur Kenntnis, und seine Augen blickten geistesabwesend nach vorn. Ins Leere.
    Plötzlich erschrak der Mann an der Säule. Jahre der Ausbildung hatten ihn gelehrt, nach dem Unerwarteten Ausschau zu halten, dem winzigen Bruch im normalen Ablauf der Dinge. Und diesen Bruch sah er jetzt. Zwei Männer, deren Gesichter ganz anders waren als die rings um sie, freudlos, ohne Neugierde oder Erwartung, nur von feindseliger Absicht erfüllt.
    Sie drängten sich hintereinander durch die Menge. Ihre Augen waren auf den Amerikaner gerichtet; sie waren hinter ihm her! Der Mann vorn hatte die rechte Hand in der Tasche. Der Mann dahinter verbarg seine linke Hand an seiner Brust unter dem aufgeknöpften Mantel. Die unsichtbaren Hände umklammerten Waffen! Davon war der Mann an der Säule überzeugt.
    Er löste sich mit einem Satz von dem Betonpfeiler und warf sich in die Menge. Es galt jetzt, keine Sekunde zu verlieren. Die beiden Männer rückten Holcroft näher. Sie hatten es auf den Umschlag abgesehen! Das war die einzige Erklärung ihrer Zielstrebigkeit. Und das bedeutete, daß die Nachricht von dem Wunder irgendwo durchgesickert war! Das Schriftstück in jenem Umschlag hatte einen unschätzbaren Wert. Im Vergleich damit war das Leben des Amerikaners von solcher Belanglosigkeit, daß die beiden keinen Gedanken daran verschwenden würden, dieses auszulöschen. Die Männer, die Holcroft immer näherkamen, würden ihn, ohne zu denken, um des Umschlags willen töten, so als entfernten sie ein lästiges Insekt von einem Goldbarren. Und das war gedankenlos! Was sie nicht wußten, war, daß das Wunder ohne den Sohn Heinrich Clausens nicht geschehen würde!
    Sie waren jetzt nur noch wenige Meter von ihm entfernt! Der Mann mit den schwarzweiß gesprenkelten Augenbrauen stürzte sich wie ein wildes Tier durch den Strom der Touristen. Er stieß mit Leuten und Gepäck zusammen, fegte alles und jeden beiseite. Als er den Killer, dessen Hand immer noch unterm Mantel verborgen war, erreichte, schob er die Hand in die Tasche. Er griff nach seiner Pistole und brüllte:
    »Du suchst Clausens Sohn! Das Genfer Dokument!«

    Der Killer hatte bereits die Hälfte des Aufgangs hinter sich, nur noch wenige Meter trennten ihn von dem Amerikaner. Er hörte die Worte, die ein Fremder ihm zubrüllte, und fuhr herum, die Augen vor Schrecken geweitet.
    Der Menschenstrom schob sich schnell in Richtung Bahnsteigsperre,

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