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Der Holcroft-Vertrag - Ludlum, R: Holcroft-Vertrag

Der Holcroft-Vertrag - Ludlum, R: Holcroft-Vertrag

Titel: Der Holcroft-Vertrag - Ludlum, R: Holcroft-Vertrag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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floß um die zwei offensichtlichen Feinde herum. Angreifer und Beschützer standen jetzt wie in einer Miniaturarena, standen sich gegenüber. Der Beschützer betätigte den Abzug der Waffe in seiner Tasche, drückte dann noch einmal ab. Die spuckenden Laute waren kaum zu hören, als das Tuch des Mantels zerriß. Zwei Kugeln bohrten sich in den Körper des Mannes, der Holcroft hatte angreifen wollen, eine in den Unterleib und die andere in den Hals. Die erste ließ den Mann sich zusammenkrümmen, die zweite riß seinen Kopf zurück, fetzte seine Kehle auf.
    Das Blut schoß mit solcher Gewalt aus der Halswunde, daß es die Gesichter der Menschen um ihn besudelte wie auch ihre Kleider und Koffer. Es spritzte auf den Boden, bildete Pfützen und Rinnsale zwischen ihren Schuhen. Schreckensschreie erfüllten die Luft.
    Der Beschützer spürte, wie eine Hand ihn an der Schulter packte, sich in sein Fleisch bohrte. Er fuhr herum; der zweite Angreifer bedrohte ihn jetzt, aber er hielt keine Pistole in der Hand: die Klinge eines Jagdmessers zuckte auf ihn zu.
    Ein Amateur, dachte der Beschützer, während seine Reaktionen - Instinkte, in Jahren der Ausbildung entwickelt — automatisch abliefen. Blitzschnell trat er zur Seite — wie ein Stierkämpfer, der den Hörnern ausweicht — und umklammerte mit der linken Hand das Handgelenk des Angreifers, riß die Rechte aus der Tasche und packte die Finger, die sich um den Messergriff krampften. Er bog das Handgelenk nach unten, quetschte die Finger wie im Schraubstock fest, daß die Haut aufplatzte, und drückte die Klinge nach innen. Er stieß sie dem Mann in das weiche Fleisch seines Unterleibs und zog den scharfen Stahl schräg nach oben gegen den Brustkasten, trennte die Herzarterien ab. Das Gesicht des Mannes verzerrte sich; ein schrecklicher Schrei hob an und wurde vom Tod erstickt.
    Der Höllenlärm steigerte sich zum Chaos. Das viele Blut
überall scheuchte die Menschen in Hysterie auseinander. Der Beschützer wußte genau, was zu tun war. Er warf wie in Panik die Hände hoch, wie außer sich über den Anblick von Blut auf seinen Kleidern, und mischte sich unter die hysterische Menge, die wie eine Herde erschreckter Schafe nach allen Seiten davonstob.
    Er rannte den Aufgang hinauf, an dem Amerikaner vorbei, dessen Leben er gerade gerettet hatte.
     
    Holcroft hörte die Schreie. Sie durchdrangen die betäubenden Nebel, von denen er sich eingehüllt fühlte: Dunstwolken, die um ihn herumwirbelten, sich wie Schleier vor seine Augen legten und ihm das Denken unmöglich machten.
    Er versuchte, zum Zentrum des Schreckens vorzudringen, aber die hysterische Menge hinderte ihn daran. Er wurde den Aufgang hinaufgeschoben und gegen eine Betonmauer gedrückt, die als Geländer diente. Er hielt sich daran fest und blickte zurück, konnte sich aber kein Bild davon machen, was passiert war. Er sah, wie ein Mann dort unten sich nach hinten bog, sah das Blut aus seiner Kehle hervorschießen, sah, wie ein zweiter Mann vorwärts stürzte, den Mund vor Schmerz verzerrt, und dann konnte Noel nichts mehr erkennen, weil die Flut der Leiber ihn weiter nach oben spülte.
    Ein Mann rannte an ihm vorbei, rempelte ihn an der Schulter an. Holcroft drehte sich herum und fing gerade noch einen verschreckten Blick unter einem Paar dichter, schwarzweiß gesprenkelter Brauen auf.
    Eine Gewalttat hatte sich ereignet. Aus einem versuchten Raub war mehr geworden, Körperverletzung, vielleicht sogar Totschlag. Das friedliche Genf war ebensowenig gegen Gewalt gefeit wie die wilden Straßen des nächtlichen New York oder die armseligen Gassen von Marrakesch.
    Aber Noel konnte sich nicht mit solchen Gedanken aufhalten. Er durfte sich da nicht hineinziehen lassen. Für ihn galt es jetzt, andere Dinge zu bedenken. Die Nebel der Benommenheit kehrten zurück. Und durch die Nebel begriff er vage, daß sein Leben nie wieder so wie zuvor sein würde.
    Er umfaßte den Umschlag fester und ließ sich von der schreienden Masse mitreißen, der Bahnsteigsperre entgegen.

3.
    Die riesige Düsenmaschine überflog die Kap-Breton-Insel und kippte dann leicht nach links ab, wechselte auf die neue Höhe und Flugroute. Der Kurs ging jetzt nach Südwesten, auf Halifax und Boston zu und dann nach New York.
    Holcroft hatte die meiste Zeit in der Lounge über dem Passagierraum verbracht, in einem Sessel für sich in der rechten hinteren Ecke, wo sein schwarzer Aktenkoffer an der Wand lehnte. Es war dort leichter, sich zu konzentrieren,

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