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Der Hort der Waechter

Der Hort der Waechter

Titel: Der Hort der Waechter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vampira VA
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nur wenige Male bis zu seinem wirklichen Ende. Meist hatte er vor der Tür innegehalten und sich mit einem Blick durch die Luke in die dahinterliegende Kaverne begnügt.
    Heute nicht.
    Zwar blieb er auch jetzt zunächst vor der massiven Bohlentür stehen, die kaum hoch genug war, um aufrecht hindurchgehen zu können. Und er blieb sehr lange stehen, reglos, wie versteinert, während jenseits der Ausdruckslosigkeit seiner Miene ein Widerstreit der Ge-fühle, von Vernunft und anderen Dingen tobte. Mit einem einzigen befehlenden Gedanken beendete Salvat den Aufruhr in seinem Innersten schließlich.
    Und tat, was getan werden mußte, wollte er das Geheimnis der Para-Träumer endlich entschlüsseln.
    Und das wollte er nicht nur, er mußte es.
    Er brach die Siegel der Tür, sieben an der Zahl, und öffnete sie, ohne jedoch gleich einzutreten.
    Ein vages Glimmen erfüllte die Felskaverne. Es sickerte aus dem Nichts, schien jedes noch so winzige Teilchen der Luft für einen kaum meßbaren Moment weiß aufglühen zu lassen und war doch spürbar mehr als nur Licht. Als Salvat schließlich in den Raum trat, fühlte er sich wie von Elektrizität umflossen, die ein feines, nicht einmal unangenehmes Prickeln über seine Haut sandte.
    Und doch rührte es an etwas, das nicht einfach nur unter seiner Haut lag, sondern sich sehr viel tiefer verborgen gehalten hatte in all der endlos langen Zeit. Jetzt kroch es hervor aus dunklen Winkeln, zog Spuren eisiger Kälte durch Salvats Leib, während es höher und höher kam, quälend langsam, und ihn schließlich zur Gänze erfüllte, kaltem Fieber gleich, das ihn schaudern und jeden Atemzug zur Anstrengung geraten ließ.
    Nichts hatte sich verändert, seit Salvat zum letzten Mal einen Blick in die Kaverne geworfen hatte. Ein Bild spürbarer Friedlichkeit bot sich ihm.
    Und nun war er gekommen, um es zu zerstören.
    Entlang der kreisrunden Felswandung reihten sich zwölf steinerne Podeste, Altären gleich, und auf jedem davon ruhte reglos ein Mensch, wie tot. Doch Salvat wußte, daß dem nicht so war. Sie alle schliefen nur und lebten, jeder ein Leben, wie es wunderbarer und friedvoller nicht sein konnte. Noch .
    In der Mitte des Raums erhob sich ein weiterer Steinsockel, und auch darauf lag jemand.
    Salvat trat näher und sah auf die Schlafende hinab.
    Nichts regte sich in dem überirdisch schönen Gesicht des Mädchens, das doch viel mehr - oder etwas ganz anderes - als nur ein Mädchen war. Ihre Haut schien auf eine eigenartige Weise transparent und ließ doch keinen Blick hindurch. Ihr Leib war von einer Zartheit, daß jeder, der ihn ansah, fürchten mußte, er könnte allein deswegen zerspringen wie Glas. Einer erstarrten Wolke gleich breitete sich das Haar um den Kopf der Schlafenden, von der Salvat wußte, daß sie sehr viel mehr tat als nur zu schlafen. Obwohl sie nicht einmal zu atmen schien.
    Er streckte die Hand nach ihr aus, berührte ihre Stirn und ließ den Finger tiefer wandern, unendlich langsam, unendlich behutsam, bis er ihr Kinn erreichte. Die Spur, die sein Finger zog, färbte sich zu einer dunklen Linie, die das schöne Gesicht in zwei Hälften teilte.
    »Erwache ...«, flüsterte der Führer der Illuminati.
    Nichts geschah.
    Salvat wiederholte das Wort, kaum merklich lauter zwar, aber un-überhörbar befehlend.
    »Erwache!«
    Die Lider des Mädchens flatterten und öffneten sich schließlich. Ihr leerer Blick füllte sich in dem Maße mit Leben, in dem die dunkle Linie in ihrem Gesicht nach allen Richtungen hin zerfloß und einen nur annähernd natürlichen Ton über ihre Haut legte. Das Gläserne, Zerbrechliche blieb ihr.
    Ihr Blick traf Salvat, und das Senken ihrer Lider bedeutete ihm Verstehen.
    »Es ist soweit«, sagte er dennoch.
    Er reichte ihr die Hand und half ihr, sich aufzusetzen. Dann deutete er zur Tür.
    »Laß uns gehen«, bat er sie und ging voran.
    Das Mädchen blieb noch sitzen und ließ den Blick über die Schlafenden ringsum schweifen - wehmütig, abschiednehmend.
    Das Glimmen in der Luft verblaßte mit jedem Gedanken, den sie sich von ihren Träumen entfernte - von dem, was sie den Schläfern geträumt hatte .
    Salvats Stimme erreichte sie wie aus weiter Ferne, trotzdem er kaum zwei Schritte von ihr entfernt stand.
    »Morphea?«
    »Ja, ich komme.«
    *
    »Oh, ja ... Ich ... ich komme!«
    Doch Landru ließ es nicht zu.
    Seine Hand schoß empor und packte die dralle Bauerntochter im Genick. Dann zog er sie grob zu sich herab, grub seine Finger in ihr

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