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Der Hort der Waechter

Der Hort der Waechter

Titel: Der Hort der Waechter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vampira VA
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bei einem anderen Kunstschützen gesehen, es selbst ausprobiert und seitdem die Nummer in sein Programm eingebaut. Noch nie war etwas schiefgegangen.
    Dieses Mal jedoch zitterten seine Hände. Corey hatte kein gutes Gefühl. (Mach was draus ...)
    Er öffnete die Augen und blickte in den Spiegel. Und er sah . nichts.
    Nur den Korridor, den die Menge freigemacht hatte. Er sah ganz deutlich die gespannten Gesichter der Leute. Und einen kleinen weißen Punkt, der in der Luft zu schweben schien. War das das Ei?
    Corey drehte den Kopf zur Seite.
    Aus den Augenwinkeln sah er den Mann. Er stand an der ihm zugewiesenen Stelle. (Schieß auf mich, Corey ...)
    Corey schluckte. Das konnte nicht sein!
    Aber als er noch einmal in den Spiegel schaute, sah er wiederum nur die umstehenden Leute. Der Kerl war einfach nicht zu sehen!
    (Wie gestern ...)
    Und das Ei schwebte in der Luft!
    Coreys Gedanken überschlugen sich. Was sollte er jetzt machen?
    Da stand ein Mann hinter ihm, den er gestern Nacht zu den Engeln geschickt hatte und der nun als Freiwilliger in seiner Spiegelschuß-Nummer war, und er konnte ihn im Spiegel einfach nicht sehen! Alles, was er sah, war dieses alberne in der Luft schwebende Ei!
    (Gestern hast du es noch gekonnt, Corey ...)
    Corey beschloß, es kurz zu machen, bevor die Leute unruhig wurden, und nahm den weißen Punkt aufs Korn.
    Er drückte ab. Das Gewehr ruckte an seiner Schulter, als sich der Schuß löste, und er glaubte, im Spiegel das Ei auseinanderplatzen zu sehen. Sofort ließ er Gewehr und Spiegel sinken und drehte sich um. Die Leute blieben erstaunlich still .
    Corey erstarrte, als er den Mann am Boden liegen sah.
    Durch seinen Schädel brandete ein Lachen, das niemand außer ihm hören konnte, das nur ihm galt. (Schadenfreude ist doch die schönste Freude ...)
    Unsicher setzte er einen Schritt vor den anderen und legte irgendwie die dreißig Yards zurück, während sich hinter ihm der Korridor der Leute schloß und das raunenden Tuscheln immer lauter wurde. Schließlich stand er über dem Körper des Mannes und ließ sich neben ihm auf die Knie fallen.
    (Erinnerst du dich an gestern, Corey?)
    Er drehte den Körper des Mannes um und schaute in das Gesicht des Fremden, während die Leute ihn umkreisten. Der Tote grinste immer noch. Und für einen Augenblick, als Corey den Kopf des Toten anhob, öffnete sich dessen Mund. Nur einen Spalt. Aber Corey hatte die spitzen Eckzähne gesehen. Zähne wie die eines Vampirs .
    Auf der Stirn aber klaffte ein Loch mit blutigen Rändern.
    (Das war ein guter Schuß ...)
    Corey fiel auf, daß kaum Blut aus der Wunde lief, als die ersten Rufe um ihn herum laut wurden. Die Rufe, die ihn als Mörder abstempelten und seine Hinrichtung forderten, übernahmen irgendwann die Vorherrschaft. Als sich kräftige Hände auf seine Schultern legten, blickte Corey noch immer in das hämisch grinsende Gesicht.
    (Jetzt sitzt du ganz schön in der Scheiße, was, Corey?)
    © Klaus Giesert, Semmelländerweg 10, 13593 Berlin

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