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Der Hort der Waechter

Der Hort der Waechter

Titel: Der Hort der Waechter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vampira VA
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dunkel gegen das Firmament abzeichneten, groß und mächtig der eine, klein und unscheinbar dagegen der andere. Beide sanken sie mit ausgebreiteten Flügeln auf die Krone der Klostermauer herab. Doch bevor sie den Fels des Wehrganges berührten, änderte sich beider Gestalt. Sie nahmen menschliche Form an, und schließlich standen da oben: eine Frau und ein Mann, beide mit langem, dunklem Haar, in dem der Wind spielte.
    Wie auf ein geheimes Kommando traten die Brüder näher zur Mauer hin, schweigend.
    Allein Salvat sprach. Ein einziges Wort nur. Es kam ihm ohne Haß und Zorn über die Lippen, weil er nichts mehr fand von all dem, was er bis vor kurzem noch für sie empfunden hatte. Und so schien dieses eine Wort für die Ohren aller anderen ohne jeden Sinn: »Mörderin .«
    *
    »Was meint er damit?« Hidden Moon fragte es, ohne den Blick von der Menge unter ihnen zu nehmen.
    »Ich weiß es nicht«, antwortete Lilith. »Er scheint mich zu hassen ...« Und nach einer kurzen Pause, in der sie sich des leidenschaftslosen Tonfalls des anderen entsann: »... oder mich hassen zu wollen. Warum auch immer .«
    »Wir sind hier, um den Grund zu erfahren«, erinnerte der Arapa-ho sie.
    Sie hatten noch eine ganze Weile, in der Lilith sich erholen konnte, auf dem Felsvorsprung zugebracht. Als jedoch hoch über ihnen der Blitz zum Himmel aufgefahren war, hatte Hidden Moon zum Aufbruch gedrängt. Ohne zu wissen, ob ihnen Gefahr drohte von dem, was hinter den Mauern des Klosters vorging. Er war allein seinem Instinkt gefolgt, und Lilith hatte sich ihm anvertraut.
    »Ich glaube nicht, daß die uns einen Grund nennen werden«, warf Lilith ein. »Die sehen eher aus, als wollten sie uns lynchen.«
    Hidden Moon holte tief Luft. »Wir sind -«
    »Wir wissen, wer ihr seid!« schallte es ihm entgegen.
    »Und was ihr wollt!« rief ein anderer.
    Die Menge der Mönche schob sich weiter vor, wie ein Ozean, den die Gezeiten bewegten.
    »Laßt uns nicht länger reden!« tönte es.
    »Ja, handeln wir endlich!«
    Die Worte waren noch nicht verklungen, als Lilith und Hidden Moon sich auch schon attackiert - fühlten, nicht sahen! Hände griffen aus dem Unsichtbaren nach ihnen, packten sie und zerrten und stießen sie von der Mauer, hinein in die Menge.
    Mit ein paar raschen Hieben, in denen sie beide ihre übermenschliche Kraft legten, verschafften sie sich ein wenig Luft. Wenn auch nicht für lange .
    Eine einzelne Faust reckte sich Lilith entgegen, und die Faust veränderte sich, schien plötzlich zu glühen. Lilith meinte die Knochen der Hand durch die Haut schimmern zu sehen, als auch schon ein ungeheurer Energieschlag sie niederstreckte.
    Hidden Moon stürzte neben sie, obwohl auch ihn niemand berührt zu haben schien.
    Schatten legten sich drohend über sie, als die Mönche den kleinen Kreis um sie herum noch enger zogen.
    »Hört auf!«
    Lilith identifizierte die Stimme als die desjenigen, der sie schon so herzlich willkommen geheißen hatte.
    »Was ...?« fragte jemand.
    »Auch diese beiden sind nicht jene, von denen die Gefahr droht«, antwortete der andere.
    Ein Schrei drang von hinten her durch die Menge. »Er ist weg! Seht, er ist verschwunden!«
    Das Interesse an Lilith und Hidden Moon erlosch fast übergangslos. Die Brüder drängten von ihnen fort, dorthin, wo die Stimme aufgeklungen war.
    »Wo ist er hin?«
    »Hat ihn denn niemand bewacht?«
    Unruhe legte sich spürbar über die Versammelten. Lilith und Hid-den Moon bahnten sich einen Weg zum Zentrum des scheinbaren Geschehens. Scheinbar deshalb, weil sie nichts vorfanden, als sie dort anlangten.
    »Es kann nur einen Ort geben, zu dem es ihn zieht«, sagte der Mann neben Lilith. Es handelte sich um jenen, den sie aus den Visionen kannte, doch er schien sie in diesem Moment nicht einmal wahrzunehmen.
    »Aber was will er dort?« fragte ein alter Mönch mit silbergrauem, schütterem Haar. »Salvat, du sagtest doch, er wäre nicht ...«
    »Das zählt nicht. Ich spüre, daß er auf dem Weg ist«, antwortete der, den der Alte Salvat genannt hatte. »Was immer auch seine Absicht sein mag, ich muß ihn aufhalten!«
    »Wen denn, zum Teufel? Wer ist er?« entfuhr es Lilith verwirrt.
    »Der Hüter .«
    Erstaunt wandte sie sich Hidden Moon zu, der aus geschmälten Augen zum Hauptgebäude hinsah.
    »Landru?«
    Der Arapaho nickte knapp. »Ich spüre seine Aura. Komm!«
    Er rannte los, schuf sich rücksichtslos Bahn. Auf halbem Weg über den Hof leitete Hidden Moon die Verwandlung ein und schoß

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