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Der Hüter des Schwertes

Der Hüter des Schwertes

Titel: Der Hüter des Schwertes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Duncan Lay
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ein Gerödel?
    Aber es gab nun einmal kein Entkommen
    vor diesem Riesend…«
    »Einen schönen Tag Euch!«, unterbrach ihn eine heitere Stimme.
    Martil, der die Augen geschlossen hatte, um sich besser erinnern zu können, öffnete sie überrascht. Er brauchte einen Moment, bis er begriff, dass ein korpulenter Mann ihm gegenüber auf der Straße stand. Er hatte einen ausgeprägten Bart und trug schöne Kleider, die allerdings ihre besten Tage hinter sich hatten. Seine grüne Jacke war von undefinierbaren Flecken gesprenkelt, seine Lederhose und -schuhe waren vielfach geflickt. Er hatte eine einschneidige Axt bei sich, wie sie überall von Holzfällern benutzt wurde. Sein breites Grinsen wirkte irgendwie ansteckend, und Martil bemerkte, dass er das Grinsen erwiderte.
    Martil zog an Tomons Zügeln und blieb etwa fünf Schritt von dem lächelnden Mann stehen. Sobald er dies getan hatte, verfluchte er sich selbst dafür. Freundliche Waldarbeiter zogen nicht einfach durchs Land und grüßten Alleinreisende, um ihnen eine Besichtigung der schönsten Bäume des Waldes anzubieten. Er hätte Tomon zum Galopp antreiben sollen. Allerdings stand dort nur ein einziger Mann, und er selbst war zu Pferde; also trank er einen Schluck Wein und fragte sich, ob die Begegnung etwas Leben in seinen Tag bringen würde.
    »Schönes Lied. Habe die Melodie nicht erkannt. Was war denn das ›Etwas‹?«, fragte der Mann. Martil hatte eine eher ruppige Sprache erwartet, aber der Mann sprach gut, allerdings mit starkem Norstaler Akzent.
    »Daran kann ich mich verdammt noch mal nicht erinnern. Bei Zorvas Eiern, ich wünschte, ich könnte es. Ich weiß lediglich, dass es einen Stab hat, auf den jeder Zauberer stolz wäre«, gab Martil zu.
    »Bei Zorvas Eiern?« Der Waldarbeiter wirkte erheitert. »Diese Redewendung habe ich noch nie zuvor gehört. Die meisten Leute halten es für schlimm genug, den Namen des Dunklen Gottes auch nur zu erwähnen, ohne seine Eier zu beleidigen.«
    Martil zuckte die Achseln. »Das ist eine alte Angewohnheit von mir. Wenn Zorva das nicht passt, hätte er sich sicher bereits vor Jahren bei mir beschwert.« Er kippte sich abermals Wein in den Mund. »Nun, wenn es dir nichts ausmacht, ich habe ein Lied zu singen.«
    Der Waldarbeiter trat etwas weiter auf die Straße, sodass er fast in ihrer Mitte stand. Ein kleiner, scheinbar harmloser Schritt, der es ihm jedoch möglich machte, jeden Vorbeiritt zu blockieren.
    Martil erkannte, dass hier rechts und links der Straße dichte Büsche standen, sodass es sehr schwer werden würde, in den Wald auszuweichen. Ihm stellten sich langsam die Nackenhaare auf, und er musste sich zwingen, den Worten des Waldarbeiters weiter seine Aufmerksamkeit zu schenken.
    »Also, ich hoffe, Ihr habt nicht vor, dieses Stück in den Gasthäusern zu singen«, sagte er. »Wir mögen nur einfache Landsleute sein, aber wir bevorzugen Lieder mit einer Melodie.«
    »Singen gehörte noch nie zu meinen Stärken«, gab Martil zu. »Aber ist es in diesem Teil Norstalos’ üblich, jemandem aufzulauern und ihm dann sein Gesangstalent zum Vorwurf zu machen?«
    Der Mann schmunzelte. »Nein, aber ich habe eine kleine Tochter, und ich werde ihre Fragen zur Bedeutung der letzten Zeilen jedes Verses beantworten müssen.«
    Martil nickte klugerweise. »Es gibt Dinge, die von der Jugend besser ungehört bleiben.«
    Ungebeten kam ihm das Bild schreiender Kinder vor Augen, die zusahen, wie ihre Eltern von rachsüchtigen Soldaten niedergemetzelt wurden. Er schüttelte den Kopf, als könne er das Bild damit wegschütteln. »Ich verspreche, immer leise zu singen«, sagte er hastig, bevor er wieder einen großen Schluck Wein trank.
    »Das Singen scheint durstig zu machen, wie?«, sagte der Mann bedeutungsvoll und zeigte auf den Weinschlauch.
    Martil winkte ihm zu. »Willst du auch etwas? Sag mir deinen Namen.«
    »Warum?«
    »Weil ich gerne weiß, mit wem ich trinke.«
    Der Mann hielt einen Moment inne und zuckte dann mit den Achseln. »Edil«, antwortete er.
    Der Tonfall des Mannes deutete an, dass er erwartete, Martil wüsste etwas über ihn, jedoch war ihm der Name unbekannt. Vielleicht war der Mann ja ein berüchtigter Schafsvergewaltiger. Das war ihm egal. Er warf Edil den Weinschlauch zu, der ihn geschickt auffing und einen großen Schluck trank.
    »Nicht übel – aber ich hätte erwartet, dass ein reicher Mann wie Ihr etwas Besseres trinkt«, teilte der Waldarbeiter mit. Martil bemerkte, dass der Mann irgendetwas an

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