Der Hund im Kuehlschrank
Vorstellungsbilder und Phantasien vom Ich zum Du zu transportieren.
Wir brauchen gute Geschichten, denn – um nochmals Walter Benjamin zu zitieren – »das Erzählte erreicht eine Schwingungsbreite, die der Information fehlt.«
Ein Netz, das trägt
Im Folgenden möchte ich ein Netz aus sechs Erzählqualitäten weben, die alle einen entscheidenden Beitrag zu einer tragfähigen Kommunikation im Alltag leisten. Dieses Netz möchte ich dann in den folgenden Kapiteln zu den einzelnen Erzählqualitäten noch weiter ausspinnen.
Bei den Erzählqualitäten handelt es sich um sechs natürliche Qualitäten – Eigenschaften, die jeder Mensch bereits in sich trägt und deswegen auch wecken kann, sollten sie einmal schlummern. Sie zeichnen einen souveränen Erzähler aus und sind die Wurzeln der Kommunikation. Gespräche gewinnen durch diese Erzählqualitäten an Kraft, und zugleich wachsen Lebensfreude und Zufriedenheit jedes Einzelnen. Sie werden spüren: Es kommt etwas ins Schwingen.
Die sechs Erzählqualitäten
Ideenreichtum
Innere Bilder
Spielfähigkeit
Rhythmus
Authentizität
Aufmerksamkeit
Stellen Sie sich ein Spinnennetz vor. Die Spinne befestigt ihr Netz immer an einigen gut gewählten Haltepunkten. Zwischen diesen Punkten spannt sie dann ihre Fäden hin und her, unermüdlich und immer wieder neu.
Die Fixpunkte des Netzes sind – auf unser Thema übertragen – Schlüsselqualifikationen, die Halt und Struktur geben. Von dort aus kann sich, an verschiedenen Fäden entlang, Kommunikation aus dem Augenblick heraus immer wieder neu und anders entspinnen. Jeder Mensch muss sein eigenes Kommunikationsnetz weben. Um diese Erfahrung kommt keiner herum. Doch je mehr man »spinnt«, desto leichter lassen sich Verbindungsfäden entdecken und Netzwerke zwischen Menschen knüpfen.
Unsicherheiten überwinden
Mancher Haltepunkt mag zunächst schwer greifbar erscheinen. Möglicherweise denken Sie: »Geschichten erzählen? Erzählqualitäten? Ach du lieber Himmel! Mir fällt doch nie etwas ein!« Oder: »Ich habe so ein schlechtes Gedächtnis, ich kann mir gar nichts merken! Schon gar keine Geschichte!« Oder: »Immer wenn ich etwas erzähle, verzettele ich mich und komme vom Hundertsten ins Tausendste. Ich langweile meine Zuhörer! « Oder: »Ich bin einfach kein Erzähler, ich bin viel zu schüchtern. Am liebsten halte ich meinen Mund und höre nur zu.« Oder: »Erzählen, kein Problem! Stoff hätte ich genug. Nur leider scheint es niemanden zu interessieren, was ich zu sagen habe!«
In all diesen Fällen geht es darum, positive Erfahrungen zu machen, die Zweifel ausräumen und Unsicherheit nach und nach in Selbstbewusstsein verwandeln. Auch eine Spinne muss jeden
Fixpunkt ihres Netzes testen und lernt dabei aus der Erfahrung. Immer wieder reißt ihr Faden, und sie muss das Netz noch einmal neu und anders konstruieren. Doch irgendwann merkt sie dann: Es trägt! Es hält! Es funktioniert! Und dann kann sie sich in die Mitte ihres Gespinstes setzen, ausruhen und die Früchte ihrer Arbeit ernten.
Selbstbewusstsein in Gesprächen
Um die genannten Erzählqualitäten weniger abstrakt und damit spürbarer zu machen, habe ich jeder der Schlüsselqualitäten einen affirmativen Satz zugeordnet. Lesen Sie die folgenden Sätze bitte mehrmals hintereinander laut vor und achten Sie dabei darauf, wie sich das anfühlt.
Schlüsselqualität und affirmativer Satz
Mir fällt immer etwas ein!
Ich kann mir alles Wesentliche merken!
Ich fühle mich lebendig!
Ich spüre den Herzschlag einer Geschichte!
Ich überzeuge mit dem, was ich bin!
Die Menschen hören mir gern zu!
Vielleicht gibt es Sätze, bei denen Sie nicken und innerlich spüren: Ja, das stimmt. Oder es gibt Sätze, die Ihnen das Gefühl geben, das trifft ganz und gar nicht auf Sie zu. Stellen Sie sich dann vor, wie bestärkend es wäre, wenn Sie zu allen sechs Sätzen sagen könnten: »Genauso ist es!« Jeder Mensch, der diese Erzählqualitäten in sich gespürt hat und bewusst mit ihnen umgeht,
wird mit einem veränderten Selbstbewusstsein in private und berufliche Gesprächssituationen gehen. Aus eigener Erfahrung kann ich sagen: Über lebendiges Erzählen und bewusstes Zuhören führt ein Weg zu einem anderen Selbstverständnis in Alltagsgesprächen. Und dieser Weg ist Erfolg versprechend und spielend leicht!
Ideenreichtum – »Mir fällt immer etwas ein!«
»Mir raucht der Kopf. Ich gehe mit Hunderten von neuen Ideen schwanger.
Und ständig drängen neue
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