Der Hund im Kuehlschrank
verschiedenen Szenen rund um das Thema »Essen«. Natürlich können Sie auch beliebige andere Schlüsselwörter als Impuls wählen. Beispielsweise »Abschied«, »feiern«, »tanzen«, »Liebe« . . . Wichtig ist nur, dass Sie keine langen Geschichten mit komplexer Handlung erfinden, sondern lediglich ein Standbild beschreiben.
Eine einzelne Szene genügt, sie spricht für sich, sie bildet den Kern einer Episode, die man bei Lust und Laune später ausbauen kann. Lassen Sie sich überraschen, welche Ideen in Ihrem Kopf auftauchen. Und freuen Sie sich an den bunten inneren Bildern – Ihren eigenen und denen Ihrer Miterzähler.
Zwischen Phantasie und Wirklichkeit
Phantasie zaubert aus Nichts ganze Welten. Bei Freunden erlebte ich ein Spiel, das ebenfalls kreative Kommunikation anregen kann: Ein Gefäß wie z. B. ein Korb, eine Kiste oder ein Hut wird im Kreis herumgereicht. Wer es in Händen hält, zieht pantomimisch einen Gegenstand daraus hervor, erzählt kurz von seiner besonderen Eigenschaft und schenkt ihn dann einem anderen in der Runde. Solch ein Phantasiegeschenk kann – obwohl unsichtbar und nicht real greifbar – sehr viel Freude bereiten, sowohl dem Schenkenden als auch dem Beschenkten!
»Diese feuerroten Stiefel machen den, der sie trägt, unsichtbar – aber nur, wenn man sie falsch herum anzieht. Ich schenke dir die Stiefel, Alex, bestimmt kannst du sie in deinem Alltag gut gebrauchen.«
»In diesem Brief wird dir mitgeteilt, Cornelia, dass du den Hauptpreis eines Gewinnspiels gewonnen hast! Herzlichen Glückwunsch!«
»Mit diesem kleinen Küchenmesser hat es eine besondere Bewandtnis: Wer damit Zwiebeln schneidet, weint Tränen aus purem Gold. Damit kannst du tränenreich glücklich werden, Simone!«
Lassen Sie mich die bisherigen roten Fäden zusammenfassen. Es handelt sich bei allen um kleine Spinn- oder Spielimpulse, mit denen jeder im Alltag – allein oder gemeinsam mit anderen – seine Phantasie in Bewegung bringen kann. Warum nicht während einer Kaffeepause einfach einmal mit den Kollegen herumspinnen? Oder an einem Abend mit Freunden eines der Spiele ausprobieren? Sie werden merken, dies ist nicht nur entspannend und anregend zugleich, sondern es fließen dabei oft auch unerwartete Ideen in die Arbeit und das Alltagsleben ein. Vor allem aber werden Sie merken: Es gibt viel zu lachen – und Sie erleben sich selbst und Ihre Mitmenschen einmal von einer anderen Seite!
Die Spiele im Überblick
Freies Assoziieren zu einem Schlüsselwort (siehe S. 33ff.)
Eine Kreisgeschichte anhand von Reizwörtern erfinden (siehe S. 39f.)
Das phantastische Binom als Erzählanreiz (siehe S. 40ff.)
Geschichtenanfänge würfeln (siehe S. 43)
Worte auf den Kopf stellen (siehe S. 44f.)
In einer Phantasie-/Unsinnssprache sprechen (siehe S. 45)
Über eine Mauer schauen und erzählen, was dort zu sehen ist (siehe S. 45ff.)
Phantastische Geschenke aus dem Hut zaubern (siehe S. 47)
Was Erzählen in der Kommunikation leisten kann
»Das Erzählte erreicht eine Schwingungsbreite, die der Information fehlt.« [Ref 3]
(Walter Benjamin)
Was Erzählen in der Kommunikation leisten kann
Lebendiges Erzählen, bewusstes Zuhören und ein Gespür für gute Geschichten sind Schlüsselqualifikationen in der Alltagskommunikation. Es heißt, dass sich die Summe unseres Wissens mittlerweile alle sieben Jahre verdoppelt. Damit wird unsere Fähigkeit zur Auswahl relevanter Informationen mehr und mehr gefordert. [Ref 4]
Qualitäten mündlichen Erzählens
»Die Kunst des Erzählens ist selten geworden«, schreibt Walter Benjamin. »Und die Verbreitung der Information hat einen entscheidenden Anteil an diesem Sachverhalt. Jeder Morgen unterrichtet uns über die Neuigkeiten des Erdkreises. Und doch sind wir an merkwürdigen Geschichten arm. Das kommt, weil uns keine Begebenheit mehr erreicht, die nicht mit Erklärungen schon durchsetzt wäre. Mit anderen Worten: Beinah nichts mehr, was geschieht, kommt der Erzählung, beinah alles der Information zugute. Es ist nämlich schon die halbe Kunst des Erzählens, eine Geschichte, indem man sie wiedergibt, von Erklärungen freizuhalten.«
Wer sich für überraschende Einfälle, innere Bilder und eine lebendige Phantasie öffnet, erschafft für sich selbst und auch im Kontakt mit anderen eine Welt, die fesselt und begeistert. Innere Bilder sind gewissermaßen eine gute Medizin gegen zu viele Fakten und Erklärungen. Die Sprache dient dabei als Brücke, um
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