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Der Hund kommt - Roman

Der Hund kommt - Roman

Titel: Der Hund kommt - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Noestlinger
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Morgenrot und Ringelstern . Am liebsten schaute der Hund aber Wolken an. Die legte er in der Kopfkartei unter Wehmut und Lachsack , Windelweich, Lebwohl und Ich komm wieder ab.
    Einmal, an einem warmen Nachmittag, lag der Hund lange auf einer Wiese und machte Hirnfotos von weißen Federwölkchen. Er stand erst auf, als die Sonne hinter dem Horizont verschwunden war. Vom langen Liegen war er steif im Kreuz. »Das wird doch kein Hexenschuss werden?«, fragte sich der Hund besorgt.
    »Könnte leicht sein«, gab er sich zur Antwort. »Wiesen sind immer ein bisschen feucht, und das tut einem alten Hundskreuz nicht gut!«
    »Sollte ich mir dann nicht hurtig ein Bett für die Nacht besorgen?«, fragte sich der Hund.
    »So hurtig wie nur möglich«, gab er sich zur Antwort. »Ein steifes Kreuz gehört auf ein weiches Lager!« (Da irrte der Hund zwar gewaltig, denn ein steifes Kreuz gehört hart gebettet, aber in medizinischen Angelegenheiten war der Hund nicht sehr gebildet.)
    Der Hund machte sich auf die Suche nach einem Nachtquartier. Im ersten Gasthof, zu dem er kam, waren alle Zimmer belegt. Im zweiten Gasthof war dem Hund der Zimmerpreis zu hoch. Der dritte Gasthof war Wegen Umbau geschlossen. Stockdunkel war es schon, als der Hund zum vierten Gasthof kam. Erleichtert seufzte er, als er an der Tür ein Zimmer-frei- Schild sah. Doch gerade als er die Tür aufmachen wollte, kamen ein dicker Mann und eine dicke Frau zur Tür heraus. Der dicke Mann kratzte sich den Bauch, die dicke Frau kratzte sich den Hintern. »So was von Schweinerei«, rief die dicke Frau dem Hund zu. »Das gehört ja angezeigt«, rief der dicke Mann dem Hund zu. Und dann erzählten die beiden dem Hund, dass die Fremdenzimmer voll von Flöhen und Wanzen seien. Sie zeigten dem Hund Wanzenbisse und Flohstiche an den Armen und Beinen.
    Der Hund bedankte sich für den Hinweis und wanderte weiter. Sein Kreuz wurde immer steifer. Er wickelte sich den Wollschal um den Bauch, weil Wolle wärmt und Wärme gut gegen ein steifes Kreuz ist. Bis gegen Mitternacht lief der Hund im Mondschein dahin. Und das steife Kreuz machte ihm, trotz Wollschal, immer mehr zu schaffen. Gähnmüde war der Hund auch schon. Er beschloss, im nächsten Dorf, gleich im ersten Haus – und ganz egal, wer dort wohnte –um ein Nachtlager zu bitten.
    »Das ist zwar nicht die feine englische Art«, sagte sich der Hund, »aber wenn ich nicht bald in die Heia komme, kippe ich aus den Latschen und kann mein Kreuz auf den Misthaufen werfen!«
    Das erste Haus im nächsten Dorf war eine Schule. Der Hund ging um das Haus herum und leuchtete mit der Taschenlampe in die Fenster. Hinter zwei Fenstern waren Klassenzimmer, hinter einem waren Klomuscheln, hinter einem war ein Schreibtisch mit einem Stuhl dahinter. Eine Schulwartwohnung, mit einem schlafenden Schulwart im Bett, gab es hinter keinem Fenster. Aber auf der Hinterseite vom Schulhaus stand ein Flurfenster offen.
    »Wenn keine Seele im Haus ist«, sprach der Hund zu sich und stieg durch das offene Fenster ins Haus ein, »dann kann ich leider niemanden um Erlaubnis bitten, hier schlafen zu dürfen.« Der Hund entschied, im Zimmer mit dem Schreibtisch zu schlafen, weil das einen weichen Teppichboden hatte. Er richtete sich das Lager unter dem Schreibtisch. Die Wanderniere nahm er als Kopfkissen, mit dem Schal und dem Mantel deckte er sich zu.
    Bevor er einschlief, dachte er: Da es verboten ist, in fremde Häuser einzusteigen, werde ich mich in aller Herrgottsfrühe aus dem Staube machen. Sonst holen die Lehrer die Polizei und ich lande im Gefängnis!
    Doch dann kam es anders: Der Hund verschlief die Herrgottsfrühe. Er wurde erst munter, als eine Glocke unheimlich laut rasselte. Das war die Schulglocke, die den Unterricht einläutete. Der Hund erholte sich zuerst einmal von dem Heidenschreck, der ihm beim Glockengerassel in die Glieder gefahren war, dann schaute er vorsichtig aus seiner Schreibtischhöhle. Er sah, dass die Zimmertür offen stand.
    Vor der Tür, auf dem Flur, waren viele Kinder, die umringten einen Bären. Ein Kind fragte den Bären: »Herr Direktor, kommt heute der neue Lehrer?«
    Der Bär sagte: »Man hat es versprochen. Da es aber bereits acht Uhr vorbei ist und Lehrer am ersten Arbeitstag selten zu spät kommen, dürfte da wieder einmal was schief gelaufen sein!«
    Der Hund dachte: Ich verdrücke mich lautlos! Ich klettere zum Fenster hinaus! Er nahm sein Reisegepäck in die Pfoten und kroch aus der Schreibtischhöhle.
    Sein

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