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Der Hund kommt - Roman

Der Hund kommt - Roman

Titel: Der Hund kommt - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Noestlinger
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wurden die Katzenkinder munter. Der Hund wollte sie in die Säcke zurücktun, doch muntere Katzenkinder haben etwas gegen Säcke. Als sich der Hund zwei Katzen geschnappt hatte, waren die anderen davongesaust. Eine versteckte sich unter dem Sofa, zwei verkrochen sich im Schrank, drei sprangen auf die Hutablage, vier kletterten die Vorhänge hoch, fünf verkrochen sich im Bett, sechs sprangen auf den Tisch und von dort zur Lampe, und sieben wieselten in die Besenkammer. Und die zwei, die sich der Hund geschnappt hatte, schlüpften ihm auch durch die Pfoten und flitzten hinter den Ofen.
    Der Hund holte die sieben Katzen aus der Besenkammer und tat sie in einen Sack. Dann stieg er auf den Tisch und holte die sechs Katzen von der Lampe. Als er mit den sechs Katzen zum Sack kam, waren die sieben Katzen schon wieder aus dem Sack draußen. Auf der Hutablage hockten nun zehn Katzen.
    »So wird das nichts«, schnaufte der Hund. Er steckte die sechs Katzen in einen Sack und hielt dem Bären den Sack hin. »Freund Bär«, sagte er. »Sei so nett und halte den Sack zu.«
    Der Bär schüttelte den dicken Schädel. »In einen Sack gehören Erdäpfel oder Zwiebeln«, brummte er. »Kinder darf man nicht wie Erdäpfel und Zwiebeln behandeln.«
    Der Bär tappte in die gute Stube, setzte sich aufs Sofa und rief: »Kinder, seid vernünftig. Kommt! Die Witwe Olga ist eine harte Frau ohne Herz. Sie jagt uns hinaus ins bittere Leben.«
    Da fingen alle Katzenkinder zu jammern an. Eins rief: »Wir brauchen Nestwärme!«
    Eins rief: »Wir sind zu jung fürs bittere Leben!«
    Das Katzengejammer war zum Steinerweichen. Die Witwe Olga hielt sich die Ohren zu. Sie wollte nicht weich werden. Doch für dreißig Katzenstimmen reichen zwei Hände als Schalldämpfer nicht aus. Die Witwe Olga gab nach. Sie ließ sich aufs Sofa plumpsen und brüllte, das Katzengejammer übertönend: »Ihr könnt hier bleiben!«
    Vor lauter Freude umarmte der Hund die Witwe Olga. Davon wurde sie ziemlich dreckig. Aber so passte sie wenigstens zum Hund und zu den Katzen. Und zu ihrem Haus auch. Im ganzen Haus nämlich gab es kein sauberes Plätzchen mehr. Beim Herumwieseln und Herumwuseln hatten die Katzen alles eingedreckt. Auch der Hund hatte, kreuz und quer durchs Haus, schwarze Pfotenspuren hinterlassen. Die Witwe Olga befreite sich aus der Hundsumarmung, erhob sich und sprach: »Dann wollen mir mal!«
    »Was wollen wir mal?«, fragte der Bär.
    »Sauber machen«, sagte die Witwe Olga. »Zuerst den Hund, dann die Katzen, dann das Haus.«
    Brav marschierte der Hund ins Badezimmer. Die Witwe Olga schmierte ihn mit Seife ein, bürstete ihn mit der Wurzelbürste und duschte ihn ab. Dem Hund machte das nichts aus. Er mochte Wasser und hatte auch nichts gegen Seife. Doch die Katzen erschraken sehr, als sie sahen, was die Witwe Olga mit dem Hund anstellte. Zitternd sprangen sie dem Bären auf den Schoß. Eine rief: »Wir brauchen Nestwärme, keine Nestnässe!«
    Eine rief: »Wir brauchen Streicheleinheiten. Aber nicht mit der Wurzelbürste!« Eine rief: »Da kann ja das bittere Leben nicht schlimmer sein!« Und die anderen siebenundzwanzig riefen: »Weg von hier, nichts wie weg von hier!«
    »Sachte, sachte«, brummte der Bär. »Schleckt euch einfach den Dreck weg, bevor die Schwägerin aus dem Bad kommt.«
    »Das können wir noch nicht«, rief eine Katze.
    »Das müssen wir erst lernen«, rief eine Katze.
    »Unser Papa hat uns immer saubergeleckt«, rief eine Katze. Und die anderen siebenundzwanzig Katzen riefen: »Wir wollen zum Papa!«
    Der Bär seufzte. Dann sagte er: »Alles antreten zum Abschlecken!«
    Der Bär leckte alle dreißig Katzen sauber. Von den Schnauzen bis zu den Schwanzspitzen. Ziemlich übel im Magen wurde ihm davon, weil er viel Ruß und Dreck und Katzenhaare schluckte. Doch als die Witwe Olga mit dem sauberen Hund in die gute Stube kam, waren auch alle dreißig Katzenkinder blitzsauber. Stolz rief der Bär: »Schwägerin, wir haben schon gebadet.«
    Die Witwe Olga wollte das nicht gelten lassen. Nur Seife und Wasser, erklärte sie, mache sauber. Da wurde der Bär wild. Ob es nicht ins Spatzenhirn der Schwägerin hineingehe, brüllte er, dass man Katzen auf Katzenart zu behandeln habe. Und die Witwe Olga brüllte, ob es nicht ins Spatzenhirn des Schwagers hineingehe, dass sie das alles viel besser wisse. »Ich bin schließlich eine Frau«, brüllte sie. »Und auch wenn ich nie eigene Kinder gehabt habe, so habe ich doch ein mütterliches Herz, und das

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