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Der Hund kommt - Roman

Der Hund kommt - Roman

Titel: Der Hund kommt - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Noestlinger
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Wolken mehr für seine Kopfkartei fotografiert.
    Als der Hund genug neue Wolkenfotos im Kopf hatte, erhob er sich und sprach zu sich: »Wenn ich mir um meine Pflegekinder keine Sorgen mehr zu machen brauche, dann kann ich mich ja um meinen eigenen Kram scheren.«
    Der Hund ging ins Haus und packte den verdreckten Gärtneranzug in eine Schachtel. In die Brieftasche vom Krankenhausgärtner tat er von seinem eigenen Geld so viel, wie er sich ausgeborgt hatte. Und dazu tat er noch das Geld, das es braucht, um einen Anzug und ein Hemd reinigen zu lassen. Und einen Brief schrieb der Hund auch noch und heftete ihn mit einer Stecknadel an den Anzug. In dem Brief stand:
    Werter Gärtner,
    Es tut mir Leid, dass ich diebisch vorgehen musste. Nur eine sehr verzwickte Lebenslage trieb mich dazu. Es wäre hübsch, wenn Sie mir verzeihen könnten.
    Ein aufrechter Hund
    auf zeitweiligem Abweg.
    Der Hund wickelte ein Packpapier um die Schachtel, verschnürte das Paket mit einer Schnur und adressierte es an:
    OTTO OTTERMANN
    KRANKENHAUSGÄRTNER
    IM STÄDTISCHEN KRANKENHAUS
    Der Hund nahm das Paket unter den Arm und lief in den Vorgarten. »Hüten Sie mir ein Stündchen die Katzen?«, rief er zum Schwein in den Nachbargarten hinüber.
    »Katzen hüten sich selbst«, rief das Schwein zurück.
    Der Hund nickte und lief die Straße hinunter, zum Postamt. Knapp vor der Sperrstunde kam er dort an. Er gab das Paket express auf und war hinterher sehr erleichtert. Sein Gewissen war nun ein bisschen reiner und das war ein angenehmes Gefühl.
    Auf dem Heimweg wollte der Hund noch Katzenfutter kaufen und ging in eine Fleischerei.
    »Drei Kilo vom Mageren«, sagte er zum Fleischer. Kaum hatte er das gesagt, wurde er an beiden Schultern gepackt.
    »Gott sei Dank, da sind Sie ja! Ich hab Sie schon gesucht wie eine Stecknadel im Heuhaufen«, sagte der, der die Hände auf seinen Schultern hatte. Es war der Taxifahrer, der den Hund in die Bognergasse gefahren hatte.
    »Stellen Sie sich vor«, rief der Taxifahrer. »Die Polizei glaubt mir nicht, dass ich Sie bloß begleitet habe. Die Polizei glaubt, dass ich Ihr Komplize bin und der alten Hündin den Dachboden leer stehlen wollte. Ein Prozess wartet auf mich!«
    »Das tut mir Leid«, murmelte der Hund. Er wollte schleunigst die Fleischerei verlassen. Doch der Taxifahrer ließ seine Schultern nicht los und der Taxifahrer war unheimlich stark. Viel stärker als der Hund. »Wir gehen jetzt zur Polizei und klären das auf«, rief der Taxifahrer.
    »Morgen«, sagte der Hund. »Ich muss jetzt heim, die Kinder füttern und streicheln. Und überhaupt kommt mir die Polizei sehr ungelegen.«
    Der Taxifahrer ließ das nicht gelten. Er schob den Hund aus der Fleischerei, und dem Hund blieb nichts anderes übrig, als mitzugehen.
    Der Taxifahrer schob den Hund die Straße hinunter. An der Kreuzung, bei der Ampel, trafen sie auf den Bären. Der Bär hatte ein dickes Buch unter einer Vorderpfote und schaute vergnügt drein. »Freund«, rief er. »Ich weiß jetzt Bescheid!« Er klopfte auf das dicke Buch. »Da steht alles über die Katzenerziehung drinnen. Dann schaute der Bär den Taxifahrer an. »Ein Freund von dir?«, fragte er.
    »Eher nicht«, murmelte der Hund. »Ich soll mit ihm zur Polizei.«
    »Er ist mein Zeuge«, sagte der Taxifahrer. »Ich verstehe gar nicht, warum er nicht zur Polizei will. Das ist doch Bürgerpflicht.«
    »Ganz meine Ansicht«, sagte der Bär und zwinkerte dem Hund heimlich zu. »Ich werde Ihnen das Geleit geben, damit dieser Lotterhund nicht noch entwischt.«
    Der Bär, der Hund und der Taxifahrer gingen weiter, der Wachstube zu. Als sie wieder zu einer Kreuzung kamen, stellte der Bär dem Taxifahrer ein Bein. Der Taxifahrer stolperte, seine Hände rutschten von den Schultern des Hundes, der Hund rannte los und der Bär hinter ihm her. Bis sich der Taxifahrer hochgerappelt hatte, waren der Hund und der Bär schon um die nächste Ecke verschwunden und wieselten mit heraushängenden Zungen dem Haus der Witwe Olga zu.
    »Oh, du Hölle«, fluchte der Bär beim Rennen. »Um seine Pflicht im Leben zu erfüllen, muss man manchmal ganz schön widerlich sein. Ich hoffe, lieber Freund, du weißt, dass ich kein Vergnügen daran finde, unbescholtenen Taxifahrern ein Bein zu stellen. Das tat ich nur aus Freundespflicht.«
    Der Hund gab ihm keine Antwort, er konnte vor lauter Keuchen und Schnaufen nicht reden.
    »Und was nun?«, fragte der Hund, als sie dann in der guten Stube der Witwe Olga saßen und

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