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Der Hund kommt - Roman

Der Hund kommt - Roman

Titel: Der Hund kommt - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Noestlinger
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sagt mir, was den Kleinen Not tut!«
    »Und ich bin schließlich ein Mann«, brüllte der Bär. »Und auch, wenn ich nie eigene Kinder gehabt habe, so habe ich doch ein väterliches Herz, und das sagt mir, was den Kleinen Not tut!«
    Da bellte der Hund dreimal ganz laut. So laut, dass der Bär und die Witwe Olga verstummten. Dann sagte er: »Und ich bin ein Vater, der zusammen mit einer Mutter viele eigene Kinder gehabt hat. Und ich sage euch, nichts ist schlimmer für die Kleinen als Zank und Hader. Der verdreckt die Seelen. Und Seelendreck ist nicht mehr wegzukriegen. Den kann man nicht abschlecken. Und Seife und Wasser richten da auch nichts aus.«
    »Ist wahr, alter Freund«, brummte der Bär. »Kein lautes Wort soll mir mehr entfahren.«
    »Mir auch nicht«, gelobte die Witwe Olga. Sie holte Putzlappen und Eimer, Schaufel und Kehrbesen, Wischtuch und Schwamm und machte sich über die schwarzen Pfotenspuren her.
    Erst nach Mitternacht war das Haus wieder blitzblank. Da schliefen die Katzenkinder längst schon. An den Bauch vom Hund gekuschelt, auf dem Sofa, schliefen sie. Angenehm war das für den Hund nicht, denn er wagte sich nicht zu bewegen – aus Angst, ein Katzenkind zu erdrücken. Aber er sagte sich: Wenn es Jungkatzenart ist, am Elternbauch zu schlafen, dann muss ich das durchstehen. Als Pflegevater habe ich alles zu tun, was im Interesse meiner Pflegekinder ist!

6. Kapitel
Der Hund und der Bär verkleiden sich
    Mit steifem Kreuz erwachte der Hund am nächsten Morgen. Die Katzen schliefen noch. Vorsichtig hob der Hund eine nach der anderen von seinem Bauch und legte sie aufs Sofa und deckte sie mit seiner Jacke zu. Er rappelte sich hoch, machte zehn Kniebeugen gegen das steife Kreuz und ging dann in die Küche. Dort saßen der Bär und die Witwe Olga beim Frühstück. Der Hund setzte sich zu ihnen. Die Witwe Olga schenkte ihm Kaffee ein in ein Häferl und schnitt ihm eine dicke Scheibe vom Gugelhupf.
    »Danke, liebe Witwe«, sagte der Hund und mampfte drauflos.
    Der Bär klopfte ihm auf die Schulter. »Lass das, lieber Freund«, rief er.
    »Aber ich habe Hunger«, rief der Hund mit vollen Backen. »Gegen Hunger hilft nur Essen.«
    »Das Schwanzwedeln sollst du lassen«, rief der Bär.
    »Das tue ich immer, wenn ich mich wohl fühle«, sagte der Hund. »Stört es dich?«
    »Mich nicht«, sagte der Bär. »Aber wir haben Katzen zu erziehen.«
    »Und?«, fragte der Hund.
    »Es ist nicht Katzenart, mit dem Schwanz zu wedeln, wenn man sich wohl fühlt«, sagte der Bär. »Katzen wedeln mit dem Schwanz, wenn sie böse sind. Wenn sich die Kinder von dir das freudige Schwanzwedeln angewöhnen, stehen sie später einmal, im harten Katzenleben schön blöd da! Sie wollen zu einer anderen Katze freundlich sein und wedeln. Aber die andere Katze hat keinen Hundsvater gehabt und muss daher glauben, dass sie bedroht wird, und fängt zu fauchen an. Verstehst du, lieber Freund?«
    Der Hund verstand und versprach, das Schwanzwedeln sein zu lassen.
    »Und unsere Schlafgewohnheiten müssen wir auch umstellen«, sagte der Bär. »Katzen sind Nachttiere, schlafen am Tage, spazieren in der Nacht herum. Es wäre fatal, wenn wir ihnen einen verkehrten Lebenswandel angewöhnen wurden.«
    Der Hund sah das ein und gelobte, ab nun des Nachts zu wachen und am Tage zu schlafen.
    »Und unsere Stimmen müssen wir auch ändern«, fuhr der Bär fort. »Brummen und Bellen und Drauflosschnattern taugt nicht für Katzenohren.«
    »Ich kann doch nicht schnurren lernen«, rief die Witwe Olga.
    »Natürlich kannst du«, sagte der Bär.
    »Ich will aber nicht«, sagte die Witwe Olga.
    »Schau, Schwägerin!« Der Bär stupste der Witwe Olga eine Pfote in den Bauch. »Kinder lernen, indem sie nachmachen, was sie bei den Erwachsenen sehen und hören. Wir wollen doch keine Katzen großziehen, die bellen und brummen und schnattern, oder?«
    »O.K.«, seufzte die Witwe Olga. »Ich will’s halt versuchen.«
    »Und dann«, sprach der Bär weiter, »dann wäre da noch die Klofrage. Es ist nämlich nicht Katzenart ...«
    Weiter kam der Bär nicht. »Alles was recht ist«, unterbrach ihn die Witwe Olga. »Aber niemand kann von mir verlangen, dass ich mir ab nun ein Loch im Garten grabe und hineinkacke!«
    »Würde mir ebenfalls nicht leicht fallen«, murmelte der Hund.
    Der Bär erhob sich. Seine Stirn war voll dicker Denkfalten. »Sehe ich ein«, murmelte er. »Ich muss das Problem übergrübeln.« Und da der Bär im Bett am besten grübeln konnte, zog

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