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Der Hund von Baskerville

Der Hund von Baskerville

Titel: Der Hund von Baskerville Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Conan Doyle
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aber jetzt kam es mir zu Hilfe. Und der Glücksbringer war kein anderer als Mr. Frankland, der Mann mit dem grauen Bart und dem roten Gesicht. Er stand an seiner Gartenpforte am Rand der Straße, die ich gerade entlanggefahren kam.
    »Guten Tag, Dr. Watson«, rief er ungewöhnlich gut gelaunt. »Sie müssen Ihren Pferden wirklich mal ein bißchen Ruhe gönnen. Kommen Sie auf ein Glas Wein zu mir herein und gratulieren Sie mir.«
    Meine Gefühle für ihn waren alles andere als freundlich, nachdem ich nun wußte, wie er seine Tochter behandelt hatte. Aber es war mir sehr daran gelegen, Perkins und die Pferde nach Hause zu schicken, und dies war eine günstige Gelegenheit. Ich stieg also aus und trug dem Kutscher auf, Sir Henry auszurichten, daß ich zu Fuß heimkäme und rechtzeitig zum Essen zurück sein würde. Dann folgte ich Frankland in sein Eßzimmer.
    »Dies ist ein großer Tag für mich, Sir — ein Tag, den man sich rot im Kalender anstreichen sollte«, rief er aus und lachte in sich hinein. »Ich habe zwei Prozesse gewonnen. Den Leuten werde ich noch beibringen, daß Gesetz Gesetz ist und daß hier ein Mann lebt, der sich nicht scheut, es anzurufen. Ich habe mir ein Wegerecht durch den Middletonpark erkämpft, mittendurch! Was halten sie davon? Wir zeigen es diesen Magnaten schon noch, daß sie nicht nach Lust und Laune mit den Rechten der einfachen Leute umgehen können, verflucht noch mal! Und dann hab' ich noch das Waldstück schließen lassen, wo die Leute von Fernworthy immer ihre Picknickparties veranstalten. Diese Höllenbrut scheint doch zu glauben, daß es kein Recht auf privates Eigentum mehr gibt und sie überall ausschwärmen können, wo es ihnen gefällt, um dann dort ihr Papier und ihre leeren Bierflaschen zu hinterlassen. Beide Prozesse sind entschieden, Watson, und beide zu meinen Gunsten. Ich habe einen solchen Tag nicht mehr erlebt, seit ich gegen Sir John Morland prozessiert habe, weil er auf seinem Grundstück Kaninchen schoß.«
    »Wie haben Sie das bloß fertiggebracht?«
    »Sehen Sie die Akten ein, Sir, es lohnt sich — Frankland gegen Morland, Gericht von Queen's Bench. Es hat mich zweihundert Pfund gekostet, aber ich habe mein Recht bekommen.«
    »Und was haben Sie davon gehabt?«
    »Nichts, Sir, überhaupt nichts. Ich bin stolz darauf, sagen zu können, daß keine privaten Interessen bei der Sache im Spiel waren. Ich fühle mich lediglich für das allgemeine Wohl verantwortlich. Ich zweifle zum Beispiel nicht daran, daß die Leute von Fernworthy mich heute abend symbolisch als Strohpuppe verbrennen werden. Als es das letztemal passierte, habe ich mich an die Polizei gewandt und ihnen gesagt, daß sie solchen öffentlichen Skandal sofort abstellen müßten. Aber es ist eine Schande mit der Grafschaftspolizei, sie ist nicht in der Lage, mir den Schutz zu gewähren, auf den ich Anspruch habe. Im Prozeß Frankland gegen Regina werde ich Klage gegen die Krone erheben und die Sache an die Öffentlichkeit bringen. Ich habe ihnen gesagt, es würde ihnen noch einmal leid tun, wie sie mich behandelt haben, und meine Worte sind jetzt schon wahr geworden.«
    »Auf welche Weise denn?« fragte ich.
    Der alte Mann machte ein geheimnisvolles Gesicht.
    »Weil ich ihnen etwas erzählen könnte, was sie zu gern wissen möchten. Aber nichts in der Welt soll mich dazu bringen, diesen Mistkerlen in irgendeiner Weise zu helfen.«
    Innerlich hatte ich bereits nach einer Entschuldigung gesucht, durch die ich mich seinem Geschwätz entziehen könnte. Aber jetzt wollte ich doch gern mehr hören. Ich kannte inzwischen den Widerspruchsgeist des alten Sünders genug, um zu wissen, daß ich jetzt kein allzu großes Interesse zeigen dürfte, wenn ich ihn nicht mißtrauisch machen wollte.
    »Zweifellos irgendeine Wilddieberei«, sagte ich gelassen und völlig uninteressiert.
    »Haha, mein Junge, es geht schon um eine sehr viel wichtigereSache als das! Wie wär's, wenn's mit dem Sträfling auf dem Moor zusammenhängt?«
    Ich fuhr hoch. »Sie wollen doch nicht etwa sagen, daß Sie wissen, wo er ist?«
    »Vielleicht weiß ich nicht genau, wo er sich versteckt hält, aber ich bin ganz sicher, daß meine Hinweise der Polizei helfen könnten, ihn festzunehmen. Ist Ihnen noch nie der Gedanke gekommen, daß man den Mann zu fassen kriegt, wenn man herausfindet, auf welchen Wegen seine Verpflegung zu ihm kommt?« Er schien tatsächlich der Wahrheit ungemütlich nahe zu sein.
    »Kein Zweifel«, sagte ich, »aber woher wissen

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